Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Gespräch mit MinisterinBruno Weber berichtet über Folgen der Flut in Rheinbach

Lesezeit 4 Minuten
Ministerin Ina Scharrenbach und vier Männer stehen vor einem Kleinbus und unterhalten sich.

Ministerin Ina Scharrenbach besucht die Bauunternehmung Theodor Weber GmbH anlässlich des 2. Jahrestages der Flutkatastrophe.

Ministerin Ina Scharrenbach besuchte anlässlich des 2. Jahrestages der Flutkatastrophe die Rheinbacher Bauunternehmung Theodor Weber GmbH

Der Weg zur Werkshalle der Bauunternehmung Theodor Weber GmbH im Rheinbacher Gewerbepark „Meckenheimer Straße“ ist sauber und frisch gepflastert. Vor genau zwei Jahren bot sich dort allerdings ein ganz anderes Bild, wie Bruno Weber, neben seinem Bruder Heinz, seinem Sohn Lars und seinem Neffen Anton einer der vier Geschäftsführer des Handwerksunternehmens, schilderte. Durch den intensiven Starkregen am 14. Juli 2021 konnten die Kanalleitungen die Wassermassen nicht mehr aufnehmen, zunächst durchbrachen sie das Tor des gegenüberliegenden TÜV-Unternehmens, dann stand der Hof des Baubetriebs komplett unter Wasser. Dramatisch wurde es vor allem für Anton Weber, der sich zu diesem Zeitpunkt in der Firmenhalle aufhielt, die Wassermassen drückten gegen das Tor, so dass der Baubetonmeister nicht mehr aus der Halle herauskam. Erst mit Hilfe seines Cousins Lars gelang es den jungen Unternehmer zu befreien.

Bruno Weber (2. von links) berichtet mit seinem Neffen Anton Weber der Ministerin und Bürgermeister Ludger Banken (rechts) von den Ereignissen der Fluttage.

Bruno Weber (2. von links) berichtet mit seinem Neffen Anton Weber der Ministerin und Bürgermeister Ludger Banken (rechts) von den Ereignissen der Fluttage.

Es sind Schicksale wie diese, wie sie vor zwei Jahren in der Region zuhauf die Bürger getroffen hatten. Gestern stattete Ina Scharrenbach (CDU), NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, dem Rheinbacher Unternehmen einen Besuch, um sich vor Ort selbst ein Bild zu machen, wie es den Betroffenen heute geht. Gemeinsam mit Garrelt Duin, dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, und Florian Hartmann, Hauptgeschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertages, besuchte die Ministerin anlässlich des zweiten Jahrestages die Flutgebiete von Rheinbach, Erftstadt und Euskirchen. Auf ihrer vierstündigen Tour machte die Politikerin unter anderem auch Halt in der Fußgängerzone Euskirchen, um dort mit Handwerksbetrieben ins Gespräch zu kommen. Auftakt ihrer Rundreise war die Bauunternehmung Theodor Weber GmbH in Rheinbach.

Dort erfuhr sie, wie aufwendig und mühsam die Aufräumarbeiten waren, welche Sorgen und Ängste die Menschen umtrieben.

Trotz der massiven Wassermassen konnte das 1959 von Theodor Weber gegründete Familienunternehmen bereits am Tag nach der Katastrophe wieder arbeiten und auch anderen Betroffenen helfen, da die Firma über notwendige Geräte und Materialien verfügte.

Das Schlimmste war der Schlamm
Bruno Weber

Ein Teil der 12 Kollegen, von denen einige in der Eifel leben, war ebenfalls betroffen: „Das Schlimme war nicht das Wasser, die Kellerräume waren schnell leergepumpt, sondern der Schlamm, denn da wissen Sie nie, was dort alles drinsteckt“, schilderte Bruno Weber. Auch seine damals 84-jährige gebrechliche Mutter, die im Nachbarhaus lebte, war in Gefahr, hatte große Angst und musste rasch versorgt werden.

Riesige Müllhalden hatten sich wie überall in den Straßen auch auf ihrem Firmenhhof aufgetürmt, die Keller mussten trockgelegt werden. Die Versicherungen hätten schnell reagiert. Zunächst allerdings wurde versucht, den Betrieb mit Kleinstbeträgen abzuspeisen: „Uns wurden beispielsweise 50 000 Euro für den Keller angeboten, damit kommen Sie natürlich nicht weit. Das klingt erst einmal nach viel Geld. In unserem Fall ging es aber um eine Viertelmillion“, schilderte Bruno Weber. Komplizierter sei jedoch die Antragstellung für die Aufbauhilfen des Landes gewesen. Die musste die Firma beantragen, weil die Versicherung die zerstörten Geräte und Materialien, die auf dem Hof standen, nicht gezahlt hatte.  Ina Scharrenbach räumte ein, dass es dort weiterhin zu Verzögerungen kommt, zeigte sich aber beeindruckt von dem Engagement des Unternehmens, das zusätzlich zu den eigenen Schäden auch Betroffenen im Ahrtal geholfen hatte. „Es war schon sehr beklemmend zu sehen, wie stark manche Familien und Häuser betroffen waren, da wurde einem schon ganz anders“, schilderte Bruno Weber.

Flyer liegen auf einem Tisch.

Ministerin Ina Scharren besucht die Bauunternehmung Theodor Weber GmbH anlässlich des 2. Jahrestages der Flutkatastrophe.

Auch, wenn sich die Katastrophe nun zum zweiten Mal jährt, es gibt noch jede Menge zu tun, schilderte Rheinbachs Bürgermeister Ludger Banken: „Wir arbeiten an allen Ecken und Enden was den Hochwasser- und Katastrophenschutz und den Wiederaufbau anbetrifft. Alles wird parallel bearbeitet, doch es dauert alles. Wir haben schon viel erreicht, vom Ziel sind wir aber noch weit entfernt.“

Stadt zahlte alleine 4,2 Millionen Euro an Abfallkosten

Die Stadt spricht in einer Pressemitteilung von der „größten Katastrophe der Rheinbacher Nachkriegsgeschichte.“ Bis heute habe die Stadt fast 10 Millionen Euro ausgegeben. Die bislang größte Einzelposition liegt bei den immensen Abfallkosten in Höhe von 4,2 Millionen Euro. Für die Gebäudesanierungen wurden 1,7 Millionen Euro, die Instandsetzung von Straßen 1,4 Millionen Euro und für die Gewässerunterhaltung 0,6 Millionen Euro fällig. Mancherorts gestalten sich die Sanierungsmaßnahmen als aufwändig und schwierig, da diese im laufenden Betrieb umgesetzt werden müssen. Daher ist der Wiederaufbau laut der Ersten Beigeordneten Daniela Hoffmann ein „Prozess von mehreren Jahren.“ Von den 93 Einzelmaßnahmen im Wiederaufbaplan sind mittlerweile 42 abgeschlossen, 12 weitere stehen kurz davor. Die Gesamtkosten für die städtischen Wiederbaubaumaßnahmen seien abschließend noch immer nicht zu beziffern.