Es ist mehr als nur eine Halle. Der Rheinbacher Ortsteil Flerzheim hat jetzt, fast vier Jahre nach der Flut, wie der einen zentralen Ort für das Dorfleben.
Vier Jahre nach der FlutNeue Veranstaltungshalle für Flerzheim

Mit dem Segen beider Kirchen wurde die neue Veranstaltungshalle zur Freude aller offiziell eröffnet.
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Mit einem Gefühl von Aufbruch wurde in Flerzheim die neue Leichtbauhalle auf dem Dorfplatz feierlich eingesegnet. Ein besonderer Moment für viele Bürgerinnen und Bürger, die nach der Flutkatastrophe 2021 nicht nur Gebäude, sondern auch zentrale Orte ihres Dorflebens verloren hatten. Pfarrerin Gudrun Schlösser von der evangelischen Kirchengemeinde und Kaplan Dr. Emmanuel-Nonyelum Njok von der katholischen Kirche übernahmen gemeinsam die Einsegnung. Ihre Worte machten deutlich: Die Halle ist mehr als ein Bauwerk – sie ist Symbol für Hoffnung, Zusammenhalt und den starken Willen, das Dorfleben neu zu beleben.
Ellen Schüller, Ortsvorsteherin und stellvertretende Vorsitzende des Ortsausschusses Flerzheim, sowie der Vorsitzende Stephan Kübbeler begrüßten viele Gäste auf dem Dorfplatz. Darunter den stellvertretenden Bürgermeister Kalle Kerstholt, die Vize-Landrätin Notburga Kunert, Vertreter der Verwaltung, der Johanniter, des Malteser Hilfsdienstes und zahlreiche engagierte Bürger. In einer emotionalen Rede erinnerte Kerstholt an die Tage nach der Flut: „Damals wurde nicht lange geredet, sondern gehandelt. Die Menschen haben sich gegenseitig unterstützt, unermüdlich gearbeitet und einander Mut gemacht. Diese Halle ist ein Ergebnis dieses Zusammenhalts.“
Ein Ort, der unserem Dorf neuen Schwung gibt. Hier wird wieder gemeinsam gelacht, gelernt, trainiert und gefeiert.
Seit Anfang Mai steht die Leichtbauhalle bereits für Schule, Vereine und Veranstaltungen zur Verfügung. Nun ist sie auch offiziell gesegnet – und damit bereit, das neue Herzstück des Dorfes zu werden. „Die Halle ist kein Ersatz, sondern ein Anfang“, sagte Ellen Schüller. „Ein Ort, der unserem Dorf neuen Schwung gibt. Hier wird wieder gemeinsam gelacht, gelernt, trainiert und gefeiert.“ Genutzt wird die Halle für den Schulsport – derzeit viermal wöchentlich – ebenso wie von Gymnastikgruppen, Vereinen und dem Ortsausschuss selbst. Feste, Versammlungen, Begegnungen, alles ist wieder möglich.
Die großzügige Unterstützung der Johanniter mit rund 289.000 Euro und der Malteser mit 100.000 Euro hat den Bau möglich gemacht, finanziert über die Aktion Deutschland hilft. Die Stadt Rheinbach übernahm die Erschließungskosten in Höhe von 60.000 Euro und beteiligt sich jährlich mit 30.000 Euro an den Betriebskosten. Der Ortsausschuss trägt 5800 Euro jährlich in Form einer Miete für die Nutzung durch die Vereine. Von der ersten Idee bis zur Einweihung vergingen knapp zwei Jahre. Die Planungen begannen unter dem damaligen OAS-Vorsitzenden Willibert Clemens. Zusammen mit Ellen Schüller wurden Gespräche geführt, Konzepte entwickelt, Angebote eingeholt. Die Stadt stellte den Dorfplatz zur Verfügung. Die Firma „Tents & Events 4 You“ aus Geldern übernahm Bau und Umsetzung. Technischer Leiter Uwe Schmidt sorgte für einen reibungslosen Aufbau.

Die Leichtbauhalle während der Bauphase.
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Start der Arbeiten war Mitte März – bereits zum 1. Mai konnten erste Aktivitäten stattfinden. Flerzheim lebt wieder aufDer Bedarf ist groß. Nach der Flut waren die Turnhalle und die direkt an der Swist gelegene Grundschule so stark beschädigt, dass nur der Abriss blieb. Auch die einzige Gaststätte mit Veranstaltungssaal musste geschlossen werden. Plötzlich fehlten im drittgrößten Rheinbacher Ortsteil Räume für Sport, Kultur, Begegnung. „Diese Halle gibt uns ein Stück Normalität zurück“, sagte Bürgermeister Ludger Banken bei der Präsentation der Halle im Frühjahr. „Ohne das Engagement der Hilfsdienste und des Ortsausschusses wäre dieses Projekt nie möglich gewesen.“
Langfristig ist der Bau einer neuen Schule mit moderner Turnhalle geplant. Bis dahin bleibt die Leichtbauhalle das Zentrum des öffentlichen Lebens. Eine Vermietung an externe Nutzer ist nicht vorgesehen – die Rücksicht auf die Anwohner und der Schutz des neuen Dorfmittelpunkts stehen im Vordergrund. Für die vollständige Ausstattung, etwa Mobiliar oder Lagerlösungen, stehen noch weitere Förderzusagen der Johanniter und Malteser aus. Ellen Schüller zeigte sich zuversichtlich: „Wir bleiben im Gespräch – und wir bleiben dran.“ Zum Abschluss wandte sich Schüller mit einem Appell an die Bürgerinnen und Bürger: „Diese Halle lebt nur, wenn sie genutzt wird. Wir brauchen jeden einzelnen. Für Sport, für Musik, für Begegnung. Lasst uns alte Traditionen wieder aufleben lassen – und neue Ideen verwirklichen. Gemeinsam machen wir Flerzheim wieder lebendig.“
Zahlen, Daten, Details
Die Halle misst 15 mal 25 Meter. Zwei Umkleidekabinen, ein Technikraum, ein Sanitärcontainer und ein separater Lagercontainer gehören zur Ausstattung. Beheizt wird sie über eine Gasheizung, untergebracht in einem separaten Technikcontainer. Der Boden besteht aus Siebdruckplatten, Dämmstoff, OSB-Platten und einem robusten PVC-Belag. Zur Grundausstattung zählen 250 Stühle, Tische sowie eine Abdeckmatte zum Schutz des Bodens bei Dorffesten. Ein zusätzlicher Notausgang wurde eingebaut, um die Sicherheit auch beim Bühnenaufbau zu gewährleisten – eine nachträgliche Maßnahme, die rund 4000 Euro kostete.