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Schulung in MeckenheimHelfer bauen Anlaufstelle mit Notstrom auf

Lesezeit 3 Minuten
Freiwillige müssen im Bedarfsfall eine Anlaufstelle aufbauen, wie hier bei einer Schulung in Lüftelberg.

Freiwillige müssen im Bedarfsfall eine Anlaufstelle aufbauen, wie hier bei einer Schulung in Lüftelberg.

Meckenheim schult Freiwillige als Helfer für den Aufbau von Notfall-Anlaufstellen bei einer Evakuierung.  Drei Standorte in der Stadt.

Wenn Menschen in Meckenheim aufgrund einer Evakuierung ihr Zuhause verlassen müssen, brauchen sie sichere Anlaufstellen zum Schutz und zur Information. Um solche Anlaufstellen binnen kürzester Zeit aufzubauen, ist die Unterstützung ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer aus der Bevölkerung notwendig. Eine erste Schulung dafür fand am Samstag in der Jungholzhalle statt. Mehr als 50 Interessierte nahmen teil.

„Wir sind bei Katastrophenfällen auf die Mitwirkung von Ehrenamtlern angewiesen, da wir den Betrieb einer Anlaufstelle nicht allein bewerkstelligen können“, erklärt Niklas Otto vom Fachbereich Öffentliche Sicherheit und Ordnung der Stadt Meckenheim. Leitgedanke seien Vorfälle wie die Flut im Sommer 2021, aber auch langwierige Bombenentschärfungen. „Gleichzeitig kann es sein, dass die Hilfsorganisationen ausgelastet sind und so ein Aufgebot nicht stemmen können.“

Während der Zivilschutz Aufgabe des Bundes ist, übernehmen die Länder den Katastrophenschutz. Dieser wird wiederum in den Landkreisen organisiert, hier also vom Rhein-Sieg-Kreis. Die Kreise halten Einheiten des Rettungsdienstes vor und erstellen Katastrophenschutzpläne. Die Kommunen setzen die Vorgaben des Kreises um und stellen mit Feuerwehren den Brandschutz und technische Hilfe sicher – und nicht zuletzt die Selbsthilfefähigkeit der Bürgerinnen und Bürger.

Freiwillige lernen bei den Schulungen, was sie im Katastrophenfall tun müssen, so wie hier bei einer ähnlichen Schulung in Lüftelberg.

Freiwillige lernen bei den Schulungen, was sie im Katastrophenfall tun müssen, so wie hier bei einer ähnlichen Schulung in Lüftelberg.

Sirenen und Warn-Apps übernehmen die Warnung der Bevölkerung, über eine weitere App sollen Freiwillige alarmiert werden, um die Anlaufstellen zu errichten. Diese Stellen würden im Notfall in der Jungholzhalle in Meckenheim sowie den Mehrzweckhallen Altendorf-Ersdorf und Lüftelberg zu finden sein. „Bei Bedarf können wir auch Zelte errichten. Die Leute kommen dann hierher und bauen die Anlaufstelle auf“, sagt Otto.

Bis zu 150 Feldbetten können in einer Anlaufstelle errichtet werden.

Bis zu 150 Feldbetten können in einer Anlaufstelle errichtet werden.

An dieser Anlaufstelle erfahren Bürgerinnen und Bürgern als Erstes, wie lange die Lage noch andauert und können Notrufe absetzen, falls das Handynetz ausgefallen ist. Die Stadt hält dafür ein Satellitentelefon bereit. Sanitäter sind vor Ort und können Notfälle behandeln. Über Stromaggregate gibt es ein Notstromnetz, sodass Menschen ihre Handys und Tablets dort aufladen können. Die Belegschaft der Anlaufstellen ist außerdem in der Lage, Essen und heiße Getränke zuzubereiten.

Registrierung und Ranking für Hilfebedarf

„Bei der Registrierung werden die Anliegen der Hilfesuchenden eingeordnet. Der eine möchte sich ausruhen, der andere braucht vielleicht medizinische Unterstützung“, erklärt Otto. Falls es die Lage erfordert, können auch bis zu 150 Feldbetten in der Halle aufgestellt werden. Es gibt abgetrennte Bereiche für Notfälle und zum Aufenthalt. Große Lüfter können im Winter für Wärme sorgen.

Kisten mit Sanitätsmaterial gehören zur Ausrüstung einer Anlaufstelle dazu.

Kisten mit Sanitätsmaterial gehören zur Ausrüstung einer Anlaufstelle dazu.

Einer der Teilnehmer ist Daniel Dunkelberg, der in der Altstadt lebt. „In der Flutnacht 2021 war ich verreist und habe nur aus der Ferne mitbekommen, was hier los war. Als ich zwei Wochen später wiederkam, konnte ich mir vorstellen, wie viel Hilfe nötig gewesen sein muss, als das unmittelbar passiert war“, schildert er. „Und ich bin weder in der Feuerwehr noch im Rettungsdienst tätig. So kann ich mich einbringen, ohne irgendwo eintreten zu müssen“, sagt Dunkelberg.

Man lernt seine Mitbürger kennen und dass man sich nicht immer nur auf andere verlassen kann, wenn man Hilfe braucht, sondern dass man auch selbst welche anbieten muss
Daniel Dunkelberg, Helfer

Ganz klar geworden sei ihm die Aufgabe jedoch noch nicht. „Ich sehe mich nicht als jemand, der Personen birgt, eher als besserer Hilfsarbeiter, der die Gemeinde unterstützt. Ich denke, wenn es so weit kommt, kriegen wir klare Anweisungen, was zu tun ist.“ Er glaube, dass ehrenamtliches Engagement den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärke. „Man lernt seine Mitbürger kennen und dass man sich nicht immer nur auf andere verlassen kann, wenn man Hilfe braucht, sondern dass man auch selbst welche anbieten muss.“


Weitere Schulungstermine sind der Hochwasser-Aktionstag am kommenden Samstag in Wachtberg, und eine gleiche Informationsveranstaltung wie in der Jungholzhalle am 24. Mai in Altendorf-Ersdorf. Am 28. Juni üben die Teilnehmer den Aufbau einer Anlaufstelle in Lüftelberg. Im November folgt eine große gemeinsame Schulung, außerdem sollen alle Teilnehmer einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren.