Das „Gießkannenprinzip“ ist meist keine gute Idee. Das betrifft nicht nur finanzielle Subventionen. Auch im heimischen Garten oder auf dem Balkon ist weniger oft mehr.
Was tun bei Hitze? Bornheimer Experte gibt Tipps zum richtigen Gießen

Christoph Hau setzt in seiner Gartenbaumschule auf effiziente Tropfbewässerung.
Copyright: Frank Engel-Strebel
„Ich rate meinen Kunden eher seltener zu gießen, dafür intensiver“, meint Christoph Hau, Inhaber der Gartenbaumschule Hau in Walberberg. Vor dem Hintergrund zunehmender Hitze- und Dürreperioden fragte die Rundschau nach, wie Experten wie Hau dem Thema begegnen. Manch einer, der bei über 30 Grad im Schatten seine Gewächse im Garten mit einer gut gefüllten Gießkanne versorgt, wundere sich, dass Pflanzen oder Rasenflächen trotzdem austrocknen oder gar verdorren.
Der Grund ist einfach: Eine große Menge Wasser kann, wie bei einem starken Regenereignis, von den trockenen Böden und damit von den Wurzeln nicht gut aufgenommen werden. Das Wasser fließt ab. Und wer gar einen der üblichen Wassersprenger nutzt, um seinen Rasen zu befeuchten, der erlebt einen anderen Effekt: „Das Wasser wird zwar über die Fläche verteilt, der größte Teil aber verdunstet direkt und landet nicht dort, wo er soll“, erläutert Hau gegenüber. Das verbraucht unnötige Ressourcen und geht auch noch ins Geld.
In seinem Betrieb setzt der Experte daher auf das System der Tropfbewässerung. Das ist simpel, effizient und schont das Portemonnaie. Eine Methode, die relativ unkompliziert funktioniere. So genannte Tropfschläuche werden über den Garten verteilt und an einen normalen Wasserhahn montiert. Alle 30 bis 40 Zentimeter werden die Pflanzen gleichmäßig über spezielle Löcher im Schlauch mit Wasser versorgt. Die Schläuche werden so auf dem Boden angebracht, dass sie kaum sichtbar sind und niemand darüber stolpern kann. Grasflächen, Stauden, Bäume oder Blumen werden so gleichmäßig bewässert und das wertvolle Nass verdunstet nicht.

Verschiedenfarbige Gießkannen zum Befüllen mit Regenwasser.
Copyright: Manfred Reinnarth
„Wer schaut sich schon gerne verdorrte Pflanzen an? Wir möchten doch alle lieber eine schöne, grüne Oase.“ Klimawandel und Dürre, das sind eben Themen, die Christoph Hau auch beruflich beschäftigen. Sorge, dass sein energieintensiver Betrieb unter Wasserknappheit leiden müsste, hat er nicht. Im Gegensatz zu besonders trocken Regionen in Deutschland wie Brandenburg, sei der Grundwasservorrat im Vorgebirge hervorragend. Schon vor Jahren hatten Bauern eigene Brunnen angelegt, die sehr gut gefüllt sind und auf die Betriebe wie seiner zurückgreifen können. Dennoch treibt ihn das Thema Trockenheit und Hitzeperioden um. Er spricht von „großen Herausforderungen“, vor allem wenn es, wie im Jahr 2021, fünf Monate lang gar nicht regnet: „Wir sehen ja bis heute, wie der Wald darunter leidet.“
Daher setzen Baumschulen darauf, Sortimente anzubieten, die klimaresistenter sind: „Birken oder Linden werden Sie kaum noch finden, die leiden zu sehr unter der Trockenheit.“ Hau setzt beispielsweise auf die Platane, den Ambabaum oder die Gingko-Pflanze mit ihren großen Fächerblättern, die eigentlich in China beheimatet ist: „Wir müssen lernen, welche Bäume bei Trockenheit künftig gut überleben können“. Bäume müssen aber auch dem anderen Extrem standhalten, etwa einem Starkregenereignis: „Keinem Baum tut es gut, wenn seine Wurzeln drei Wochen im Wasser stehen.“ Auf beide Situationen müssten sich auch Städte und Gemeinden einstellen, wenn sie Bäume oder Sträucher pflanzten, findet Hau.
Gartenwasserzähler kann Geld sparen
Eine Alternative zu Tropfschläuchen sind Wassersäcke. Sie werden am Baumstamm direkt angebracht und geben ebenfalls dosiert durch eine Membran Wasser ab, das auf diese Weise das Wurzelwerk benetzt. „Viele Kunden haben Angst, zu viel zu bewässern und dadurch zu viel Geld auszugeben“, weiß Hau. So manch einem fehle das Gefühl dafür, wie viel Wasser beispielsweise eine zehn Meter lange Tujahecke braucht: „Gieße ich die Hecke mit drei Eimern Wasser, dann ist das etwa mit der Menge eines Schnapsglases pro Meter vergleichbar“, führt Hau vor Augen. Der Fachmann hat noch einen Tipp parat, der bares Geld spart: den Gartenwasserzähler.
Stadt sucht weitere Gießpaten
Dutzende Bornheimer übernehmen als Grünpaten Verantwortung für die „Natur vor ihrer Haustür“ und es werden weitere Helfer gesucht. Gieß-Paten sollten je nach Größe des Baums täglich ein bis drei Kannen Wasser in die Nähe des Stammes kippen – am besten früh am Morgen. Beim Gießen von Straßenbäumen sollte man außerdem darauf achten, dass das Wasser auch wirklich vom Erdreich aufgenommen wird – insbesondere, wenn der Baum von Gitterplatten, Bürgersteigen und Asphalt umgeben ist. Die Kosten sind gering, so die Stadt: So koste ein Kubikmeter Trinkwasser aktuell 1,81 Euro und ein Kubikmeter Abwasser 3,29 Euro. Zusammengerechnet sind dies 5,10 Euro für 1000 Liter Wasser. Eine gefüllte Zehn-Liter-Gießkanne koste rund fünf Cent, bei Vorhandensein eines Gartenzählers also kaum zwei Cent. Die letzten heißen Sommer haben gezeigt, dass jeder einzelne Baum Schutz und Pflege benötigt. Daher freut sich die Stadt über alle, die eine Grünpatenschaft übernehmen. Ansprechpartnerin ist Irmgard Mohr vom Amt für Stadtgrün, Tel.: (0 22 22) 94 53 10, E-Mail: umwelt@stadt-bornheim.de.
Das Prinzip funktioniert so: Das Gerät wird ganz normal an einen Wasserhahn angeschlossen. Damit können Verbraucher nachweisen, dass das Wasser in ihrem Garten versickert, also nicht durch die Abwasserrohre fließt. Somit wird die Wassermenge von den Abwasserwerken auch nicht berechnet. Der gemessene Betrag wird von der Rechnung abgezogen. Es gibt weitere Tipps, Wasser zu sparen. So empfiehlt die Umweltorganisation Greenpeace, Regenwasser aufzufangen. Dafür wird lediglich ein einfaches Fass benötigt. Das kostbare Nass wird darin gesammelt und fließt somit nicht in die Kanalisation. Es gibt auch Behälter, etwa aus Ton, die im Garten eingegraben werden, und die das aufgefangene Wasser so an die Umgebung abgeben können.