Werkschau in RheinbachAusstellung zeigt Skulpturen der „Steingang“

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Skulpturenausstellung im Glaspavillon Rheinbach

Eine spirituelle Verbindung zur Natur fühlt Brigitte Maxrath-Enger bei der Arbeit mit uraltem Gestein.

Den Besuchern schmeicheln die samtig weichen Oberflächen der glatt polierten Steinskulpturen, die derzeit im Glaspavillon in Rheinbach auf Sockeln stehen oder auf dem Boden liegen, und die in ihrer Vielfalt zum Vergleich einladen. 

Eine Künstlergruppe, die sich die „Steingang“ nennt, ist hier am Werk, wobei an eine „Gang“ gedacht ist, das ist jene Gruppe gemeinsam arbeitender Leute an Bord eines Schiffes. Denn ebenso können und müssen sich auch die drei Kunstschaffenden hier aufeinander verlassen. Hier geht es um das Heben und Transportieren der 30 Kilo und mehr gewichtigen Skulpturen und um die Handhabung der Maschinen.

Mit dem Arbeiten im gemeinsamen Atelier in Bergisch Gladbach sind auch Reisen verbunden wie regelmäßige Besuche in Norwegen, wo die Künstler die schönsten Granitarten finden. Die drei Steinbegeisterten, Brigitte Maxrath-Enger, Gunther Huebner und Petra Zienacks, sind schon seit ihrem Fünf-Jahres-Kurs im Alanus-Werkhaus in Alfter, wo sie ihren Abschluss in ihrer Steinmetzausbildung gemacht haben, ein eingespieltes Team. Nach dem Diplom arbeiten sie nun schon seit zehn Jahren in freier Tätigkeit zusammen. Doch ihr Ansatz ist völlig verschieden.

Formen ohne Titel

Gunther Huebner, der seit 35 Jahren in Peppenhoven bei Rheinbach lebt, und schon einige Workshops im Glaspavillon durchgeführt hat, gibt seinen abstrakten Steinformen keine Titel. Seine Skulpturen haben teils eine fein bearbeitete, aber noch grobkörnige Außenfläche und dann im Inneren eine Mulde, die feinst poliert ist, sodass der schwarzblaue Larvikitstein in vollem Kontrast seine Kristalle wie Eisblumen oder Fischschuppen zum Ausdruck bringt. Wie schwierig diese Arbeit allein schon von den Geräten her ist, lässt sich nachvollziehen, wenn Huebner von den vielen Arbeitsgängen mit Meißeln und Hämmern oder verschiedenen Winkelschleifern und 15 verschiedenen Schleifpapieren berichtet. „Es ist unsere Arbeit, dass wir in einen dialogischen Ansatz mit den Steinen kommen. Es ist ein Schöpfungsprozess, der bei mir drei Monate und rund 100 Arbeitsstunden gedauert hat.“

Skulpturenausstellung im Glaspavillon Rheinbach

Petra Zierjacks Skulptur sollte schweben. Ihre Inspiration dafür war ein Tanztheater.

Ganz anders, nämlich von einem vorgefassten Thema aus, geht Petra Zierjacks an die Arbeit. Sie war von einer Pina-Bausch-Aufführung von „Orpheus und Eurydike“ in Wuppertal so begeistert, dass sie das „Schwere Schweben“, das das Ballett vorgegeben hatte, in ihrer Steinskulptur zum Ausdruck bringen wollte. So ist ihre Lavrikit-Skulptur entstanden, die aus zwei Teilen zu bestehen scheint, aber nur aus einem Gesamtblock herausgehauen wurde. Als die schwarzen Löcher in der Astronomie entdeckt wurden fühlte sich Petra Zierjacks ebenfalls inspiriert, ein solches „Schwarzes Loch“ in einem Kalksandstein zu bannen, und es ist geglückt, das leicht Unheimliche, aber ebenso Geheimnisvolle in der Skulptur festzuhalten, die allein durch das Luftloch im ausgehöhlten Stein in tiefes Schwarz übergeht. Petra Zierjacks ist im Brotberuf Kinderärztin in Bergisch Gladbach.

Findlinge aus Norwegen

Die Dritte im Bunde ist Brigitte Maxrath-Enger aus Köln, die auch als Keramikerin arbeitet. Sie erzählt von den Findlingssteinen in Norwegen. „Jedes Jahr gehen die Bauern durch die Felder und ,pflücken’ Steine“, erzählt sie vor ihren bearbeiteten Findlingen, die aus zwei ganz verschieden farbigen Hälften bestehen, die in der Eiszeit miteinander verschmolzen sind.

Sie meint: „Wir sind nur das Instrument, das den Stein bearbeiten muss, um aus ihm das hervorzulocken, was in ihm steckt.“ Was aber steckt darin? Das ist erst einmal das grobkristalline Tiefengestein selbst, das rund 300 Millionen Jahre alt ist. Es enthält für Brigitte Mayrath-Enger eine spirituelle Verbindung zur Natur, die im meditativen Schleifen und Polieren dann zum Ausdruck gebracht wird. Dabei entstehen von der Natur inspirierte Formen, beispielsweise wie Schoten mit Kern. In der Skulptur „Geborgenheit“ greift die Spiritualität aber auch aus bis zum (Schutz-)Mantel Mariens, dessen Formgebung sie bei der Arbeit begleitete.

Die von Dr. Ruth Fabritius kuratierte Ausstellung läuft bis zum 24. Februar im Glaspavillon, Hans-Schmitz-Haus, An der Glasfachschule 4. Sie ist immer zu sehen, da sie durch die Glaswände von außen sichtbar ist. Jeden zweiten Sonntag im Monat ist die Schau von 14 -17 Uhr auch in Anwesenheit der Künstler geöffnet.

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