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Auslagen mussten weggeräumt werdenEinzelhändlerin ist sauer auf die Stadt Rheinbach

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Als Zeichen, dass ihr Geschäft geöffnet ist, sieht Hiltrud Donie die Aufbauten. Die Furcht der Verwaltung vor unkontrollierbaren Menschenansammlungen kann sie nicht nachvollziehen.

Rheinbach – Frustriert schüttelt Hiltrud Donie den Kopf: „Nicht das Corona-Virus ist das Problem, sondern die Art, wie manche Menschen damit umgehen.“ Die Inhaberin des Spielwarengeschäftes „Zwergenland“ in der Rheinbacher Weiherstraße ist nicht gut auf die Rheinbacher Stadtverwaltung zu sprechen, denn am vergangenen Mittwoch kam es vor ihrem Geschäft zu einem Disput mit Mitarbeitern des Ordnungsamtes.

Donie, die als ausgebildete Erzieherin das Geschäft schon seit 27 Jahren leitet, hatte einige Spielsachen vor ihrem Geschäft aufgebaut – auch um in der für den Einzelhandel überaus schwierigen Situation den vorüberflanierenden Passanten zu signalisieren, dass das Geschäft wieder geöffnet ist. Doch das missfiel Mitarbeitern des Ordnungsamtes, die sie anwiesen, sämtliche Ware sofort wieder ins Geschäft zurück zu räumen. Begründung laut Donie: Es könne zu Menschenansammlungen kommen. Nichts genutzt hätten ihre Argumente, die Stadt sei doch ohnehin leer und außerdem könne es sei ja auch vor dem Schaufenster noch zu Ansammlungen kommen.

Hygienekonzept ausgearbeitet und umgesetzt

„Letztlich werden so unsere Versuche, uns selbst angesichts der schwierigen Situation noch irgendwie zu retten, von den Behörden zunichte gemacht“, ärgert sich die Inhaberin. Dabei habe sie schon, wie auch alle anderen Einzelhandelsgeschäfte in der Nachbarschaft, ein Hygienekonzept entwickelt und erlaube ohnehin nur zwei Personen gleichzeitig den Eintritt in den Laden. Dort würden dann auch die Kontaktdaten aufgenommen, um eine eventuell notwendige Nachverfolgung zu gewährleisten.

Rheinbachs Gewerbevereins-Vorsitzender Oliver Wolf kann den Frust verstehen. Zumal sich kaum ein Einzelhändler mittlerweile noch damit auskenne, wer was wie dürfe und was nicht erlaubt sei. So habe weder der Gewerbeverein noch die Gewerbetreibenden selbst Kenntnis davon gehabt, dass das Präsentieren der Ware vor dem Geschäft nicht erlaubt sei. „Die Geschäfte kämpfen ums Überleben – und dabei auch noch gegen die Bürokratie.“ Dabei sei für die Einzelhändler existenziell, dass die Menschen wieder in die Innenstadt kommen dürften, um unter Einhaltung aller Hygieneregeln wieder für Umsatz in den Geschäften zu sorgen.

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„Der Einzelhandel wird sterben, wenn die Leute die Innenstadt nicht mehr besuchen.“ Derzeit könne man angesichts der Kontaktbeschränkungen und Hygienevorschriften ohnehin nicht mehr von einem Shoppingerlebnis sprechen, sondern eher von einer Pflicht ohne Emotion. „Wir hätten uns jedenfalls ein bisschen mehr Unterstützung und Wertschätzung von Seiten der Stadtverwaltung für unsere Einzelhändler gewünscht, indem man ihnen zumindest vorher mitgeteilt hätte, dass Auslagen vor dem Geschäft nicht erlaubt sind.“

„Es ist schwer allen gerecht zu werden“

Stadtsprecher Norbert Sauren hingegen verteidigt das Vorgehen des Ordnungsamtes: „Die arbeiten eigentlich immer mit Augenmaß und Vernunft, aber es ist schwer, allen gerecht zu werden.“ Einigen Bürgern gingen die coronabedingten Einschränkungen zu weit, während anderen der Lockdown noch nicht hart genug sei. Die Verwaltung habe jedenfalls die Sorge, dass die Inhaber nicht mehr steuern können, wie viele Leute in den Laden kommen und man hinterher nicht mehr nachvollziehen könne, wer wann wo gewesen sei.

Auch die viel kritisierte Ungleichbehandlung der verschiedenen Branchen habe nicht die Stadtverwaltung zu verantworten, sie müsse aber für die Umsetzung der Hygieneverordnungen sorgen und sei am Ende immer der Sündenbock. Auch Sauren sieht es als kontraproduktiv an, dass einige Branchen praktisch keine Einschränkungen hätten, während andere ihre Geschäfte schließen müssten.

„Wir teilen ihre Ängste und Sorgen – aber wir können nicht einfach alles laufen lassen“, wirbt der Stadtsprecher um Verständnis.