Bis November kann im Siebengebirgsmuseum die Ausstellung über die Beziehungen zwischen Mensch und Tier besucht werden.
Von Heiler Welt, Wald und ViehabtriebAusstellung „Mensch und Tier“ in Königswinter eröffnet

Ausstellung Siebengebirgsmuseum Menschen und Tiere Museumsleiterin Dr. Sigrid Lange (links) und Kunsthistorikerin Irene Haberland betrachten das Bild 'Rehfamilie auf einer Waldwiese' von Gustav Zick von 1863.
Copyright: Ralf Klodt
Vielleicht ist es der kleine Schmetterling, 1925 auf Holz gemalt von Magda Kröner, der schon eingangs auf dem Weg zur eigentlichen Ausstellung voranflattert. Doch bald treten andere Tiere auf, die in der gegenwärtigen Ausstellung „Mensch und Tier“ ihre Wiesen und Ställe, Häuser und Wälder verlassen haben.
Schön wurde diese Bildreihe für das Siebengebirgsmuseum von Dr. Irene Haberland mit Werken von musealen und privaten Leihgebern zusammengestellt. Dazu zählen die Bonner Dr. Axe-Stiftung, das Mittelrhein-Museum Koblenz, das Bonner Stadtmuseum und das LVR- Landesmuseum, das sogar ein Bild extra für diese Ausstellung im Siebengebirgsmuseum restaurieren ließ. Hinzu kommen private Leihgeber und natürlich auch schon – voller Stolz präsentiert – ein kleiner Eigenbesitz an Bildern.
Werke über Wald und Mensch führen durch drei Jahrhunderte der Kunst
Die Werke führen durch mehr als drei Jahrhunderte und die Kuratorin hat insbesondere die unterschiedlichen Beziehungen zwischen Mensch und Tier herausgearbeitet. Die Schau erwächst thematisch in der grauen Vorzeit der Mythen und Märchen.
Das geflügelte Pferd Pegasus zieht in einem Entwurf von Januarius Zick für die Fresken im Koblenzer Schloss den Wagen der Aurora über den Himmel. Diese Allegorie der aufgehenden Morgenröte erfreute die fürstlichen Kreise im 18. Jahrhundert. Und zu den Märchen gehört auch „Rotkäppchen und der Wolf“, Ende des 19. Jahrhunderts dargestellt in den Lithografien von Gustav Doré, einem damals hoch angesehenen Illustrator und Zeichner.
Ausstellung in Königswinter: Szenen vom Viehabtrieb und Dorfpost
Schließlich tritt der Besucher in den großen Saal und ein anderer Wind weht in den großen Historienbildern. Mit Pulverdampf in der Ferne und kühnen Reitern auf rassigen Pferden ist 1688 die „Belagerung von Namur“ dargestellt.
Überhaupt die Pferde. Sie erhalten den Zuschlag in der Ausstellung noch vor den Hunden, die nicht nur von Kindern liebevoll gepflegt werden, wenn sie krank sind, sondern die auch vor einen kleinen Leiterwagen gespannt sind und dabei im Trab davonrennen. Und wer sitzt in diesem Hundegespann? Es ist ein aufmerksam ins Blatt vertiefter Zeitungsleser, der 1901 den Zeitungsexpress mit der Dorfpost über Stock und Stein weiterbefördert, gemalt von dem Genremaler Hubert Salentin.
Zeitreise für Groß und Klein im Siebengebirge
Für die Freunde und Freundinnen der Rheinromantik, sind wie immer in dieser Ausstellungsreihe, idyllische Veduten und malerische Winkel festgehalten. Doch das Augenmerk gilt den Tieren. Da geht es in Altenahr um den Viehabtrieb vor der steilen Felskulisse, so gesehen 1834 auf einem Bild von Johann Wilhelm Schirmer, der zur ersten Malergeneration der Düsseldorfer Malerschule gehört und damals die Kunstwelt auf sich aufmerksam macht. Als Schüler von Wilhelm Schadow erhielt er vier Jahre später im Salon de Paris eine goldene Medaille.
Wunderbares Geflügel in Form von einem bunten Pfau, einem farbenprächtigen Gockel, einem gescheckten Truthahn samt Perlhühnern offeriert der Tiermaler Carl Jutz um 1903 und man weiß nicht wo man sich befindet, denn der Blick geht über die Bauernkate hinaus zum Drachenfels und auf dem Plateau unterhalb der Ruine ist das Freiheitsdenkmal zu sehen.
Das Biedermeier lässt grüßen in possierlichen Kinderbildern wie die „Kinder des Ernst Eugen de Weerth“ zeigen, um 1850 gemalt von dem in Bonn bekannten Maler Peter Schwingen (1813 -1863). Drei pausbäckige kleine Kinder posieren sich um ihren Lieblingshund, der sicher taktischerweise mit auf das Bild sollte, denn hätte man sonst so lange für den Maler Modellsitzen können.
Aber natürlich geht es auch auf die Jagd und in den Wald. Der stolze Hirsch im Gebirge röhrt zwar nicht, wie später der ans Biedermeier anschließende Wohnzimmerkitsch. Aber die „Rehfamilie“ auf der lichten Waldwiese von Gustav Zick, gemalt um 1863 enthält doch alle Elemente einer allzu heilen Welt. Jedenfalls werden sicher Groß und Klein auf dieser Zeitreise ihre Entdeckungen machen und manche denken vielleicht auch, dass sinnlich ästhetische Wahrnehmungen durch nichts zu ersetzen sind.
Die Ausstellung geht bis zum 2. November, dienstags bis freitags 14 bis 17 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, Sonn- und Feiertage 11 bis 18 Uhr. Kuratorenführungen am 15. Juni und 12. Oktober, jeweils um 15 Uhr.