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Es brummt und summtJunge und alte Interessierte beim Besucherbienenstand

4 min

Die Bienen waren zum Greifen nah.

  1. Anlässlich ihres 150. Bestehens verschenkte die Imkergemeinschaft 2015 elf Bienenwohnungen der Stadt.
  2. Ein 79-jähriges Mitglied des Vereins gibt sein umfangreiches Wissen gerne an Kinder und Erwachsene weiter.
  3. Interessiert schauten sie ihm bei der Arbeit über die Schulter.

Rheinbach – Auf den ersten Blick wirkt er ein wenig einsam und verwildert, der Besucherbienenstand des Bienenzuchtvereins Rheinbach. Bei näherem Hinsehen und vor allem Hinhören bemerkt der aufmerksame Beobachter jedoch eifrige Aktivität: Es summt und brummt unter den Obstbäumen im hohen Gras, Hunderte von Bienen fliegen dort sehr beschäftigt in den in Schilfgrün angestrichenen Holzkisten ein und aus.

Die elf Bienenwohnungen gehören Imker Michael Czerwinski und bilden mit einem Schaustand das Herz der Anlage, die von der Imkergemeinschaft 2015 anlässlich ihres 150. Bestehens im ehemaligen Schwesternpark des angrenzenden St. Joseph-Gymnasiums angelegt wurde. Ein kleinerer Stock gehört einer Gruppe Gymnasiasten.

Die umzäunte Einrichtung auf städtischem Grund sei ein Geschenk des Vereins an die Bürger, betont Mitglied Hartmut Neumann. Der 79-Jährige lässt sich dort regelmäßig von interessierten Kindern und Erwachsenen bei seiner Arbeit über die Schulter schauen.

Hartmut Neumann gibt sein umfangreiches Wissen gerne an Kinder und Erwachsene weiter.

Gerne teilt der ehemalige Soldat sein umfangreiches Wissen über die Geschichte und Biologie des Honig sammelnden und Blüten bestäubenden „Waldtieres“ mit seinen Gästen, wie mit der aus zwölf Sechstklässlern und ihren Betreuern bestehenden Projektgruppe des Städtischen Gymnasiums. Am Vormittag hatten die Zwölfjährigen mit Lehrerin Angela Maintz im Rahmen ihrer Projektwoche Bienen- respektive Insektenhotels gebaut.

Mittags lernten sie bei Imker Neumann am fliegenden Objekt. Um schmerzhafte Überraschungen zu vermeiden, verteilte Neumann nach einer Einweisung erst einmal Imkerhüte, deren Netze die Köpfe der Schüler schützten. Gestochen worden sei in den vergangenen vier Jahren nur ein einziger Besucher, versicherte der 79-Jährige: „Und der hat seine Nase ins Ausflugloch gesteckt!“Bienen stechen nur, wenn man sie ärgert, sprich wenn Ihnen der Honig gestohlen wird. Und weil Imker Neumann regelmäßig den Wintervorrat „räubert“, ist er selber schon oft gestochen worden.

Kinder und Erwachsene am Besucherbienenstand.

Spannend wurde es, als der Bienenzüchter das Mobiliar, sprich die Rahmen mit den Wachswaben aus den Kästen zog. In den sechseckigen Zellen glänzte es vielversprechend goldgelb, denn sie waren mit süß riechendem Honig gefüllt, einige waren bereits mit einem Wachsdeckel versehen. Vorsichtig strich der Schüler Malte mit seiner Hand über die Rücken der auf einer Wabe sitzenden Bienen, die ihre Flügel eifrig bewegten: „Das kribbelt an der Hand“, lachte er.

Da drängte sich doch gleich die Frage nach der Lebensdauer der fleißigen Bienchen auf. „Zehn Jahre leben sie doch bestimmt, oder etwa nicht?“ „Leider nicht“, antwortete Hartmut Neumann auf die Frage. Das Leben einer Arbeiterin in einem Bienenstaat währt nicht allzu lang, erfahren die Schüler. Nur etwa 35 Tage lebt die Sommerbiene, und in dieser kurzen Zeit haben die nur wenige Milligramm leichten Insekten ganz schön viel zu tun.

Von der Putzkraft bis zur Essensversorgung

Die fleißigen Arbeiterinnen beispielsweise üben in ihrem kurzen Leben gleich mehrere „Berufe“ aus: In den ersten Tagen putzen sie die Wabenzellen des Nachwuchses, dann füttern sie die Bienenlarven, sie bauen die Waben, bereiten den Honig, verarbeiten eingetragene Pollen, bilden den königlichen Futtersaft und bewachen den Stock. In ihrer letzten Lebenswoche werden sie zur Flugbiene und sammeln Nektar, Pollen, Kittharz („Propolis“) und Wasser, sie kühlen den Stock durch Fächeln ihrer Flügel und im Winter können sie ihn durch Zittern ihrer kleinen Körper aufwärmen.

Besonders beeindruckte die 17-Jährige Lotta, wie sich die Bienen im „Stockdunklen“ ihrer Behausung zurechtfinden und sogar den Artgenossen durch eine Art Tanz mitteilen können, wo sich die nächste Futterquelle befindet. Anschaulich demonstrierte Imker Neumann mit Hilfe von je einem roten und einem weißen Band, wie die Erkunderbiene die Sonne als Kompass nutzt, sich den Winkel des Tagesgestirns zum nächsten Apfelbaum merkt und dann zu Hause per „Schwänzeltanz“ darüber berichtet. „Je ekstatischer sich die Biene bewegt, desto näher ist die Futterquelle“, erklärte der Imker und ahmte in Trippelschritten die kreisförmigen Bewegungen nach.

Führungen im Sommer

Nadin staunte über die hohe Anzahl von Bienen in einem Stock, bis zu 60 000 können dort leben: „Ich wusste nicht, dass da so viele drin sind!“ Interessiert betrachtet wurden auch die von Neumann im Glas herumgereichten bunten Pollen, das braune Propolis, das den zwölfjährigen Lukas an Cornflakes erinnerte, und die getrockneten Varroa-Milben. Diese kleinen Parasiten seien aus Asien nach Europa eingeschleppt worden und hätten in Deutschland dazu geführt, dass Bienen nur noch mit der Pflege des Imkers überleben können, so Neumann: „Wenn ihr also mal einen wilden Schwarm seht, dann meldet ihn.“

Hartmut Neumann bietet auch noch in den Sommerferien Führungen durch den Besucherbienenstand an und beantwortet Fragen rund um das interessante Leben der Honigbiene und die vielseitige Arbeit des Imkers. Terminabsprachen per E-Mail unter schulimkerei@bzc-rheinbach; weitere Infos über den Bienenzuchtverein Rheinbach gibt es auch online.