AusstellungSiebengebirgsmuseum zeigt wie früher im Rhein gebadet wurde

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Um 1925 entstand dieses Foto am Strandbad in Rhöndorf.

Königswinter – Die kleine „Bade-Anzeige“ aus Königswinter datiert vom 22. Juni 1836: „Den Bewohnern hiesiger Gegend und sich hier aufhaltenden Fremden dient zur Nachricht, daß von jetzt an in einem bequem und zweckmäßig eingerichteten Schiffe warme und kalte Flußbäder zu haben sind.“

Mit ihrem Badeschiff, das seinerzeit zunächst nur der Hygiene, also dem Baden, diente, waren die Drachenfelsstädter zu der Zeit sehr früh dabei, weiß Christiane Lamberty. Aber irgendwann war der einfache schwimmende Pavillon nicht mehr schick genug, auf Druck der Wirtevereinigung und auf Wunsch von Touristen wurde er mit einer schwimmenden Badeanstalt kombiniert. Aber auch sie noch als geschlossenes Gebäude auf dem Rhein, so dass Männer und Frauen – wie es sich für die Zeit gehörte – fein getrennt ein Bad nehmen konnten.

Programm

Im Rahmen der Ausstellung findet am Internationalen Museumstag eine Themenführung statt: Sonntag, 15. Mai, 15 Uhr; Eintritt frei.

Ein Vortrag in der Reihe „Kostprobe“ zum „Badespaß am Rhein“ steht am Mittwoch, 25. Mai, auf dem Plan: 18 Uhr, Eintritt sieben Euro (5,50). (csc)

„Ein tolles Bild“, sagt Lamberty über ein Foto, das um 1910 entstanden ist und Frauen in dem Badeschiff zeigt. Stark vergrößert ist es ein Blickfang in der neuen Sonderausstellung im Siebengebirgsmuseum. „Badespaß am Rhein“ ist der Titel der von Lamberty kuratierten Präsentation.

Fotos, Dokumente und Installationen

In den drei Sonderausstellungsräumen wird bis zum 16. Oktober anhand von historischen Darstellungen, Fotos, Dokumenten und Installationen die Geschichte des Badens am Rhein nachgezeichnet. Ausgehend von den geschlossenen Badeschiffen in der Zeit etwa von 1800 bis 1900 und weiter über die ab 1920 überaus populär werdenden „Strandbäder“, mit denen die Rheinländer laut Lamberty ein Stück weit den Nord- und Ostseebädern nacheiferten, die zur „Sommerfrische“ einluden.

Ihren Abschluss findet die Ausstellung mit dem Boom der Freibäder, die von den Nationalsozialisten besonders gefördert wurden. „Jedes Dorf bekam sein Freibad“, sagt Lamberty und zählt unter anderem Rottbitze, Aegidienberg, Himberg, Asbach oder Uckerath auf.

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Steht quasi mitten in einem Badeschiff: Kuratorin Christiane Lamberty vor einem Foto mit badenden Frauen.

Breiten Raum nehmen in der Ausstellung die beliebten Strandbäder ein, die es in Oberkassel, Königswinter, Rhöndorf und Honnef gab und von denen sehr schöne historische Aufnahmen zu sehen sind. 1912 eröffnete etwa das Strandbad Oberkassel, das ab 1928 Platz für mehr als 10.000 Besucher bot und sich als Austragungsort für Schwimmwettkämpfe eignete.

Zögerlich, so erfährt man, waren die konservativen Honnefer; erst 1921 wurde ein Strandbad am Rheinarm angelegt, das 1922 an die Nordspitze der Insel Grafenwerth verlegt wurde.

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Nicht fehlen darf beim Thema Baden und Schwimmen natürlich die Frage von Schicklichkeit und Anstand in der jeweiligen Zeit. Die Forderung der Fuldaer Bischofskonferenz von 1925, in den Schwimmanstalten für „eine vollständige Trennung der Geschlechter“ zu sorgen, wird ebenso aufgegriffen, wie der „Zwickelerlass“ von 1932: Er untersagte das Tragen „anstößiger Badekleidung“ für Männer wie Frauen...

 Siebengebirgsmuseum, Kellerstraße 16, 53639 Königswinter, (02223) 3703. 

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