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Lebensmittelausgabestellen für Hunderte BedürftigeTafeln in Bornheim und „Meckenheim kommen über die Runden“

Lesezeit 4 Minuten
Bornheim.Kardorf. Seit langem unterstützt Renate Donath die Kardorfer LebEKa, hier hält sie einen Salatkopf in die Kamera.

Seit langem unterstützt Renate Donath die Kardorfer LebEKa.

Wie ist der Lage bei den Lebensmittelausgaben in der Region? Ist der Tisch für die Bedürftigen noch reich gedeckt? Die Rundschau fragte nach in Bornheim und Meckenheim. Den Anstieg an Kunden, der wegen der Energiekrise befürchtet wurde, gab es nicht.

Es sieht ein bisschen aus wie auf dem Markt. Renate Donath holt einen frischen Kopfsalat aus einer der Plastikkisten, die vor ihr auf dem langen Tisch stehen. In den anderen Kisten befinden sich Paprika, Kohlrabi, Champignons oder Tomaten. Zudem gibt es Behälter mit Konservendosen, abgepacktem Brot oder Süßigkeiten. Der Tisch ist also reich gedeckt an der Lebensmittelausgabe für Bedürftige rund um das katholische Pfarrheim von St. Josef in Kardorf. Aber wie ist die Lage der Bedürftigen?

In wenigen Minuten werden die ersten Kunden kommen, zunächst Geflüchtete aus der Ukraine, eine Stunde später Bedürftige aus den Vorgebirgsorten. Vorher liefern Fahrer die Waren an, die sie bei Supermärkten oder Einzelhändlern abgeholt haben. So läuft das jeden Freitagvormittag am katholischen Pfarrheim von St. Josef in Kardorf ab. Dort hat die Lebensmittelausgabe der Evangelischen und Katholischen Kirche (LebEKa) eine ihrer vier Anlaufstellen in Bornheim und Alfter geöffnet.

Die Kunden sind Menschen mit knappem Budget. Leute, die Bürgergeld erhalten, Rentner, Alleinerziehende oder Menschen, die aus Kriegsgebieten geflohen sind. Renate Donath ist eine von vielen Freiwilligen , die mit anpacken. „Momentan stagniert die Entwicklung in Bornheim“, sagt Horst Ziesemer. Er koordiniert die vier Ausgabestellen und leitet den Standort Kardorf. Dass die Zahl der Kunden zurückgehe, liege daran, dass weniger Ukrainer kommen. Ziesemer mutmaßt, einige seien in ihre Heimat zurückgegangen oder anderswo bei Freunden oder Bekannten untergekommen.

Etwa 340 Familien werden in Alfter und Bornheim versorgt

Derzeit versorgen die Ehrenamtlichen Helfer in Alfter und Bornheim 340 Familien. Das sind 554 Erwachsene und 265 Kinder – etwa 70 Personen weniger als Ende 2022, dem bisherigen Höhepunkt in der Tafel-Statistik. In Kardorf sind 59 ukrainische und 59 örtliche Haushalte registriert. Den Anstieg an Kunden, den er im Herbst wegen der Energiekrise befürchtet hatte, gab es nicht. Um alle zu versorgen, kauft die LebEKa seit Jahren schon aus Spendengeldern zusätzliche Lebensmittel ein. „Momentan kommen wir Dank der Spender gut hin, sind aber weiterhin auf Unterstützung angewiesen“, sagt Ziesemer.

Das Team der LebEKa Kardorf um ihren Vorsitzenden Horst Ziesemer (links) steht vor den Kisten mit Lebensmitteln.

Das Team der LebEKa Kardorf um ihren Vorsitzenden Horst Ziesemer (links) versorgt jeden Freitag Bedürftige aus den Vorgebirgsorten.

