JubiläumDrachenfelsbahn in Königswinter fährt seit 140 Jahren – Ausstellung eröffnet

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Eine historische Aufnahme der Drachenfelsbahn

Diese historische Aufnahme der Drachenfelsbahn ist wohl zwischen 1947 und 1958 entstanden.

Am 13. Juli 1883 wurde die Drachenfelsbahn eröffnet. Nun wird das Jubiläum mit einer Ausstellung gefeiert.

Bisher, sagt der Historiker Ansgar Klein, sei die Quellenlage recht dürftig gewesen. Es habe eine Handvoll Akten aus dem Archiv der Stadt Königswinter und vom Heimatverein Siebengebirge sowie einige historische Artikel aus den Lokalzeitungen gegeben.

Doch die Quellenlage änderte sich für den Historiker schlagartig, als er in den Wintermühlenhof eingeladen wurde. „Ich war baff erstaunt, dass hier noch die Akten von 1880 zu finden sind.“ Das seien quasi die Vorverhandlungen für den Bau der Drachenfelsbahn gewesen.

Akten über die Drachenfelsbahn reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück

Die hatte erst im Juli 1883 ihre Jungfernfahrt. „Das ist cool, oder?“, zeigt sich Fiona Streve-Mülhens Achenbach begeistert, als Ansgar Klein aus einer der alten blauen Akten einen langen Plan heraus faltet. Er stammt vom Dezember 1882. Und er zeigt, welche Grundstücke die Allgemeine Lokal- und Straßenbahngesellschaft Berlin schon für ihr Projekt Drachenfelsbahn gepachtet oder gekauft hat.

Klein weist auf ein Detail hin: Schloss Drachenburg fehlt noch auf dem Plan. Das heute historische Gemäuer wurde „erst“ 1883/84 errichtet. Dass der Historiker Einblicke in bisher kaum bekannte Dokumente erhält, ist einem Doppeljubiläum zu verdanken, das in diesen Tagen in Königswinter gefeiert wird. 140 Jahre Drachenfelsbahn (13. Juli 1883) und 100 Jahre Bergbahnen im Siebengebirge AG (13. Juli 1923).

Fiona Streve-Mülhens Achenbach, Nachfahrin der berühmten „4711-Dynastie“ und Mitgesellschafterin der inzwischen als GmbH firmierenden Bergbahngesellschaft, hat Ansgar Klein eingeschaltet. Es gehe ihr darum, die Geschichte des Unternehmens ordnungsgemäß und professionell aufzuarbeiten, wie sie sagt.

Ausstellung in der Talstation präsentiert die Bergbahnen des Siebengebirges

Dafür brauche es einen Historiker oder eine Historikerin. „Ich will weg vom Hörensagen“, betont die Mitgeschäftsführerin, die Ansgar Klein die Firmen- und auch Familienunterlagen zugänglich gemacht hat. „Anfangs waren es ungefähr 50 Akten, aber Woche für Woche kam mehr dazu“, berichtet Klein.

Ziel seiner Recherchen ist zum einen eine Ausstellung über die Bergbahnen im Siebengebirge, die ab dem 13. Juli in der Talstation der Drachenfelsbahn zu sehen sein wird. Dort war zuletzt eine Präsentation über die Familie Mülhens und ihre Verbindung zu Königswinter („Eine bewegte Familiengeschichte“) ausgestellt. Die wurde auch in einer kleinen Broschüre zusammengefasst. Und das soll auch mit Kleins Recherchen zu den Bergbahnen geschehen. Längerfristiges Ziel sei zudem eine wissenschaftlich fundierte Arbeit.

Ansgar Klein hat sich derart tief in die Materie hineingearbeitet, dass er dank des Aktenstudiums mühelos alle Zahlen und Details und Namen nennen kann. Die im Juli 1883 gestartete Drachenfelsbahn sei von Anfang eine Erfolgsgeschichte gewesen. Schon im zweiten Jahr fuhren 100 000 Menschen mit der Zahnradbahn. In den 1950er und 1960er Jahren seien es jeweils rund 700 000 Gäste gewesen. „Doppelt so viele wie heute“, ergänzt Fiona Streve-Mülhens Achenbach.

Der Petersbergbahn, die 1889 ihren Betrieb aufnahm, ging es nicht ganz so gut. Sie führte zum Hotel auf dem Petersberg, das Paul Nelles dort hatte errichten lassen. Die Fahrgastzahlen seien bei weitem nicht so hoch gewesen, berichtet Ansgar Klein, „so dass nach fünf Jahren schon erste Verluste eingefahren wurden. Davon hat sich die Bahn eigentlich nicht mehr erholt.“

1958 wurde ihr Betrieb eingestellt. Quasi in einem Unternehmen zusammengeführt wurden die Bahnen zuvor durch den Kölner Duftwasser-Fabrikanten (4711) Ferdinand Mülhens I. (1844-1928), der sich auf den Wintermühlenhof zurückgezogen hatte und früh das Potenzial Königswinters und des Siebengebirges als Ziel von Touristen erkannte. Mülhens kaufte 1911 das Hotel auf dem Petersberg und 1912 die beiden Bahnen (von der Petersbergbahn AG die Aktienmehrheit, die Drachenfelsbahn durch Kauf der Mobilien und Immobilien).

Der 13. Juli 1923 war der Gründungstag der Bergbahnen im Siebengebirge AG. Einige Highlights aus der Geschichte für die Bahn und für ihre Umgebung: Die Umwandlung der Talstation in den 1950er Jahren, die Verlegung der Mittelstation von der Nibelungenhalle in Höhe von Schloss Drachenburg, der (Beton-) Neubau in den 1970er Jahren auf dem Plateau, die neue Talstation im Jahre 2005 (gefördert aus dem Bonn-Berlin-Ausgleich), die umfassende Sanierung von Schloss Drachenburg (ein 30-Millionen-Euro-Projekt), die Modernisierung der Mittelstation sowie nicht zuletzt im Zuge der Regionale 2010 der Bau des Glaskubus anstelle des Betonbaus im Jahr 2013. „Jetzt haben wir“, sagt Fiona Streve-Mülhens Achenbach, „im Prinzip einen neuen Berg.“


Schwarzer Tag für die Drachenfelsbahn

Ein schwarzer Tag für die Drachenfelsbahn war der 14. September 1958. Bei einer Talfahrt mit einer alten Dampflokomotive – die Elektrifizierung war schon 1953 eingeleitet worden, aber noch nicht komplett umgesetzt – blockierten durch die Bremswirkung von zwei Bremsen gleichzeitig die Zahnräder. Die Lok und einer von drei Waggons entgleisten und kippten um. 17 Menschen kamen bei dem Unfall ums Leben, 112 wurden verletzt. Es war eines der größten Bahnunglücke der Nachkriegszeit, weiß Ansgar Klein. „Die Familie hat sich sehr gekümmert“, sagt der Historiker. Vor allem Luise Mülhens (1914-1990), die Großmutter von Fiona Streve-Mülhens Achenbach, habe eine entscheidende Rolle gespielt und sich persönlich um die Verletzten im Krankenhaus gekümmert. „Sie war sehr fürsorglich, auch als Unternehmerin“, betont ihre Enkelin.

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