Mehrweg-ProjekteWie das neue Verpackungsgesetz in der Bonner Region umgesetzt wird

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Eine wiederverwertbare Schüssel und ein Plastiklöffel als Teil eines Mehrwegsystems.

Benutzen, Zurückbringen und dasselbe nochmal: Auch andere Städte haben bereits Mehrwegsysteme.

Mehrwegalternativen in der Gastronomie sind gefragt. Meckenheim hat bereits ein System aufgebaut. Wie es sonst in der Region aussieht, haben wir hier zusammengefasst.

Für Mahlzeiten to go kommen jeden Tag rund 770 Tonnen Abfall durch Einwegverpackungen aus Kunststoff zusammen. Das hat das Bundesumweltministerium ausgerechnet. Im Jahr sind das mehr als 280 000 Tonnen Abfall. Um den ‚Müllberg ‘einzudämmen, müssen Gastronomen seit Jahresbeginn nach dem neuen EU-Verpackungsgesetz Mehrwegalternativen anbieten. Wie wird das vor Ort umgesetzt?

Meckenheim: Seit dem 1. Januar sind Restaurants, (Eis-)Cafés, Bistros, Cateringbetriebe, Imbisse und Lieferdienste ab einer bestimmten Größe gesetzlich verpflichtet, Mehrwegbehältnisse als Alternative zu Einwegbehältnissen für Speisen und Getränke zum Mitnehmen anzubieten. Mit Beginn dieses Monats startete in Meckenheim die Kampagne zur Einführung eines möglichst einheitlichen Mehrwegsystems. In den teilnehmenden Gastronomiebetrieben haben Kundinnen und Kunden damit die Möglichkeit, Speisen und Getränke zum Mitnehmen in Relevo-Mehrweggeschirr anstelle von Einweggeschirr füllen zu lassen und so einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit zu leisten. Akteurinnen und Akteure der Kampagne informierten über die Umsetzung, darunter Bürgermeister Holger Jung, Willi Wittgens-Stoelben, Vorsitzender des Meckenheimer Verbundes, Sonja Crämer von der städtischen Wirtschaftsförderung und Mathias Johnen als stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) Nordrhein.

Bei der Umsetzung der neuen Mehrwegangebotspflicht begleitet die Wirtschaftsförderung der Stadt Meckenheim in Kooperation mit dem Meckenheimer Verbund und der DEHOGA Nordrhein die Meckenheimer Gastronomiebetriebe bereits seit Ende 2021. Das Ziel: frühzeitig informieren und in Meckenheim ein möglichst einheitliches Mehrweg-Angebot umsetzen. Die in Meckenheim ansässige Firma Hygiene Express und Vertriebspartnerin der Firma Relevo GmbH bot dem Einzelhändlerverband Vergünstigungen für Gastronomiebetriebe an, die sich für den Einsatz der Mehrwegmaterialien von Relevo entscheiden.

Im Starterpaket sind alle Ausleihen und die weitere Einweisung in das System enthalten. Die Kosten übernimmt der Meckenheimer Verbund bis Ende Februar 2024. Bereits sieben Meckenheimer Gastronomiebetriebe haben sich für den Einsatz des Mehrweggeschirrs entschieden. Mit weiteren Betrieben würden derzeit noch Gespräche geführt. „Wir müssen vor Ort mit guten Ideen vorangehen. Ich bin froh, dass wir ein nachhaltiges System mit mehreren Projektpartnern auf den Weg gebracht haben, um einen wichtigen Beitrag zur Müllvermeidung zu leisten“, sagte der Bürgermeister und stellvertretende Vorsitzende des Meckenheimer Verbundes, Holger Jung. Er hoffe auf viele Nachahmer.

Bürgermeister Holger Jung (2.v.r.), Vertreter Gewerbe und Gastronomie sowie der DEHOGA und der Hygiene Express System am 02.03.2023 bei der Vorstellung des Mehrwegkonzepts in der Rathaus in Meckenheim. Foto Copyright: Petra Reuter

Das Meckenheimer Mehrwegsystem stellte Bürgermeister Holger Jung (2. v. r.) mit Vertretern von Gewerbe und Gastronomie und dem Meckenheimer Verbund vor.

