FahrradklimaKönigswinters Bürgermeister nimmt schlechte ADFC-Note als Ansporn

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In Königswinter fährt ein Radfahrer trotz versetzter Sperren und Fußgängerzonen-Ausschilderung über die Rheinpromenade.

In Höhe des Eselsbrunnens und der Stadtbahnhaltestelle Königswinter-Fähre müssen Radfahrer eigentlich absteigen.

Während Bad Honnef beim ADFC-Fahrradklimatest als „Aufholer“ ausgezeichnet wird, schneidet die Königswinter im Kreis am schlechtesten ab.

Das nennt man denn wohl Kontrast: Während Bad Honnef beim jüngsten Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) einen Sprung nach vorne macht und als „Aufholer“ eine Auszeichnung erhält, bildet die Nachbarstadt Königswinter im Rhein-Sieg-Kreis das Schlusslicht. Sie bekommt nur die Gesamtnote 4,5 (Bad Honnef: 3,6).

Königswinter liegt damit im Bundesvergleich (in der Ortsgröße 20 000 bis 50 000 Einwohner) nur auf Platz 432 (von 447) und im Landesvergleich auf Platz 122 (von 125). Bad Honnef kommt in diesem Vergleich auf die Plätze 69 beziehungsweise 29. Zur Erinnerung allerdings: Die Auswertung ist nicht repräsentativ. In Königswinter machten 180 Teilnehmer mit, in Bad Honnef 232.

Bürgermeister will mehr Bad Honnefer häufiger aufs Fahrrad bringen

Die Stadt Bad Honnef hat in der jüngeren Vergangenheit einen stärkeren Fokus aufs Radfahren gelegt. Bürgermeister Otto Neuhoff wird nicht müde zu betonen, er wolle mehr Bürger häufiger aufs Fahrrad bringen. So hat die Stadt ein Radverkehrskonzept erarbeitet, Umlaufsperren am Rheinradweg durch Fahrbahnwellen ersetzt, Abstellmöglichkeiten durch sogenannte „Fahrradnadeln“ vervielfacht und an kritischen Kreuzungen – wie am Knoten Hauptstraße/Luisenstraße/Bismarckstraße/Am Spitzenbach – die Radwege eindeutig markiert.

Die Stadt Königswinter dürfte sich dagegen unter den Radfahrern keine Freunde gemacht haben mit der Ausweisung einer Fußgängerzone auf der Rheinpromenade. Dort gilt seit 2018 auf 1,5 Kilometer Länge die Regelung „Radfahrer frei“, die damit Schrittgeschwindigkeit fahren müssten. Am Eselsbrunnen gilt sogar ein Fahrverbot, an das sich aber kaum jemand hält.

Problematisch in der Drachenfelsstadt ist – ähnlich wie in Bad Honnef – die fehlende Berg-Tal-Verbindung, was gerade Thema war beim Besuch von NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer, ohne dass allerdings Konkretes beschlossen wurde. Besonders negativ bewerten die Klimatestteilnehmer in Königswinter die Punkte „zügiges Radfahren“, „Erreichbarkeit Stadtzentrum“ und „Fahrradförderung in letzter Zeit“.

Für den ADFC ist das schlechte Abschneiden Königswinters unterdessen „keine Überraschung“. Dr. Peter Lorscheid, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC rechtsrheinisch in der Pressemitteilung des Clubs: „Der Radverkehr wird entlang des Rheins total ausgebremst und ist teilweise nicht möglich, während Autos weiterhin die Uferpromenade nutzen dürfen. Die Bergorte sind nicht mit Königswinter verbunden, die Situation auf dem Rheinradweg katastrophal.“

Ein Radfahrer fährt über markierte Bodenwellen auf dem Rheinradweg in Rhöndorf, ein Straßenschild weist auf die Unebenheiten hin.

Bodenwellen ersetzen am Rheinradweg bei Bad Honnef-Rhöndorf die bei Radfahrern ungeliebten Umlaufsperren.

In acht Kategorien werde die Stadt mit 5 und schlechter bewertet. Die Note 5,2 für die Radverkehrsförderung in den letzten zwei Jahren „sollte der Stadt zu denken geben“. Bad Honnef hat hier die Note 3,6.

Königswinters Bürgermeister Lutz Wagner will das schlechte Abschneiden als zusätzlichen Ansporn nehmen, wie er am Dienstag auf Anfrage sagte. Im Mai 2022 hat der Ausschuss für Stadtentwicklung beschlossen, ein Radverkehrskonzept in Auftrag zu geben.

Kurzfristig sollen in Königswinter mehr Abstellanlagen installiert werden

Wagner kündigte an, dass sich demnächst ein Büro mit der Verbesserung des innerörtlichen Radwegenetzes – also die parallel zur Bahntrasse verlaufende Strecke – befassen soll. Kurzfristig würden zusätzliche Abstellanlagen installiert, die Ausschilderung von Radwegen werde verbessert.

Wegen des Ausbaus des Rheinradwegs beziehungsweise der Ausweisung einer Fahrradstraße zwischen Fährstraße in Niederdollendorf und dem Bootshaus in Oberkassel warte man nur noch auf die schriftliche Genehmigung des Rhein-Sieg-Kreises. Wagner: „Dann können wir sofort loslegen.“

Eine Radfahrerin fährt auf dem relativ schmalen Fuß-Radweg entlang der stark befahrenen Landesstraße 268 in Höhe des Klosters Heisterbach.

Eine gute ausgebaute Radwege-Verbindung Berg-Tal (hier am Kloster Heisterbach an der Landesstraße 268) fehlt im Siebengebirge.

Bürgermeister Otto Neuhoff, der die Auszeichnung für die überdurchschnittliche Verbesserung in Berlin entgegennahm, erklärte, man sei zwar auf der langen Liste weit nach vorne gerutscht. „Allerdings sind wir noch lange nicht am Ziel, richtig ,gut’ und besonders attraktiv für Radfahrer zu sein.“ Aus Sicht des ADFC ist die Entwicklung in Bad Honnef „aufsehenerregend“.

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