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Senioren geprellt29-Jähriger wegen bandenmäßigen Betrugs vor Gericht

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Landgericht_Bonn

Das Landgericht 

Bonn/Rheinbach – Drei Wochen lang sahnten im September 2020 falsche Polizisten in Bonn und Rheinbach ordentlich ab: Insgesamt elf zumeist hochbetagte Geschädigte – die Älteste ist 88 Jahre alt – wurden um ihr Vermögen gebracht. Mit dem „Polizisten-Trick“ wurde ihnen suggeriert, dass ihr Geld, ob zu Hause, im Safe oder auf der Bank aufbewahrt, in Gefahr sei. Am Ende jedoch geriet die Polizistentrick-Bande, die ihre Manipulationen von einem Callcenter in der Türkei betreibt, an die Falsche, nämlich an eine echte Kripobeamtin: 53 Jahre alt und durchaus noch in Diensten des Bonner Polizeipräsidiums. Die Profi-Polizistin durchschaute sofort die falschen Kollegen und legte die Bande rein: Der sogenannte Geld-Abholer, 29 Jahre alt, ging in ihre Falle.

Vor dem Bonner Landgericht muss sich der falsche Polizist mit türkischen Wurzeln demnächst wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs in 14 Fällen, darunter drei Versuche, verantworten. Wie Gerichtssprecherin Patricia Meyer gestern mitteilte, soll der Angeklagte als Mitglied einer internationalen Bande, deren Hintermänner in der Türkei sitzen, geholfen haben, die zahlreichen Opfer zwischen dem 31. August und 24. September um ihre Ersparnisse oder auch Schmuck gebracht zu haben. Die Beute: insgesamt 388 405 Euro.

Geschichten ähneln sich stark

Laut Anklage werden den ausgewählten Betrugsopfern immer ähnliche Varianten erzählt: Entweder sei gerade ein Einbrecher geschnappt worden, auf deren Einbruchsliste sie stünden. Oder ihr Geld sei durch korrupte Bankangestellte oder auch wachsende Online-Kriminalität gefährdet. Sie sollten ihr Vermögen unbedingt in die Hände der Polizei geben – zur Sicherheit. Fast alle folgten dem „Rat“: Eine 60-jährige Bonnerin war dabei die Gutgläubigste; in zwei Tranchen hob sie insgesamt 145 000 Euro ab, packte ihr Vermögen in einen Umschlag und warf es wie angewiesen aus dem Fenster; ein 54-jähriger Rheinbacher stellte immerhin noch 50 000 Euro in einer Tüte vor die Haustür: Der 29-jährige Abholer wartete bereits an der Ecke.

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In zwei Fällen wurden Bankmitarbeiter misstrauisch, als ihre Kunden so hohe Summen abhoben oder sogar einen Kredit über 25 000 Euro verlangten. Ein 80-Jähriger, der 10 000 Euro auf einem Rheinauen-Parkplatz aus seinem Auto werfen sollte, konnte in letzter Sekunde davon abgehalten werden. Nur eine 86-Jährige blieb cool: Sie weigerte sich, Geld rauszurücken und beendete ohne weiteres das Telefongespräch. Die Glückssträhne endete, jäh als die Bande ausgerechnet eine Polizeibeamtin anrief: Die 53-Jährige war zum Schein auf die Telefonate eingegangen und hatte angeblich 24 000 Euro sowie Schmuck an einer Straßenlaterne deponiert. Dann klickten die Handschellen.