Klage gegen Rhein-Sieg-KreisBUND geht gegen Umbau am Burghof in Königswinter vor

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Mitten im Naturschutzgebiet Siebengebirge liegt der Burghof. 

Königswinter – Der BUND Rhein-Sieg, dessen Sprecher Achim Baumgartner auf juristischem Wege zuletzt die Open-Air-Konzerte auf der Insel Grafenwerth verhindert hat, streitet sich erneut mit dem Rhein-Sieg-Kreis vor dem Verwaltungsgericht. Diesmal geht es um den Burghof, das historische Gemäuer in Sichtweite von Schloss Drachenburg, in dem der neue Eigentümer Bernd Siebdrat nach Jahrzehnten des Leerstands ein Lokal („Siebengebirgsalm“) mit mehreren Ferienwohnungen realisieren will. Die Stadt Königswinter bestätigte unterdessen am Dienstag auf Anfrage, dass die Arbeiten an dem Denkmal zunächst untersagt worden sind.

Baumgartner fordert Befreiungsverfahren

„Wie im Fall Grafenwerth soll wieder eine Kungelei und ein einfaches ,Benehmen’ des Kreises ein gesetzliches Befreiungsverfahren, diesmal für ein ganzes Hotel, ersetzen“, schreibt Baumgartner in einer Pressemitteilung. Demnach hat der BUND NRW eine Partizipationserzwingungsklage beim Verwaltungsgericht Köln eingereicht.

Ziel sei es, das vorgeschriebene naturschutzrechtliche Befreiungsverfahren einschließlich Beteiligung der Naturschutzverbände zu erreichen. Dem Rhein-Sieg-Kreis wirft Baumgartner vor, naturschutzrechtlich auf Betriebs- und Baugenehmigungen des Burghofs von vor über 30 Jahren zurückzugreifen, als es noch kein Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiet (FFH-Gebiet) im Siebengebirge gegeben habe. Das sei absurd und abwegig.

Der Rhein-Sieg-Kreis reagierte zunächst zurückhaltend: Der Eilantrag beim Verwaltungsgericht Köln sei am Dienstag bei der Kreisverwaltung eingegangen. „Wir werden ihn nun prüfen und über die weiteren Verfahrensschritte entscheiden“, teilte eine Sprecherin mit.

Bauarbeiten am Burghof am Drachenfels wurden gestoppt

Derweil bestätigte die Stadt Königswinter auf Anfrage Aussagen des BUND, wonach die Arbeiten am Burghof gestoppt worden sind. „Die nicht genehmigten Bauarbeiten“ am Burghof seien am Freitag „mündlich untersagt“ worden. „Die entsprechende Stilllegungsverfügung wurde heute versendet.“

Und zu den Gründen heißt es: „Die Arbeiten wurden untersagt, da festgestellt wurde, dass zusätzlich zu den Sicherungsarbeiten mit genehmigungspflichtigen Bauarbeiten begonnen wurde, ohne dass eine Baugenehmigung oder eine denkmalrechtliche Erlaubnis erteilt wurde.“

Historie

Urkundlich wurde der Burghof erstmals 1666 erwähnt. 1811 wurde er als Wein- und Kaffeewirtschaft genutzt. 1881 kaufte Stephan von Sarter, der Erbauer der Drachenburg, den Hof und nutzte ihn als Wohnsitz. 1885 wurde die Gastwirtschaft wieder eröffnet und 1904 ließ Sarters Erbe Jakob Hubert Biesenbach das Hauptgebäude nach Abbruch als Berghotel im Schweizer Chalet-Stil neu erbauen.

Bis Mitte der 80er Jahre gehörte der Burghof zum Besitz von Schloss Drachenburg. Seit 1989 die Konzession für das Hotel erlosch, stand der Burghof leer. Nach mehreren Eigentümerwechseln besitzt seit Herbst 2019 Bernd Siebdrat den Burghof. (mmn)

Bernd Siebdrat sagte dazu, es gebe „keine grundsätzlichen Schwierigkeiten“. Manche Dinge seien „ein bisschen auch Auslegungssache“. Siebdrat: „Das ist kein Drama.“ Zuvor hatte er betont, dass er ganz eng mit dem Bauamt der Stadt Königswinter zusammenarbeite. Bisher seien am Burghof nur Sicherungsmaßnahmen durchgeführt worden, um das Gebäude für die Zukunft zu stabilisieren.

Im Bauantrag habe ein Detail zum Brandschutz gefehlt, das diese Woche nachgereicht worden sei. Er rechne bald mit einer Baugenehmigung. Die Stadt Königswinter bestätigte, dass sie derzeit die vom Eigentümer eingereichten Bauantragsunterlagen prüfe.

„30 Jahre Leerstand lassen sich nicht wegdiskutieren, aber ich habe mit dem Haus im Turm in Rhöndorf schon einige Erfahrungen gesammelt, die ich hier einfließen lassen kann“, hatte Siebdrat vor rund zwei Jahren gesagt, als er der Redaktion dieser Zeitung einen Einblick in das sanierungsbedürftige Gemäuer erlaubte und sein Konzept der Siebengebirgsalm erläuterte.

„Naturschutz höher zu bewerten als private Interessen“

Nach Einschätzung des BUND kann unterdessen auch ein Befreiungsverfahren, das er juristisch durchsetzen will, nicht zur Genehmigung des Projekts führen. Der Naturschutz sei höher zu bewerten „als privatwirtschaftliche Interessen an einem Hotelbauvorhaben (...)“. Baumgartner bringt stattdessen – passend zum Naturschutzgebiet Siebengebirge – eine Nutzung des Burghofes als Naturparkhaus oder Zweigstelle der Biologischen Station ins Gespräch.

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