WirtschaftsförderungMeckenheim befragt Pendler zu „Coworking-Spaces“

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Blick durch die Hauptstraße in der Meckenheimer Altstadt.

Die Hauptstraße in Meckenheim. Auch hier gibt es leer stehende Ladenlokale.

Die Wirtschaftsförderung der Stadt Meckenheim startet eine Umfrage unter Berufspendlern zum Thema „Coworking-Spaces“. Hintergrund ist eine Stärkung der Innenstadt.

Arbeiten Sie in Teil- oder Vollzeit? Wie weit ist Ihr Arbeitsplatz von Ihrem Wohnort entfernt? Wie hoch ist Ihre Bereitschaft, außerhalb Ihres regulären Arbeitsplatzes in einen vom Arbeitgeber gemieteten Büro zu arbeiten? Mit diesen und weiteren Fragen startet die Wirtschaftsförderung der Stadt Meckenheim eine Umfrage zum Thema „Coworking-Spaces“, also dezentralen Arbeitsplätzen, unter den aktuell knapp 6200 berufstätigen Pendlern in der Stadt. Die Teilnahme ist bis Ende März online möglich, zusätzlich werden Handzettel an den Bahnstationen in der Stadt verteilt. Wer mitmacht, kann einen von fünf Einkaufsgutscheinen im Wert von je 25 Euro gewinnen, informierte City-Managerin Nicole Bangert.

Mithilfe der Arbeitnehmer möchten Wirtschaftsförderer Dirk Schwindenhammer und Bangert herausfinden, ob und inwieweit in Meckenheim Interesse an wohnortnahem Arbeiten besteht. In einem zweiten Schritt soll auch der Bedarf der Arbeitgeber ermittelt werden. In erster Linie gehe es um eine mögliche Nachnutzung leer stehender, sonst vom Einzelhandel genutzter Räume, erläuterte Projektleiter Dr. Ulrich Dewald von der Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung (GEFAK) aus Marburg, die mit der Organisation der Umfrage „WorkStation Meckenheim“ betraut ist. „Die Einrichtung von sogenannten dritten Arbeitsplätzen inklusive der technischen Infrastruktur wie zum Beispiel Drucker und Scanner kann zur Belebung der Innenstadt beitragen“, erläuterte Ulrich Dewald. Möglich sei darüber hinaus eine an den Arbeitsplatz gekoppelte Kinderbetreuung.

Corona hat Konzept gebremst

Die GEFAK beschäftigt sich bereits seit Jahren mit dem Konzept von „Coworking-Spaces“. Der Anglizismus bezeichnet ein Angebot von einem Schreibtisch mit Stuhl inklusive Internet und technischer Infrastruktur in einem offenen Raum. Diese grundlegende Ausstattung ist erweiterbar, mindestens ein Besprechungsraum kann dazu gebucht werden. Aufgetaucht war das Thema bereits vor rund zehn Jahren, vor Corona sei jedoch „noch nicht so viel passiert“, die Unternehmen hätten überwiegend an den alten Konzepten festgehalten, beschrieb Dewald die Hintergründe.

Erst die Pandemie habe deutlich gemacht: „Es geht auch anders.“ Einer der wichtigen Vorteile von dezentralem, wohnortnahem Arbeiten ist schlicht Zeitersparnis. „Weniger Pendeln bedeutet mehr Freizeit“, brachte es Nicole Bangert auf den Punkt: „Stellen Sie sich vor, Sie müssten nur noch an wenigen Wochentagen zum zentralen Standort Ihres Arbeitgebers pendeln und könnten stattdessen regelmäßig voll ausgestattete Arbeitsplätze in Meckenheim nutzen, vor oder nach Ihrem Arbeitstag Besorgungen machen, an Freizeitangeboten teilnehmen oder einfach Zeit zu Hause verbringen, statt im Stau zu stehen.“

Weniger im Stau stehen

Mit der Idee, dezentrale Arbeitsplätze in Meckenheim anzubieten, reagiert die Wirtschaftsförderung auf zunehmende Leerstände in der Meckenheimer Innenstadt. Vorausgegangen war die Förderzusage des Landes aus dem „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in Nordrhein-Westfalen“ (wir berichteten). Mit diesen Fördermitteln will die Stadt den Auswirkungen der Corona-Pandemie, aber auch den Herausforderungen der sich ändernden Arbeitswelt und des sich wandelnden Einkaufsverhaltens entgegentreten. Einzelhandel, Gastronomie und die Branchen der Dienstleister sollen unterstützt werden, um Geschäftsaufgaben und Leerstände zu vermeiden.

Schwindenhammer blickt gespannt auf die Ergebnisse der Befragung. Der Wirtschaftsförderer sieht durchaus Potenzial, denn „durch Baustellen und Stauzeiten angesichts des anstehenden Ausbaus der Autobahn A565 und eine mögliche Elektrifizierung der Bahnlinie S23 wird sich der Druck auf die Pendlerinnen und Pendler erhöhen“. 

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