„Geht nur um Kohle“Kritik an Neubauten in Bad Honnef – Reaktion der Verwaltung gefordert

Lesezeit 3 Minuten
Ein Bauprojekt in Bad Honnef.

Umstritten: 31 Wohneinheiten entstehen zurzeit mit dem Projekt „Rheintalgärten“ an der Konrad-Adenauer-Straße.

Bei einem Rundgang der SPD machten Bürger ihrem Unmut über die Neubauten in Bad Honnef Luft. Die sind nichts für den schmalen Geldbeutel.

„Die haben überhaupt kein Interesse am Ort, es geht nur um Kohle“, wetterte der Rhöndorfer Bürger Clemens Rode, der früher mal für die SPD im Stadtrat saß. Die Investoren für die „Rheintalgärten“ beispielsweise hätten an der Konrad-Adenauer-Straße eine Einfamilienvilla abgerissen, errichteten stattdessen gleich 31 neue Wohneinheiten in vier Gebäuden – „und verschwinden wieder“, kritisierte Rode am Donnerstag.

Einige Minuten später sprach eine Bürgerin an der Drachenfelsstraße vor den zwei wuchtig wirkenden Neubauten, die in Zweierreihe nahe des Ziepchensplatzes entstanden sind, von „gnadenlos“.

SPD Bad Honnef lud zu „städtebaulichem Spaziergang“ein

Die Masse und Größe der Gebäude, die in dem kleinen Ort am Fuße des Drachenfels zuletzt errichtet worden sind beziehungsweise gerade gebaut werden, stößt bei vielen Bürgern nach wie vor auf Kritik. Das wurde am Donnerstag bei einem „städtebaulichen Spaziergang“ deutlich, zu dem die SPD-Ratsfraktion eingeladen hatte.

Wolfram Freudenberg, Ratsmitglied und planungspolitischer Sprecher seiner Fraktion, warf der Stadtverwaltung von Bürgermeister Otto Neuhoff bei der Gelegenheit vor, den Paragrafen 34 des Baugesetzbuches „einseitig und zu investorenfreundlich“ auszulegen. Demnach sind Neubauten zulässig, wenn sie sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen.

Stadt verteidigte Neubauten an der Konrad-Adenauer-Straße

Als die Rundschau im März vorigen Jahres den Bauboom im kleinen Ort zum Anlass für einen Rundgang mit dem Rhöndorfer Urgestein Peter Profittlich nahm, da kritisierte auch der Vize-Bürgermeister von der CDU die Bad Honnefer Stadtverwaltung. Sie habe „kein Gespür mehr dafür, was eine ortsübliche und angemessene Bebauung ist“.

Fabiano Pinto, Geschäftsbereichsleiter Städtebau bei der Stadt Bad Honnef und künftig Technischer Beigeordneter in Königswinter, hatte damals etwa die Genehmigung der Bauten an der Konrad-Adenauer-Straße mit Blick auf die Nachbarbebauung verteidigt und den fraglichen Paragrafen als „Basisplanungsrecht“ bezeichnet.

Bürger schauen sich eine Baustelle an.

Die Baustelle für ein Mehrfamilienhaus an der Konrad-Adenauer-Straße nahmen die Teilnehmer des SPD-Ortstermins am Donnerstag auch in Augenschein.

Sozialdemokrat Wolfram Freudenberg forderte jetzt gleichwohl eine stärkere Einbindung der Politik in solche Entscheidungen. „Das ist im politischen Raum nicht diskutiert worden“, kritisierte er unter anderem mit Blick auf die beiden Neubauten in Zweierreihe an der Drachenfelsstraße. Womöglich wären sie dann weniger groß ausgefallen.

Diskussion um Neubauten in Bad Honnef beschäftigt die Verwaltung

Die Politik hat allerdings inzwischen auf die Diskussionen und Sorgen reagiert, nachdem die Entwicklung auch den Bürger- und Ortsverein alarmiert hatte. Der Ausschuss für Stadtentwicklung hat Ende März auf Antrag von FDP, Bürgerblock und CDU beschlossen, die Verwaltung prüfen zu lassen, welche Möglichkeiten die Anwendung „städtebaulicher Satzungen wie Denkmalbereichs-, Erhaltungs- und Gestaltungssatzung“ für den Schutz historischer Ortskerne bieten können.

Das soll mit Blick auf den Ziepchensplatz (Rhöndorf), den Annaplatz (Rommersdorf) und den Marktplatz (Bad Honnef) sowie den jeweils umliegenden Straßen untersucht werden. Für die Aufstellung von Bebauungsplänen fehlten zwar die Verwaltungsressourcen, die drei Satzungen   könnten aber in ausgewählten Gebieten einen „zeitnahen Schutz ermöglichen“, hieß es in dem Antrag. Der ist laut den Ratsmitgliedern Wolfram Freudenberg (SPD) und Klaus Wegner (Grüne) einstimmig beschlossen worden.

Rhöndorfer Neubauten sind keine Projekte für „schmalen Geldbeutel“

„Es geht nicht nur um Größe und Masse der Bauten“, klagte unterdessen beim Ortstermin am Donnerstag die Rhöndorferin Nanni Hochköpper. Die drei Baustellen auf gefühlt 100 Metern an der Konrad-Adenauer-Straße – dort entstehen zurzeit neben den „Rheintalgärten“ schräg gegenüber ein Mehrfamilien- sowie ein sehr großes Einfamilienhaus – verringerten über Jahre hinweg die Lebensqualität. So seien 100 Bohrpfähle in den Boden gerammt und sogar Nachtarbeit sei genehmigt worden, kritisierte die Diplom-Ingenieurin für Hochbau.

Clemens Rode hatte unterdessen zuvor darauf hingewiesen, dass die Rhöndorfer Neubauten keine Projekte für den schmalen Geldbeutel sind. So kostet eine noch verfügbare Zweizimmerwohnung mit 54 Quadratmeter Wohnfläche in den „Rheintalgärten“ laut Internetseite der Bonava 375.900 Euro. Eine Fünfzimmerwohnung mit Dachterrasse (144 Quadratmeter) wurde dort am Freitag mit 1.099.900 angeboten. Ein Unternehmenssprecher hatte zu Baubeginn von „ortsüblichen Preisen“ gesprochen.

Rundschau abonnieren