Durst nach WissenBiersommelière aus Bonn schenkt in Rheinbach zum Käse ein

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Biersommelière Jutta Knoll aus Bonn-Mehlem schenkt grinsend Bier in ein Glas ein, während sie am Tisch in einer Küche sitzt.

Biersommelière Jutta Knoll aus Bonn-Mehlem bereitet sich auf Käse und Bier in Rheinbach vor

Jutta Knoll (50) ist Biersommelière. Rundschau-Redakteur Manfred Reinnarth plauderte mit ihr über die dafür nötige Ausbildung.

Das erste Bier haben Sie wohl in Belgien getrunken ...

Stimmt. Mit 14 Jahren. Bis ich 18 war, bin ich in Brüssel zur Schule gegangen. Mein Vater war bei der Bundeswehr. Da gab es Gelegenheit, die Zunge für Alkoholisches zu schulen.

Das Belgische Bier reicht ja von Erdbeerbier bis zum hochprozentigen Trappistenbier ...

In Belgien gab es ein Verbot, Spirituosen an Bars auszuschenken, weshalb einige ein sehr starkes Bier brauten, mit mehr als zwölf Prozent. Von Erdbeerbier weiß ich nichts. Kirschbier ist aber sehr verbreitet, fassgereift, auf der Frucht vergoren, und da gibt es gute und schlechte, auch mit Zuckerzusatz.

Biersommelière berichtet über Fruchtbier und das Brauen

Klingt nach einem Gegensatz zum hiesigen Reinheitsgebot.

Oh, da ist ein Fruchtbier aber durchaus erlaubt. Es wird immer auf einen Gesetzesauszug von 1516 verwiesen, der 1918 „Reinheitsgebot“ genannt wurde, aber wir brauen tatsächlich nach einem vorläufigen Biersteuergesetz. Ganz viele alte Biere hatten Kräuterzusätze, zumal die Landesherren als Verkäufer der Kräuter an diesen „Grutbieren“ gut verdienten.

Aber „Craft“ Biere passen da doch nicht, oder?

Da haben viele ein ganz falsches Bild von, denn sie werden eben „handwerklich“ hergestellt, meist nach alten Verfahren und in großer Vielfalt. In Deutschland gibt es etwa 10.000 Heimbrauer, in den USA sogar ein Vielfaches davon. Sogar hier in Mehlem gibt es einige gute.

Und so sind Sie dazu gekommen?

Tatsächlich war das so. Als ich mit meinem Mann Thomas die Telekom verließ, wir sind beide Betriebswirte, schlug er vor, etwas mit Bier zu machen. Wir haben 2016 einen Kessel für gut 20 Liter gekauft. Auf unserer Loggia entstand mit einem Freund, einem Brauer, das erste eigene Bier. Ich koche gerne und Brauen ist sehr ähnlich: Man legt sich ein Rezept parat, sucht Malze aus und überlegt, wie bitter es sein soll. Mega spannend! Am Anfang gab es die Fantasie, wir könnten eine eigene Biermarke haben.

Warum nur Fantasie?

Das würde sicherlich eine halbe Million Euro oder mehr kosten. Aber wer weiß. Vielleicht noch eines Tages als Kuckucksbrauer, also in einer anderen Brauerei.

Jutta Knoll ist großer Fan von Food-Pairing

Woher haben Sie eigentlich Ihren Biersachverstand?

Alles aus Wissensdurst. So bin ich IHK-Bierbotschafter und „Biersommelière“ geworden. Seit 2021 bin ich in München für den Master of Beer angemeldet und arbeite gerade mit alkoholfreien Bieren, untersuche Duft, Geschmack, Aromen, Bouquet, Optik, Farbe, Schaum. Es geht um Antrunk, Haupttrunk, Nachtrunk und Abgang. Das kann man als „Judge“ beim Bierwettbewerb brauchen. Diesen Abschluss haben nur wenige.

Am Sonntag in Rheinbach geht es dann auch ums Essen ...

Ich liebe Food-Pairing. Das machen viele Restaurants, oft aber leider nur mit Kölsch, Weizen, und das war’s. Beim Käse kommt es auf die Reifegrade an, beim Bier auf den Brauer. Was passiert bei mir im Mund? Überdeckt es sich? Kann beides nebeneinander existieren?

Haben Sie für Rheinbach schon die Auswahl getroffen?

Es wird ein Helles und Frischkäse geben, Cheddar mit einem Porter oder Red Ale, sicher Gorgonzola dolce mit einem belgischen Quadruple. Bergkäse eventuell mit einem IPA. Achtmal 100 Milliliter in drei Stunden.

Teilnehmer sollten sich zügig anmelden

Was müssen Teilnehmer mitbringen?

Spaß! Es wär gut, wenn sie Käse mögen (lacht). Und Bier. Sie sollten sich schnell anmelden, weil ich noch einkaufen muss.

Sie leben davon?

Ich muss sogar Steuern dafür bezahlen. Es gibt regelmäßige Tastings im Atelier Zwei Zwei Drei. Weihnachten lohnt sich auch immer. Mit der VHS habe ich online zu Coronazeiten angefangen und Probierpakete verschickt. Da waren sechs Biere und das Glas drin.

Das sieht nach Weinglas aus.

Die Form verhilft den Aromen zur Entfaltung. Bier hat über 2000, Wein nur 800. Wer mag, kann mir eins abkaufen. Es kostet fünf Euro.


Biertasting mit Käse in Rheinbach

Die VHS Voreifel bietet am Sonntag, 4. Juni, um 17 Uhr im Himmeroder Hof ein Biertasting für 49 Euro an. Es handelt sich um einen Workshop mit Bier- und Käseproben. Die Biersommelière Jutta Knoll aus Bonn-Mehlem hat dazu Biere und Käse kombiniert. Anmeldung: Ruf (0 22 26) 92 19 20.

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