„Fabrikanten“Hotspot Factory in Königswinter zeigt Arbeiten von sechs Kunstschaffenden

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Ein Besucher in der Ausstellung neben einem Foto, das den Bonner Hofgarten und die Universität zeigt.

Parents for Future“ ist der Untertitel dieses Fotos von Nils Hanke aus der Reihe „Inferno“ zu einer Demo an der Bonner Universität,

In der Hotspot Factory, dem alten Gebäude der Zera-Fabrik in der Altstadt von Königswinter, ist eine neue Ausstellung zu sehen.

„Fabrikanten“ sind sie doch immer, die Künstler und Künstlerinnen, wenn sie ihre Kunst fabrizieren. In diesem erweiterten Sinn ist in Königswinter die neue Ausstellung in der Hotspot Factory, dem alten Gebäude der Zera-Fabrik, zu verstehen.

Und wie immer sind Helmut Reinelt und Franca Perschen die organisierenden Drahtzieher, sie sind es, die Künstler und Künstlerinnen motivieren und herbeiholen. 

Erinnerung an mittelalterliche Hölllenbilder

„Aktuell“ in der Kunst zu sein, das heißt bei Helmut Reinelt, den Zubiss seiner KI-generierten Fotografien schonungslos härter werden zu lassen. Seine Fotos sind gefüllt mit einem unübersehbaren Gewimmel von durcheinander stürzenden Soldaten, ausgestreckten Händen und weiten Gesten. Es ist ein wahrer Höllensturz und erinnert durchaus an mittelalterliche Höllenbilder.

Moritz Kral geht dagegen den introvertierten Weg. Auf seinem zweiteiligen Diptychon lässt er im ersten Bild die Betrachter in sein blaues Atelier schauen, mit Blick durch die Decke in den Wolkenhimmel. Hinter einem Gewirr von leeren Keilrahmen verbergen sich zwei Figuren. Im bräunlich gehaltenen Gegenbild zerfließen die kantigen Leisten und werden zu einem knochig organischen Gerüst, auf dem ein trauernder Bauarbeiter sitzt.

Ein Bild mit einem unübersehbaren Gewimmel von durcheinander stürzenden Soldaten.

An mittelalterliche Höllenbilder erinnert dieses Werk von Helmut Reinelt.

Immer wieder treten in den Hotspot-Ausstellungen Schüler der Düsseldorfer Kunstakademie auf, wie Maximilian Siegenbruk, der 1990 in Leipzig geboren ist und 2019 den Akademiebrief an der Düsseldorfer Akademie erhielt. Seine Bilder sind gespickt voll mit abstrakten spitz zulaufenden Formen, die sich in eine säulenartiger Skulptur im Raum fortsetzen. Konstruktion oder Dekonstruktion, das ist hier die Frage.

Demos mit der Drohne fotografiert

Der Bonner Fotograf Nils Hanke hat für seine Arbeiten eine Drohne in 80 oder 100 Metern Höhe zum Einsatz gebracht und sie über Hamburg und über Bonn fliegen lassen. Der Künstler, der der „Friday for Future“-Bewegung angehört und gern Demos von oben fotografiert, hat wohl den originellsten Hängeplatz für seine Bilder in der Fabrik gefunden. Seine Arbeiten hängen auch im Zählerkasten.

Die Bonnerin Jaqueline Fette, die ihre Ausbildung bei Alanus absolviert hat, versteht sich auch als Literatin, und so leitet eine wandfüllende handbeschriebene Papierrolle ihre Fotoserie ein. Es geht dabei um sie selbst und um die Verarbeitung einer Misshandlung. „I reclaim my body“ heißt es auch in den hinzugefügten Porträtfotos. „Was gehört mir wirklich?“, ist die letzte Frage in ihrem Gedicht.

Wie Kunst fabriziert wird, das führt die aus Mecklenburg stammende Hanka Faerber in haptischer Deutlichkeit vor, man kann dabei sein, wie sie ihre nächste Ausstellung mit breitem Pinsel und viel Leim vorbereitet.

Die Ausstellung in der Hotspot Factory in Königswinter, Kellerstraße 4, ist noch bis zum 28. April zu sehen und ist Samstag und Sonntag jeweils von 12 bis 17 Uhr geöffnet.

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