Auch DEHOGA-Vertreter Mathias Johnen lobt die Meckenheimer Initiative als beispielgebend. Noch bis Ende Mai können sich Betriebe, die an einer Beteiligung interessiert sind und ebenfalls von dem Einführungs-Angebot profitieren möchten, entweder beim Meckenheimer Verbund oder bei Sonja Crämer von der städtischen Wirtschaftsförderung melden und das Mehrweggeschirr bis Ende Februar 2024 kostenlos testen.

Rheinbach: Lange bevor das neue Verpackungsgesetz in Kraft trat, hatte auch die Initiative „Rheinbach ohne Plastikmüll“ den Rheinbacher Gastronomen verschiedene Mehrwegsysteme vorgestellt. Allerdings setzten die Betriebe auch aus Kostengründen lieber auf eigene Lösungen wie Glasbehältnisse, oder sie verwenden weiterhin Einweggeschirr, denn Altbestände zu verbrauchen sei nach wie vor erlaubt. Auch weil momentan noch keine Kontrollen stattfinden, sei dies für Gastronomen möglich. Birgit Nagel, Pressesprecherin von „Rheinbach ohne Plastikmüll“, wünscht sich ein einheitliches System. Gerade wegen der Nähe zu Meckenheim bevorzuge sie das Angebot der Nachbarstadt. Da das Geschirr nach Gebrauch bei allen Partnerbetrieben zurückgegeben werden kann, wäre das die einfachste Lösung sowohl für die Gastronomen als auch für die Kunden.

Regelmäßige Information

Regelmäßig informiert die Initiative über Mehrwegsysteme beispielsweise auf dem Rheinbacher Feierabendmarkt, der donnerstags stattfindet. So hofft Birgit Nagel, zu mehr Nachhaltigkeit bewegen zu können und vielleicht sogar Gleichgesinnte für die Initiative gewinnen zu können. Geplant sei außerdem, gemeinsam mit dem Gewerbeverein zu einem Runden Tisch einzuladen, um möglichst viele Gastronomen zu erreichen und von Mehrwegsystemen zu überzeugen. Von der Stadt Rheinbach komme bisher leider keine Unterstützung, so Birgit Nagel. Und da der Gewerbeverein Rheinbach ganz anders aufgestellt sei als der Meckenheimer Verbund, an dem mittlerweile die Stadt beteiligt ist, sei keine Subventionierung möglich.

Bornheim: Der Bornheimer Bürgermeister und die Wirtschaftsförderung planen, alle Bornheimer Gastronominnen und Gastronomen zu einem Treffen einzuladen. Das teilt Pressesprecher Rainer Schumann auf Anfrage mit. Bei diesem Treffen soll auch die Mehrwegangebotspflicht besprochen werden. Die Verwaltung möchte den Vorschlag machen, dass auch für den Standort Bornheim ein einheitlicher Anbieter gewählt wird, um hier Synergie- und Effizienzeffekte zu erzielen. Eine Subventionierung durch die Stadt sei nach aktuellem Stand nicht möglich, so Schumann. Alfter Wegen ihrer Größe – weniger als fünf Mitarbeiter und weniger als 80 Quadratmeter Verkaufsfläche – fallen die meisten Gastronomiebetriebe in Alfter nicht unter die Mehrwegpflicht. In den großen Filialbetrieben wie beispielsweise McDonald’s werde bisher auf betriebseigenes Mehrweggeschirr gesetzt.

Wachtberg: Auch in Wachtberg ist die Zahl der Gastronomiebetriebe, die unter die neue EU-Regelung fallen, überschaubar. Und nur sehr wenige bieten Essen „to go“ an.

Swisttal: Für Swisttal gilt dasselbe. Hier nutzen kleinere Betriebe wie Imbisse und Kioske stattdessen die Option, mitgebrachte Mehrwegbehältnisse ihrer Kundinnen und Kunden zu befüllen. Im Hotel Weidenbrück gilt: „Unsere Gäste werden bei Bestellung gebeten, eigenes Geschirr für Essen zum Mitnehmen mitzubringen. Wir haben auch Geschirr, das wir verleihen“, so Elisabeth Weidenbrück.

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