Meckenheimer Industriepark KottenforstHier entsteht ein Musterhaus für Nachhaltigkeit

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Professor Ralf Pude (vorne) arbeitet bereits mit nachhaltigen Baustoffen, die jetzt auch in Meckenheim verwendet werden.

Professor Ralf Pude (vorne) arbeitet bereits mit nachhaltigen Baustoffen, die jetzt auch in Meckenheim verwendet werden.

Meckenheim – Das Holzskelett eines kleinen Hauses entsteht gerade im Eingangsbereich des neuen Industrieparks Meckenheim. Eigentlich nichts Besonderes, oder? Besonders sind die Werkstoffe, die die beiden Alanus-Studierenden Julian Weber und Raphael Reichert verwenden, um diese sogenannte Workbox zu bauen. Innovative ökologische Baustoffe wie Miscanthus (Chinaschilf) oder Paulownia (Blauglockenbaum) liefern das Baumaterial für dieses Mustergebäude. Hier soll potenziellen Investoren im neuen „grünen“ Industriepark aufgezeigt werden, wie sie ihre Firmengebäude nachhaltig bauen können, hier sollen Wissenschaft und Wirtschaft ins Gespräch kommen.

Drei Hochschulen, ein Projekt

An diesem Forschungsprojekt mit dem sperrigen Titel „Kompetenzschwerpunkt Biobasierte Produkte – Teilprojekt Baustoffe“ sind die Uni Bonn, die Alanus Hochschule Alfter und die Hochschule Bonn/Rhein-Sieg beteiligt, die Stadt Meckenheim ist Partnerin. „Dieses Forschungsprojekt passt wunderbar in den Industriepark“, freute sich Bürgermeister Bert Spilles bei der Vorstellung. Auch deshalb, weil ein ressourcenschonender Umgang mit Flächen und zukunftsweisende Technologien und Gebäude aus natürlichen Materialien, die sich mit ihrer Architektur in die Landschaft des „bio innovation park Rheinland“ einfügen, zum Konzept des Parks gehören.

BfM versus Verwaltung

Trotz vieler Gespräche seien erst drei Grundstücke im Industriepark verkauft, moniert die BfM, dies stehe „im krassen Widerspruch zu den Planungen der Stadt im Jahre 2013 und danach. Im Haushalt der Stadt des Jahres 2013 sind unter der Rubrik „Erträge aus Veräußerung von Gewerbeflächen“ für die drei Folgejahre jeweils Millionenbeträge eingesetzt, zusammen ungefähr 5,9 Millionen Euro. „Aus den tatsächlich nicht erzielten Einnahmen der Jahre 2014 bis 2016 wurde jetzt eine Vermarktung bis 2030. Ein erheblicher Widerspruch! Laut BfM habe man „durch die Voraussage dieser angeblichen Einnahmen die Haushaltssicherung verhindern können, schließlich sei 2014 ein Wahljahr gewesen.

Dazu der Technische Beigeordnete Heinz-Peter Witt: „Wer so etwas sagt, kann kein Ratsmitglied sein, oder hat die Haushaltsberatungen komplett verpasst.“ Erst 2018 habe der B-Plan Rechtskraft bekommen, man habe also gar keine Millionenbeträge einnehmen können. „Es war nie das Ansinnen der Stadt, hier den schnellen Euro zu machen.“ Seither der Umweltgedanke für dieses Areal bekannt sei, sei das Interesse gewachsen. Ein Bewerber habe die gesamte Fläche haben wollen, das habe die Stadt aber abgelehnt mit Blick auf das Nachhaltigkeitskonzept. Dieses Konzept sei auch eine eindeutige Entscheidung des Rates gewesen. (jr)

Die Stadt stellt für das Forschungsprojekt rings um den Holzbau eine rund 5000 Quadratmeter großes Grundstück zur Verfügung, auf dem jetzt Miscanthus und Paulownia angepflanzt werden. Übrigens zwei „extrem schnell wachsende asiatische Pflanzen, die extrem viel CO2 binden“, wie Professor Dr. Ralf Pude erklärte. Der Leiter des Forschungsbereichs Nachwachsende Rohstoffe der Uni Bonn ist auch Geschäftsführer des benachbarten Campus Klein-Altendorf und Initiator des Projekts, das „neugierig machen soll auf diese Rohstoffe“. Ziel sei eine Art Showroom, ein Kompetenzzentrum des Landes für nachhaltige, zukunftsweisende Baustoffe.

In der Region haben die drei Hochschulen bereits seit drei Jahren eine federführende Expertise bei der Entwicklung biobasierter Produkte. 2017 wurden dafür Fördergelder der EU aus dem Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) eingeworben, noch bis Oktober 2020 arbeiten neun Doktoranden in mehreren Arbeitsgruppen; „Nachhaltige Baustoffe“ ist eine davon. Zur Gesamtstrategie gehört es, die Zusammenarbeit der Hochschulen untereinander und mit den Betrieben zu forcieren. Möglichst solle ein Dialog zwischen Wissenschaft und Wirtschaft entstehen.

Die Erschließung des 45 Hektar großen Industrieparks sei abgeschlossen, informierte Spilles, mehrere Grundstücke seien bereits verkauft.

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