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Brandbrief der ElternEklatante Mängel am renommierten Städtischen Gymnasium

Lesezeit 4 Minuten
Einer der Eingänge des Städtischen Gymnasiums Rheinbach. Das Gebäude stammt aus den 1970er Jahren.

Einer der Eingänge des Städtischen Gymnasiums Rheinbach. Das Gebäude stammt aus den 1970er Jahren.

Das Gebäude des Städtischen Gymnasiums entspricht nicht mehr den Standards einer zeitgemäßen Lehr- und Lern-Kultur und den Anforderungen im Gesundheitsschutz. Dies dürfe nicht sein und könne so nicht bleiben. In einem Brandbrief an die Fraktionen des Rheinbacher Stadtrats schildern Vertreter der Schulpflegschaft vor einer Ausschusssitzung in der nächsten Woche die Misere.

Der Computerraum sei veraltet und müsse den Erfordernissen des neu eingeführten Fachs Informatik in der Jahrgangsstufe sechs angepasst werden, heißt es darin: „Die bisher vorgesehene rein frontal ausgerichtete und fest verbaute Struktur der Tische und Computer wird den Anforderungen nicht mehr gerecht.“ Beklagt werden schwere Schäden an den Dächern von Sporthalle und Hauptgebäude. In die Klassenräume regne es hinein, aufgrund von überlaufender Kanalisation seien die Lehrertoilettenanlage und Teile des Lehrerzimmers mit Schmutz- und Regenwasser überschwemmt worden, was zu Schimmelbildung geführt habe.

Seit seiner Gründung sei das Gymnasium ein besonderer Ort, weil er aus der Mitte der Stadtgesellschaft entstanden und in der Gründungsphase nur dank der großen Unterstützung der Rheinbacher Bürger in seinem Fortbestand gesichert werden konnte. „Auch in der jüngeren Vergangenheit haben wir uns über die große Unterstützung für unsere Schule gefreut. Heute reicht jedoch die Unterstützung von einzelnen Personen und Bürgern nicht mehr aus“, betonen die Eltern gegenüber den politischen Verantwortlichen. Der Tropfen, der das Fass nun endgültig zum Überlaufen brachte, war die Absage für einen geplanten Umbau des „Sprachlabors“ und den angestrebten Umbau des Computerraums.

Seit 2020 liege der Stadtverwaltung dafür der Antrag vor, einen nicht mehr nutzbaren Lagerraum im 1. OG, der in den 1970er Jahren das „Sprachlabor“ beherbergte, als zeitgemäße Lernlandschaft zur inneren Differenzierung des Unterrichts zu nutzen. Nachdem ein Generalunternehmer ein Angebot vorgelegt hat, wurden die Mittel für den Haushalt des Jahres 2023 bereitgestellt. „Wir waren zuversichtlich, dass nach drei Jahren nun die Realisierung dieses wichtigen Projektes in die Wege geleitet werden würde“, heißt es in dem Brief.

Ebenso liege der Stadtverwaltung der Antrag vor, den bestehenden Computerraum den Erfordernissen des neu eingeführten Fachs Informatik in der Jahrgangsstufe 6 anzupassen. Die bisher vorgesehene rein frontal ausgerichtete und fest verbaute Struktur der Tische und Computer werde den Anforderungen nicht mehr gerecht. Die Fachschaft Informatik habe eine Planung vorgelegt, die durch die Zusammenlegung von zwei anderen Räumen entsprechende Voraussetzungen schaffen würde. Der frei werdende Computerraum könne in der Folge als dringend benötigter Klassenraum im nunmehr wieder neunjährigen Bildungsgang genutzt werden, da entsprechende Mittel eingeplant waren und statische Prüfungen bereits erfolgt sind.

Verwaltung fehlt über Jahre das Personal

Ende November habe die Schule vom Technischen Beigeordneten Tobias Bollinger erfahren, dass diese Projekte bis über das Jahr 2030 hinaus nicht realisiert werden sollen, weil die begrenzten personellen Ressourcen in der Stadtverwaltung dafür nicht zur Verfügung stünden. Diese Verschiebung notwendiger Maßnahmen beeinträchtige jedoch die Bildungschancen fast einer ganzen Schülergeneration, die Konkurrenzfähigkeit des Gymnasiums und nicht zuletzt die Gesundheit der dort Lehrenden und Lernenden, so die Elternvertreter: „Die Zukunft unserer Schule ist nicht gesichert und macht uns große Sorgen.“

Ihre Vertreterin Andrea Wüschem weist auf alarmierend gesunkene Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr hin. Das Städtische Gymnasium sei bisher stets fünfzügig gewesen, im kommenden Herbst kämen nur noch drei Klassen in der fünften Stufe zustande: „Die Schüler flüchten zum Erzbischöflichen St. Joseph-Gymnasium.“ Im Vergleich zur sanierten Nachbarschule, zur Nachbarstadt Meckenheim, die Schritte zur Modernisierung plane, und zu den weiteren Gymnasien in Alfter, Bornheim und Euskirchen schneide die „Schulstadt Rheinbach“, wie sie selbst für sich werbe, schlecht ab.

Das Schulgebäude des SGR entspreche offensichtlich nicht mehr den Anforderungen der Zeit, es sei in energetischer Hinsicht mangelhaft und erzeuge nicht nur hohe Kosten, sondern auch einen entsprechenden CO2-Ausstoß. Die Eltern weisen darauf hin, dass sich die Anforderungen seit dem Jahr 1976, in dem die Schule in die damals neuen Gebäude einzog, gravierend verändert hätten. Zwar sei es in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung bereits gelungen, ehemalige Hörsaalräume so umzuwandeln, dass Platz für schülerorientiertes Arbeiten in den Naturwissenschaften gelinge, doch bliebe noch viel zu tun: „Daran möchten wir gerne weiter anknüpfen und zukunftssicher lernen.“

SPD-Antrag

Auf Antrag der Sozialdemokraten wird der bauliche Zustand des Städtischen Gymnasiums und der Brandbrief der Elternvertreter im nächsten Ausschuss für Schule, Bildung und Sport am Donnerstag öffentlich diskutiert. Die SPD schildert in ihrem Antrag die Inhalte des Hilferufs und weist darauf hin, dass nach Auffassung der Eltern derzeit die gesetzliche Verpflichtung des Schulträgers, die für einen ordnungsgemäßen Unterricht erforderlichen Schulanlagen, Gebäude, Einrichtungen und Lehrmittel bereitzustellen und zu unterhalten, nicht ausreichend erfüllt würden. Das zuständige Fachgremium wird gebeten, sich mit der Kritik zu beschäftigen und die Verwaltung zu bitten, „im Ausschuss über den baulichen Zustand der Schulanlagen, Gebäude und Einrichtungen des Städtischen Gymnasiums zu berichten“.

Das Gymnasium

Das Städtische Gymnasium wurde 1852 gegründet und ist die älteste Schule in Rheinbach und eines der ältesten Gymnasien im Bonner Raum. Der Bau am heutigen Standort in der Königsberger Straße wurde 1976 bezogen. Es verfügt über einen bilingualen Zweig ab Klasse 5. Unter anderem der ehemalige CDU-Bundesminister Norbert Röttgen ging dort zur Schule.

Ausschuss für Schule, Bildung und Sport, 21. März, 18 Uhr, Ratssaal, Himmeroder Hof

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