Das Kölner Erzbistum wird Ende 2023 seine finanzielle Förderung für die Katholische Öffentliche Vertragsbücherei St. Johannes der Täufer in Meckenheim einstellen – so wie bereits im Juni 2021 angekündigt.
Bücherei MeckenheimBistum hat Vertrag gekündigt

Mehr als 28 000 Titel umfasst der Medienbestand der Bücherei, davon allein 1200 Filme
Copyright: Matthias Kehrein
Schlechte Nachricht überbrachte Bürgermeister Holger Jung in der jüngsten Ratssitzung: „Es tut mir sehr leid, dass die Kooperation in dieser Form beendet werden muss.“ Die Verhandlungen zwischen Stadt, Erzbistum und Kirchengemeinde seien erfolglos verlaufen, das Bistum habe auf alle Vorschläge ablehnend reagiert.
„Ab dem 1. Januar 2024 sind wir in einem vertragslosen Zustand“, sagte Jung und schlug dem Rat vor, sich weiterhin um die Sicherstellung der allgemeinen Literatur- und Informationsversorgung für die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt zu bemühen: „Nun ist es unsere Aufgabe, dass wir uns als Verwaltung mit Ihnen auf den Weg machen.“ Nach ausgiebiger Diskussion wurde die Verwaltung einstimmig damit beauftragt, sich zu überlegen, „ob und wie ein öffentliches Bibliotheksangebot im Stadtgebiet sichergestellt werden kann “.
Dazu soll ein Konzept erarbeitet werden. Die Katholische Öffentliche Bücherei St. Johannes der Täufer in der Altstadt wird von der Kirchengemeinde im Verbund mit der Kommune betrieben. Die Stadt unterstützt jährlich den Betrieb mit rund 148 000 Euro als sogenannte freiwillige Leistung. Die Kommune ist außerdem für die Bewirtschaftung des Gebäudes zuständig, das im Besitz der Kirche ist. Seitens der Kirchengemeinde und des Kirchenvorstandes habe Interesse bestanden, „weiterhin zusammenzuarbeiten“, so Jung.
Ursache und Grund für die Kündigung liegen in Köln: „Das muss man hier auch mal klar aussprechen“, betonte der Bürgermeister. Mit der unmissverständlichen Ansage, dass sich das Erzbistum aus der Finanzierung zurückziehen werde, sei „wirklich ein großer Brocken“ weggefallen: „Es waren mehr als 50 000 Euro, die durch das Erzbistum auch refinanziert wurden.“ Es sei jedem relativ schnell klar gewesen, dass eine Kompensation für die „auch nicht üppig ausgestatteten Kirchengemeinden vor Ort“ schwierig sein würde. Nichtsdestoweniger sei die Verwaltung ihrem politischen Auftrag nachgegangen und habe „intensive Gespräche“ geführt, erläuterte Bürgermeister Jung, das letzte Mal am 30. November.
Im Ortsteil Lüftelberg wird die Katholische Öffentliche Bücherei St. Petrus ehrenamtlich geführt. Eine weitere ehrenamtlich geführte Bücherei ist die öffentliche Bücherei der evangelischen Kirchengemeinde, die jeweils eine Leihstelle im evangelischen Kirchenzentrum „Die Arche“ sowie in der Katholischen Grundschule Merl (KGS) unterhält. An beiden Standorten werden insgesamt rund 6500 Medien für jede Altersgruppe zur Verfügung gestellt. Für den Erwerb von Medien dort stellt die Stadt jährlich 26 000 Euro zu Verfügung, es gibt über 100 ehrenamtliche Mitarbeiter. Der Medienbestand in der Arche ist für alle auch online einsehbar unter bibkat.de/archebuecherei. Registrierte Leser können zusätzlich ihr Konto einsehen und Vormerkungen sowie Verlängerungen vornehmen. Gesamtleitung und Leitung der Leihstelle im evangelischen Kirchenzentrum „Die Arche“ obliegt Susanne Preiß, die Leitung der Leihstelle in der KGS Merl Helga Hudec-Krieg. (gvt)
Der Kirchenvorstand habe zu diesem Anlass nochmals vorgetragen, wie insbesondere durch Abbau im Bereich der Hauptamtlichen von aktuell 2,5 auf 1,5 Vollzeitstellen ein geringeres Gesamtbudget erreicht und so der Betrieb finanziell abgesichert werden sollte. Die Kosten würden mit dem städtischen Zuschuss, den Einnahmen und dem Medienzuschuss gedeckt. Diese Veränderungen hätten natürlich Auswirkungen auf den Medienbestand und die Öffnungszeiten.
