Rheinbach„Die fleißigen Nähbienen“ nähen Schutzmasken für Hilfsorganisationen

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In bunten Farben gibt es die Behelfs-Mund-Nasen-Schutz-Masken, die von den „Nähbienen“ aus der Region hergestellt werden.

In bunten Farben gibt es die Behelfs-Mund-Nasen-Schutz-Masken, die von den „Nähbienen“ aus der Region hergestellt werden.

Rheinbach – „Das ist eine tolle spontane Idee, die zeigt, dass Kreativität gerade jetzt großgeschrieben wird“, freut sich Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz (CDU) über knapp zwei Dutzend Frauen aus der Region, die sich den Namen „Die fleißigen Nähbienen“ gegeben haben und dem Coronavirus trotzen.

Sie nähen zu Hause Behelfs-Mund-Nasen-Schutz-Masken, die sie vor allem den Hilfsorganisationen in der Region zur Verfügung stellen. So hat unter anderem die Freiwillige Feuerwehr Rheinbach bei den Frauen um Initiatorin Ivonne Schüller diesen modischen Mundschutz geordert. Der entspricht zwar nicht der Norm für medizinische Produkte, „aber jeder Schutz ist in dieser Gesundheitskrise ein guter Schutz“, weiß Raetz, der selbst ein Exemplar in Gebrauch hat.

Rheinbach: 20 Helfer nähen Schutzmasken

In den sozialen Medien war Ivonne Schüller, die selbst einen kleinen Laden mit handgenähten Kindersachen und Geburtskissen betreibt, auf Initiativen in Köln, Essen und Aachen aufmerksam geworden. „So etwas müsste es auch in unserer Region geben“, meinte sie und startete auf Facebook eine Umfrage, ob es Bedarf gebe.

Direkt kamen die ersten Anfragen, die nicht nur Mundschutz, sondern auch Schutzkleidung und Ähnliches auf dem Wunschzettel hatten. Sofort machte sich die erfahrene Näherin ans Werk, „aber nach ein paar Tagen habe ich gemerkt, das schaffe ich nicht allein.“ So wurde zunächst eine Freundin mit ins Boot geholt, doch das war auch noch nicht genug, „und nach einem Aufruf in den sozialen Medien melden sich fast täglich neue Frauen, die uns unterstützen wollen“.

Mittlerweile ist die Gruppe auf über 20 angewachsen, die in der ganzen Region verteilt sind und zuvor nur wenig miteinander zu tun hatten. Dass es sich bei den „fleißigen Nähbienen“ um eine Gruppe von Ehefrauen von Bundeswehr-Angehörigen handelt, wie verschiedentlich zu hören war, dementiert Ivonne Schüller allerdings energisch. Ihr Mann ist zwar bei der BWI Kommunikationstechnik GmbH beschäftigt, die die Bundeswehr in Rheinbach in Sachen IT unterstützt, doch das sei auch schon die einzige Verbindung.

Ivonne Schüller kommt nicht mehr zum Nähen

Alle Hobbynäherinnen arbeiten in ihren eigenen vier Wänden, denn natürlich werden auch in der Gruppe die Verhaltensregeln befolgt, derzeit soziale Kontakte zu meiden. Sie selbst allerdings kommt mittlerweile gar nicht mehr zum Nähen, „denn die Sache hat eine Dimension angenommen, die man gar nicht mehr allein stemmen kann.“

Mittlerweile ist sie mit der Organisation und Koordination voll ausgelastet, denn sie bestellt zentral die Stoffe für die Masken, die dann wiederum bei ihr abgeholt werden, wobei zugleich die bereits gefertigten Mundschutzmasken hinterlegt werden. Außerdem werden auch noch Schürzen für Hebammen hergestellt, für die es ebenfalls eine rege Nachfrage gibt.

Die Masken gehen an ehrenamtliche Organisationen

Die derzeitige „Produktion“ liegt bei etwa 200 Masken pro Woche, schätzt Schüller, doch die Nachfrage sei wesentlich höher. Dennoch werden die Masken nach wie vor zum Selbstkostenpreis von einem Euro abgegeben, vor allem an ehrenamtliche Organisationen, die sich in der jetzigen Zeit um andere Menschen kümmern. Aber auch an Seniorenheime und Pflegedienste oder eben an die Rheinbacher Feuerwehr, für die Wehrleiter Laurenz Kreuser angefragt hatte.

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Bei Ivonne Schüller laufen dabei alle Fäden zusammen, hier werden die Bestellungen aufgegeben und sie gibt dann wiederum die Anforderungen an die Näherinnen weiter. Die fertigen Bestellungen werden dann verpackt und abgeholt oder per Post verschickt. Allerdings immer mit dem Hinweis, dass es sich nicht um zertifizierte medizinische Produkte handelt, sondern eben um einen „Behelfs-Mund-Nasen-Schutz“.

Den gibt es in verschiedenen Farben und Mustern, womit für ein wenig Freundlichkeit bei den Trägern gesorgt wird. „Wir haben uns am Anfang für ein gemeinsames Schnittmuster entschieden, nach dem alle Frauen ihre Masken herstellen. Aber bei der Farbe und beim Muster der Stoffe sind wir flexibel.“ Die Masken sind bei 95 Grad waschbar, weshalb weder Gummi noch Draht bei der Herstellung verwendet werden dürfen. Denn die würden in der Waschmaschine kaputt gehen oder rosten.

Wer mitmachen möchte, kann sich per E-Mail an Ivonne Schüller wenden. Dort kann man auch den „Behelfs-Mund-Nasen-Schutz“ bestellen – so lange der Vorrat reicht.

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