Genug Hass und HetzeLüftelberger unterschreiben gemeinsame Erklärung

Ortsvorsteher Daniel Südhof hatte die Initiative ergriffen und sieht sich durch den Erfolg bestärkt.
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Meckenheim-Lüftelberg – Die maschinell beschrifteten Blätter klebten über Fahrplänen an Bushaltestellen, am Kinderspielplatz, auf den großen Glastüren der Friedhofskapelle oder landeten in Briefkästen des Dorfes: Seit zwei Wochen sorgen konfus formulierte Briefe von Gegnern der Corona-Schutzimpfung, in denen auch zu Gewalt gegen Polizei und Amtsträger aufgerufen wird, im Meckenheimer Ortsteil Lüftelberg für Unruhe. Das regelmäßige Erscheinen der Pamphlete, die auch in die Briefkästen geworfen werden, wollen viele Bürger nicht mehr hinnehmen. Am Donnerstagabend trafen sich Hunderte am Lindenplatz, um ein Zeichen zu setzen. „Wir wollen zeigen: Wir sind viele und die Verfasser der Flugblätter stehen mit ihrem Gedankengut alleine da“, erklärte Ortsvorsteher Daniel Südhof gegenüber der Rundschau.
Südhof hatte die Koordination der Unterschriftenaktion übernommen, die auch auf seine Initiative zurückgeht. Unter den 290 Unterzeichnern befinden sich Privatpersonen, Vertreter von Vereinen und Institutionen, ehemalige Ortsvorsteher, Ratsmitglieder sowie Meckenheims Bürgermeister Holger Jung, der damit seine Unterstützung nach außen dokumentierte.

Ludwig Mauel zeigte einen der Hetzbriefe, die im Ort für Ärger sorgen.
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„Wir tauschen uns zudem regelmäßig in der Sache aus, und die Stadt steht ebenfalls in Kontakt mit der Polizei“, so Südhof. Geplant sei ferner, Unterlagen nebst Unterschriftenlisten zur Dokumentation dem Stadtarchiv zu übergeben. „Auf diese Weise sollen die Auswüchse dieser Zeit festgehalten werden.“
Knapp ein Drittel der erwachsenen Lüftelberger Einwohner hätten unterzeichnet, rechnete Südhof vor und fügte hinzu: „Das Ergebnis bestärkt mich, gemeinsam mit den Menschen im Dorf die richtigen Schritte eingeleitet zu haben.“ Das starke Interesse an der Aktion sei ein eindeutiges Signal, das den oder die Verursacher hoffentlich erreiche.
Südhof wies darauf hin, dass er bereits eine Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet habe. Momentan werde von der Bonner Staatsanwaltschaft geprüft, ob eine Straftat vorliege. Die Dorfbewohner haben indessen eine Idee, wer hinter den Schriften stecken könnte, sagten sie. Hundertprozentig sicher könne man sich jedoch nicht sein, wurde eingeräumt, da nächtliche Aufnahmen von Videokameras ausschließlich eine maskierte Person zeigten.
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Nichtsdestoweniger wollen die Bürger schon wegen der Verunsicherung unter den Schulkindern im Dorf gegen das Erscheinen der Flugblätter vorgehen. Stefanie Henneberger von der katholisch öffentlichen Bücherei bekräftigte: „Es ist nicht richtig, dort Zettel aufzuhängen, wo Kinder sie auch lesen können und dadurch Angst bekommen.“
Wie der 90-jährige Ludwig Mauel hatte die Anwohnerin einen Zettel in ihrem Briefkasten gefunden, in dem „wirres Zeug“ darüber gestanden habe, dass es Corona nicht gebe, sagt sie. Mitstreiter Mauel vermutet „eine allgemeine Unzufriedenheit“ bei der Person, die sich über die Briefe offensichtlich Luft machen wolle. Der Bürger Christoph Eitner hatte sich anfangs überlegt, die Zettel schlicht zu ignorieren, wie er sagte: „Wir wollten aber nicht, dass jede Woche neue verteilt werden und das gar nicht mehr aufhört.“ Er forderte, dass die Person, welche die Papierbögen mit einem extrem klebrigen Leim angebracht hatte, zumindest für deren Entfernung aufkommt. „Mit Messer und Wasser war da nichts zu machen.“ Peter Marienfeld von der Dorfgemeinschaft erklärte: „Wir wollen zeigen, dass das, was auf den Flyern steht, keine Mehrheitsmeinung ist.“