Die Vertreter des Erzbistums sahen die von der Kirchengemeinde vorgelegte Modellrechnung für die künftige Finanzierung des Betriebs allerdings kritisch, zumal die Energiekostensteigerung und die in Folge der Inflation zu erwartenden Personalkostensteigerungen nicht berücksichtigt seien. Eine Möglichkeit, dass sich die Kirchengemeinde an der Defizitabdeckung beteiligen kann, wurde nicht gesehen. Die Verwaltung wiederum konnte mit Hinweis auf die aktuelle Beschlusslage zu den künftigen Vertragskonditionen, die eigene Haushaltssicherung und die freiwillige Leistung, eine Bibliothek vorzuhalten, ebenfalls keinen bedeutend höheren Finanzeinsatz zusagen.
Nach der Kündigung werde die Verwaltung die erforderlichen Schritte und Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung eines künftigen Bibliotheksangebots in der Stadt mit der Kommunalaufsicht des Rhein-Sieg-Kreises abstimmen – weil es eine freiwillige Aufgabe ist. Und diese ist in Kommunen, die sich in der Haushaltssicherung befinden, genehmigungspflichtig. Klaus-Jürgen Pusch kündigte an, dass die BfM ihren im Hauptausschuss zurückgestellten Antrag wiederholen werden. Es soll geprüft werden, ob die Bücherei in ein städtisches Gebäude umziehen kann. Joachim Kühlwetter (CDU) hob die Bedeutung einer Bücherei als Begegnungs- und Bildungsstätte für die Bevölkerung hervor und bedankte sich bei der Verwaltung für den Vorschlag.
Aus Sicht von Rebecca Stümper (Grüne) ist die Kündigung „schade, war aber absehbar. Wir sollten es als Chance begreifen und gemeinsam einen Ort schaffen, der für alle attraktiv ist als Ort der Kultur, Bildung und Begegnung.“ Die Ideen der vergangenen Monate böten eine gute Grundlage, „das zu erreichen“. Auch die Meckenheimer Bürgerinnen und Bürger sollten sich einbringen. Hans Erich Jonen (UWG) bat die Verwaltung „ein besonderes Augenmerk darauf zu legen, dass die Bücherei in der Altstadt verbleibt, in der Nähe der Grundschulen.“ Bürgermeister Holger Jung erinnerte abschließend daran, dass die Stadt zwar einen Zuschuss leiste, aber keine Miete für das Gebäude zahle, das der Kirche gehöre. Er rief dazu auf, „mit Augenmaß“ an das Jahr 2023 heranzugehen: „Wir müssen vernünftig miteinander umgehen.“
Das Erzbistum hatte seine Entscheidung, die Vertragsbücherei nicht mehr finanziell zu unterstützen, mit den wachsenden finanziellen Risiken für die Kirchengemeinden als Träger begründet. Die Büchereien stellten für die Kirchengemeinden schon seit längerem ein zunehmend schwer kalkulierbares finanzielles Risiko dar, hieß es. Eine Anpassung des Budgets sei durch rückläufige Kirchensteueraufkommen erforderlich. Von den Kürzungen nicht betroffen sind die rund 360 ehrenamtlich geführten Katholischen Öffentlichen Bibliotheken (KÖBs) im Erzbistum.