Der größte Teil der Lebensmittel stammt weiterhin aus Sachspenden des Handels, obwohl die Menge zurückgeht. Aufgrund der Inflation und der Kaufzurückhaltung kalkulieren die Händler nicht mehr so großzügig, kaufen selbst weniger ein oder verkaufen Ware, die kurz vor dem Ablauf des Haltbarkeitsdatums steht, zu reduzierten Preisen noch selbst anstatt sie abzugeben. Deutlich gestiegen sind allerdings die Kosten für den Dieseltreibstoff, mit dem die Transportfahrzeuge betankt werden müssen, und für die Kühlung sowie die Lagerung der Lebensmittel. „Pro Jahr fahren wir bis zu 60 000 Kilometer. Da macht sich ein höherer Spritpreis von 30 Cent und mehr deutlich bemerkbar.“ Und Reparaturkosten kommen ja auch noch dazu.

Probleme: Warteliste und Altersstruktur der ehrenamtlichen Helfer

Die Tafel in Meckenheim und Rheinbach versorgt derzeit in beiden Städten 382 Haushalte mit 955 Personen, davon 354 Kinder und Jugendliche. Diese Zahlen nannte der Vorsitzende der Tafel Rheinbach/Meckenheim, Uwe Petersen. Vor allem als Folge des Angriffskrieges auf die Ukraine war dort die Zahl der Tafelkunden um rund 50 Prozent gestiegen. „Abgesehen von gelegentlichen Schwankungen ist unser Angebot an Lebensmitteln ausreichend. Besonders hilfreich ist unser Tauschnetzwerk mit anderen Tafeln und das Angebot von Lebensmittel-Großspenden, die über das regionale Verteilzentrum des Landesverbandes zu uns kommen, “ berichtet Petersen. Er dankt der Bevölkerung, die in beiden Kommunen wie seit Jahren immer noch sehr spendenfreudig sei, so dass die Tafel keine finanziellen Probleme habe.

Dennoch gibt es Probleme: Die Versorgung der Kriegsflüchtlinge seit Ende Februar 2022 hat zur Einführung einer Warteliste geführt. Ein weiteres Problem ist die Altersstruktur der ehrenamtlich Tätigen. Petersen: „Eine „Verjüngung„ würde uns guttun. Einige Positionen im Vorstand werden aus Altersgründen Anfang 2025 neu zu besetzen sein. Interessenten für diese Funktionen sind bisher nicht in Sicht.“ Auch in Rheinbach und Meckenheim sind die Kosten für Energieversorgung und Lagerhaltung gestiegen: „Doch dank des ebenfalls gestiegenen Spendenaufkommens ist das für uns finanzierbar“, betonte der Vorsitzende.


Ausgabestellen

In der Region Vorgebirge/Voreifel gibt es mehrere Lebensmittelausgabestellen.

Alfter/Bornheim: Lebensmittelausgaben der Evangelischen und Katholischen Kirchen in Bornheim und Alfter (LebEKa) an vier Standorten (Bornheim-Ort, Königstraße 21, Hersel, Mertensgasse 17a, Kardorf, Travenstraße 11, Oedekoven, Jungfernpfad 17) sowie die Kleiderstube „Hängematte“, Königstraße 21, und das ökumenische Möbellager Waldorf, Bergstraße 68. Kontakt für Spender und Bedürftige: (0170) 1 05 92 35. Dienstag bis Freitag 9 bis 15 Uhr. www.lebeka.de

Rheinbach/Meckenheim: Tafel Rheinbach-Meckenheim an zwei Standorten. Rheinbach (Industriestraße 39) und Meckenheim (Neustraße/Ecke Schwitzerstraße). Kontakt unter www.tafel-rheinbach-meckenheim.de

Swisttal: Swisttaler Tafel e.V. Die Ausgabestelle befindet sich in der Breniger Straße 5 (Heimerzheim). Kontakt: Jürgen Hein (Vorsitzender), E-Mail: swisttalertafel@gmail.com, Tel.: (0157) 3794 9051 oder Postfach 1204, 53911 Swisttal. www.swisttaler-tafel.de