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„Toll, was hier entstanden ist“Fünf Jahre Feierabendmarkt in Rheinbach

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Gudrun Jülich und Barbara Brenner-Zehe (r.) vom Team des Feierabendmarktes kaufen dort selber gerne ein.

Gudrun Jülich und Barbara Brenner-Zehe (r.) vom Team des Feierabendmarktes kaufen dort selber gerne ein.

Der Rheinbacher Feierabendmarkt bietet regionale Waren, fördert Nachhaltigkeit und stärkt die Beziehung zwischen Erzeugern und Kunden.

Nach der Arbeit über den Markt spazieren, frisches Obst und Gemüse von regionalen Höfen einkaufen und danach bei einem Gläschen Saft oder Wein den Feierabend genießen, das ist seit rund fünf Jahren mitten in Rheinbach auf dem Platz der katholischen Pfarrkirche St. Martin möglich. Der Feierabendmarkt ging am 2. Juli 2020 an den Start. Seitdem lädt der gemeinnützige Verein „Rheinbacher Feierabendmarkt“, der aktuell 30 Mitglieder hat, einmal wöchentlich am Donnerstag in der Zeit von 16 bis 19 Uhr zu Kauf und zur Begegnung ein.

Mit Livemusik, Kostproben der Marktbeschicker und erstklassigen Waren regionaler Anbieter wird, fast auf den Tag genau, am heutigen Donnerstag das fünfjährige Bestehen des Marktes gefeiert. Wie immer in den Sommermonaten wird dann auch Barbara Brenner-Zehe vom Orga-Team Blumen für den guten Zweck verkaufen.

Wir haben ein gutes Team, alle brennen für den Markt, und es ist eine richtige Marktgemeinschaft entstanden, die Hofläden profitieren von Synergien.
Gudrun Jülich, Gründungsmitglied des Vereins Feierabendmarkt

„Ja, es ist toll, was hier entstanden ist. Wir haben ein gutes Team, alle brennen für den Markt, und es ist eine richtige Marktgemeinschaft entstanden, die Hofläden profitieren von Synergien“, so lautet die Bilanz von Gudrun Jülich. Die Diplom-Finanzwirtin ist eines von neun Gründungsmitgliedern mit einem Faible für gute Lebensmittel, wie sie sagt. Und diese guten Nahrungsmittel sind nach Ansicht des Markt-Teams, das durchweg ehrenamtlich arbeitet, gleich vor der Haustür zu haben: „Wir möchten die kleinbäuerliche lokale Landwirtschaft fördern und den Kontakt des Erzeugers zum Kunden herstellen.“

Das Team vom Feierabendmarkt engagiert sich in der Stadt. 2024 gab es frisches Obst für die Zeltstadt von Abenteuer pur.

Das Team vom Feierabendmarkt engagiert sich in der Stadt. 2024 gab es frisches Obst für die Zeltstadt von Abenteuer pur.

Der Fokus bei der Wahl der Anbieter liegt demzufolge auf den Erzeugerbetrieben in der Region, „die saisonale Produkte anbieten und Wert auf nachhaltiges, umweltschonendes Wirtschaften und artgerechte Tierhaltung legen“. Der Markt ist insofern nachhaltig, als der Kauf bei regionalen Erzeugern deren Einkommen unterstützt und die lokale Wirtschaft stärkt: „Die kleinen Betriebe müssen erhalten werden.“ Zur natürlichen Reifezeit geerntete lokale Produkte haben zudem kürzere Transportwege, was den CO2-Ausstoß reduziert und die Umwelt schont.

