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Neues Buch von Günter DetroKomisches für das Kaminzimmer aus Rheinbach

3 min

Zwischen hohen, grünen Pflanzen spielt die Hauptgeschichte von Günter Detros Kurzgeschichten.

Rheinbach – „Ich stehe vor einer grünen Wand, die inzwischen meinen Kopf überragt …“, beginnt die Geschichte, die dem neuen Buch des Rheinbacher Autors Günter Detro den Titel gibt: „Der Mann im Mais“ heißt es und versammelt 16 von Detros Kurzgeschichten in einem Band.

In der Hauptgeschichte selbst geht es um den verzweifelten Anlieger eines jährlich wuchernden Maisfeldes sowie um die denkwürdige Begegnung, die er zwischen den Maispflanzen hat. Der Leser wird die meisten Lieblingszutaten von Detro wiederfinden: Ein argloser Beginn, ein dramaturgisch geplanter Aufbau und eine überraschende Wendung zum Schluss – oft mit schwarzhumoriger Färbung.

Nun gibt es auch Zuckerrüben

Autobiografische Bezüge sind dabei nicht ausgeschlossen. „Das Maisfeld hinter unserem Haus hat es tatsächlich über Jahre gegeben“, schmunzelt Detro: „Bis meine Frau sich eines Tages mutig vor den Trecker gestellt und den jegliche Fruchtfolge ignorierenden Bauern zur Rede gestellt hat.“ Seit dieser Zeit würden auch mal Getreide oder Zuckerrüben angebaut. Der Impuls für die Geschichte aber war da, und für den Buchdeckel war schnell die passende Kulisse gefunden, wenn auch für den jüngsten Fototermin in Oberdrees ein wenig Flexibilität nötig war.

Eine Plantage mit Miscanthus, im Volksmund „China-Gras“, bot einen großartigen Ersatz für die Ende Oktober längst abgeernteten Maisfelder – und zugleich die passende Metapher: Bei dem leidenschaftlichen Sprachlaboranten mit dem Hang zum Wortspiel ist nämlich selten etwas so wie es scheint. Da wird ein vermeintliches Startprozedere für einen Marsflug zum Kindergartenabholritual und ein plötzlich auftauchender Zimmermann der lachende Dritte bei einem sorgfältig geplanten Diebstahl im Rheinbacher Glasmuseum.

Die Liebe zur überraschenden Pointe

Der aufstrebende Schriftsteller „Edmond Depaire“, nebenbei: eine absolut serientaugliche Figur Detros, entdeckt seine weibliche Seite und bedient sich dazu auf nachdrückliche Art – und zum Leidwesen des zufällig erscheinenden Vertreters – eines Nudelholzes. Die Liebe zur überraschenden Pointe und das teils Bitterböse in Detros Humor lässt durchaus an Roald Dahl denken. Es entspricht der Bescheidenheit des 70-jährigen ehemaligen Gymnasiallehrers, dass er einen derartigen Vergleich, obgleich mit einem kaum wahrnehmbaren zufriedenen Lächeln, weit von sich weist.

Auch aus der Erinnerung an seinen Schulalltag schöpft Detro, der gerne schon in der Frühe schreibt und dies mit bewundernswerter Disziplin. Während „Elternschrecktag“, eine der amüsantesten Geschichten der Sammlung, auf der Hauptlinie des Buches liegt, hat er in „Das Versprechen“ die unangenehme Erinnerung an einen ob seiner Kriegserlebnisse offenbar traumatisierten Lehrers verarbeitet. An diesem Text, habe er „im Grunde 30 Jahre gearbeitet“, meint Detro.

16 fiktive Erzähler sitzen in einer nostalgisch anmutenden Runde

Im Ganzen ist die Sammlung ausgesprochen vielfältig und kurzweilig. Nur wenige Geschichten sind zuvor schon veröffentlicht, viele davon jedoch im Rahmen der „TextProbe“ von „Rheinbach liest“ bereits einem Publikum vorgelesen worden. Der besondere Clou des aktuellen Buches: In der Tradition angelsächsischer Geschichtensammlungen hat der ehemalige Englischlehrer das Ganze mit einer Rahmenhandlung versehen. Da sitzen 16 fiktive Erzähler in einer nostalgisch anmutenden Runde vor dem knisternden Kamin und versuchen, sich mit ihrer „Story“ gegenseitig zu übertreffen

Ein Kaminzimmer wäre auch der angemessene Ort, um die Lektüre von „Der Mann im Mais“ stilvoll zu genießen. Zu einer Premierenlesung wird es aus einsehbarem Grund nämlich bis auf Weiteres nicht kommen. „Auch vor diesem Hintergrund möchte man dem verdienstvollen Bonner Kid-Verlag zu diesem durchweg gelungenen Buch gratulieren“, befindet „Rheinbach liest“-Vize Gerd Engel.

Auf der neuen Internetseite von Günter Detro können sich die Literaturfreunde einen Überblick über die mittlerweile stattliche Zahl seiner Veröffentlichungen verschaffen und Kontakt zum Autor aufnehmen, der in der Corona-Zeit noch eine weitere Leidenschaft (wieder-) entdeckt hat. Einmal wöchentlich verschickt der Sprachtüftler an Interessierte ein jeweils neues, äußerst vergnügliches Rätsel, das sich deutschlandweit einer wachsenden Fan-Gemeinde erfreut.

Der Mann im Mais – Garstig-komische Geschichten von Günter Detro, Kid-Verlag Bonn, Hardcover, 164 Seiten,14,80 Euro. (red)

www.günterdetro.de