Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kostenpflichtige Corona-SchnelltestsSo reagieren Bürger und Betreiber in der Region

4 min

Eines der wenigen Testzentren hat in der Rheinbacher Weiherstraße noch geöffnet. 

Rhein-Sieg-Kreis – Der Corona-Schnelltest ist für Menschen, die sich impfen lassen könnten, nicht mehr kostenlos. Das musste am Montag in Oedekoven ein junger Mercedesfahrer feststellen. Impfen lassen will er sich nicht, aber ins Fitnessstudio. Kein Geld dabei, kein Test, kein Sport. Da war der Tester strikt. Selbst am Container dort neben dem Rewe sind für einen Antigen-Schnelltest, der bislang als „Bürgertest“ vom Bund bezahlt wurde, 11,50 Euro hinzulegen – in bar oder per Karte. Und dieses Angebot der Sonnenscheinapotheke ist vergleichsweise günstig. Es gibt auch wesentlich teurere Tests. In Rheinbach, im Schnelltestzentrum von Ferdinand Pfahl, sind es im schlimmsten Fall 30 Euro. „Ich möchte, dass sich jeder, der kann, impfen lässt“, sagte er der Rundschau. In anderen Fällen sei er weiterhin sehr kulant, betonte er.

Weniger Teststellen

Die Abrechnung des „Bürgertests“ mit dem Bund muss so lukrativ gewesen sein, dass im März die Testcenter nur so aus dem Boden gesprossen waren. Im Mai gab es 300 davon im Rhein-Sieg-Kreis. In der gleichen Geschwindigkeit sind viele nun eingegangen. 247 standen zwar am Stichtag der wegfallenden Kostenübernahme durch den Bund noch auf der Liste des Kreises, 47 im Linksrheinischen. Allerdings haben sich viele bloß nicht beim Gesundheitsamt abgemeldet, wie Kreissprecher Antonius Nolden auf Anfrage der Rundschau erklärte. „Evation“ in Rheinbach zum Beispiel. Die Eventagentur, die während der Corona-Zwangspause ihre Kraft in die Tests steckte, widmet sich inzwischen wieder der eigentlichen Aufgabe, ist aber auf der Kreiskarte am Montag noch als Testzentrum ausgewiesen.

Der Link zum „Schnelltestzentrum Rheinbach“ führt jedoch zur Auskunft „vorerst geschlossen“. „Aufgrund der stark gesunkenen Nachfrage haben wir den Betrieb des Testzentrums zunächst eingestellt“, heißt es zur Erklärung auf der Internetseite.

Apotheken

Einfach in eine Apotheke gehen und dort einen Abstrichtest machen? Das führt selten zum Ziel. In Meckenheim hat die Schiller-Apotheke bislang vom Testzelt um die Ecke profitiert. Der Inhaber muss selbst umdenken, wo er die Kunden künftig hinschicken soll. Sogar seine Praktikanten wurden im Zelt eines privaten Anbieters getestet. Wer in der Donatus-Apotheke in Bornheim fragt, kann dort zwar ein Kit für den Selbsttest kaufen. Aber bei diesem Verfahren gibt es kein Zertifikat, und genau das brauchen Nicht-Geimpfte und Nicht-Genesene, wenn bei Zusammenkünften die 3G-Regel erlaubt ist. „In Merten müsste es den Drive-in noch geben und den Schnelltest im Pin-up“, rät eine Apotheken-Mitarbeiterin. Doch beim Bowling-Center irrt sie offenbar. Das Pin-up ist aus der städtischen Liste bereits gestrichen.

Testzentren

Das Testzentrum in Merten macht indes professionell weiter. Der reguläre Test kostet dort 12,90 Euro pro Zertifikat. Der Betreiber bietet eine Zehnerkarte an, die einen Rabatt von zehn Prozent verheißt. Der Wettbewerb ist eröffnet. 15 Euro verlangt das „Testzentrum Niederbachem“ pro Zertifikat. Also auch dort geht es weiter, ansonsten wird es in Wachtberg dünn: Die Familie Hahn in Wachtberg hat ihr Testcenter bereits Ende September geschlossen – „wegen der gesunkenen Nachfrage“. Selbst das Testcenter an Beckers Kreuz bei Villiprott stand auf Messers Schneide. Eine Schließung zugunsten des Zentrums am Hochkreuz in Godesberg war nach Auskunft eines Mitarbeiters erwogen. Doch zum Stichtag waren plötzlich wieder Tests zu buchen. Die üblichen Antigen-Schnelltests kosten in diesem Drive-in künftig 14,90 Euro.

Kostenlose Tests

Am Beckers Kreuz in Villip gibt es aber auch kostenlose Tests „nach 4a“, der Ausnahmeregelung für gesetzlich Berechtigte. Dabei geht es um Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können, oder um Kinder, für die es noch keinen zugelassenen Impfstoff gibt. Bis Jahresende gibt es zudem noch eine Übergangsregelung für Jugendliche. Diese kostenlosen Tests gibt es prinzipiell bei jedem, der von Nicht-Berechtigten nun Geld nehmen muss. Allerdings sind die Internetseiten noch nicht überall so klar umgestaltet wie etwa dem Testzentrum in Merten. In Rheinbach, beim Bestattungsunternehmer Ferdinand Pfahl, lassen sich aus technischen Gründen bislang allein die neuen kostenpflichtigen Tests buchen, und das ohne, dass dafür der Preis angezeigt würde. Wer einen kostenlosen Test haben darf und braucht, bekommt ihn allerdings vor Ort.

Kinder

Am einfachsten geht das Verfahren bei Kindern, für die auch wegen des Fehlens eines zugelassenen Impfstoffs und den Herbstferien der Bedarf groß ist. „Wir wollen ins Schwimmbad“, sagt Mohammad Alfarkafh, der mit den Töchtern Limar (11) und Halla (13) am Container in Oedekoven ansteht. Er ist geimpft, die Kinder benötigen das Zertifikat. Auch Nina Hoppe ist mit Ben (10) extra von Bornheim nach Oedekoven gefahren. „Bei uns habe ich schon keine Testmöglichkeit mehr gefunden.“