Eine Kaufentscheidung für die Produkte der Saison, im Sommer wären das zum Beispiel Kirschen, Beeren, Zucchini, Tomaten und Gurken, fördere also nicht nur die regionale Wirtschaft, sie verkürze Lieferketten und trage zu einer vielfältigeren und geschmackvolleren Ernährung bei. Kundin der ersten Stunde ist Alexandra Kolster aus Rheinbach-Stadt. Sie kauft seit fünf Jahren regelmäßig auf dem Markt in der Innenstadt, und dann stets Brot, Saft und Eier. Sie schätzt die Qualität der Waren und möchte die örtlichen Höfe und Geschäfte unterstützen: „Es ist schon sehr bewusst, dass wir donnerstags hier einkaufen.“

Jede Woche lernen Menschen den Markt neu kennen

Angelika Sampels, die im Ortsteil Hilberath ein Café samt Hofladen betreibt, verkauft ihre Kuchen und Brote sowie Wurst und Käse vom Burscheider Thomashof seit dem Start des Marktes: „Das Angebot ist super angenommen worden, es ist immer noch sehr schön und lustig hier.“ Wie Sabrina Witsch vom Landhof Heinzen aus Grafschaft-Esch hat sie inzwischen ihre Stammkunden. Jede Woche kämen aber auch Menschen, „die den Markt neu kennenlernen und gut finden“, ergänzt die Rheinbacher „Fruchthexe“ Sylvia Nolden, Mitglied des Vereins Feierabendmarkt und seit vier Jahren mit dabei.

Mit einem Quittenbaum im eigenen Garten habe bei ihr 2016 alles angefangen, erzählt sie. Inzwischen bietet sie jeweils sechs verschiedene selbst hergestellte Fruchtaufstriche und zwei Chutney-Sorten an. In der Weihnachtszeit gibt es sogar einen Adventskalender mit 22 verschiedenen Fruchtaufstrichen und Proben der dickflüssigen Würzsauce aus Obst oder Gemüse.

Freude an den eigenen Produkten sowie an Natur- und Umweltpädagogik

Chutney stammt ursprünglich aus Indien, wird mit Essig und Zucker eingekocht und mit reichlich Gewürzen und Kräutern verfeinert. „Es wäre schön, wenn wir noch etwas bekannter würden“, wünscht sich Nolden, die an ihrem inzwischen „sehr großen Hobby“ Spaß hat.

Freude an den eigenen Produkten sowie an Natur- und Umweltpädagogik haben auch Obstbauer Markus Weiler und Natur- und Umweltpädagogin Michaela Schmitz. Auf ihrem Demeter-Hof bietet das Paar Thementage an, Blütenwanderungen, Vier-Jahreszeiten-Kurse, Gemüsebeete für Kinder und vieles mehr. Am Stand haben sie zurzeit eigene Süßkirschen und Äpfel, Stachelbeeren, Säfte und Apfelwein im Angebot.

Für wissensdurstige Kunden gibt es darüber hinaus Erläuterungen zum Bio-Betrieb und Antworten auf Fragen, wieso die Kirschen dort manchmal etwas kleiner sind als andernorts. „Wir benutzen weniger chemische Düngung“, umreißt Schmitz das sehr komplexe Thema, Markus Weiler referiert über die Vorschriften beim Ausbringen von Kupfer. Klar wird: Im Ökologischen Landbau ist der Einsatz von Kupfer als Pflanzenschutzmittel begrenzt und an bestimmte Vorschriften gebunden. Diese spezifischen Vorgaben der jeweiligen Öko-Anbauverbände sollten unbedingt beachtet werden, da sie oft strenger als die EU-Vorschriften sind.

Wertschätzung gegenüber den Lebensmitteln und den Landwirten fördern

„Durch den direkten Kontakt mit den Anbietern soll die Wertschätzung gegenüber den Lebensmitteln und den Landwirten gefördert, über die Arbeit der kleinbäuerlichen Betriebe informiert und verlorenes Wissen um die Erzeugung unserer Lebensmittel wiederentdeckt werden“, sagt Gudrun Jülich. Infostände rund um den Umwelt- und Naturschutz ergänzen an manchen Donnerstagen das Marktangebot. Dem durchweg ehrenamtlich arbeitendem Team ist es wichtig, der Kirchengemeinde zu danken, die den Kirchplatz zur Verfügung stellt und so das Projekt erst möglich macht.

Termin heute, Donnerstag, 3. Juli, 16 bis 19 Uhr, Feier des fünfjährigen Bestehens auf dem Kirchplatz.