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Nach der Flut 2021Rheinbacher Bruderschaft feiert Wiedereröffnung der Schützenhalle

Lesezeit 5 Minuten
Das grüne Band zur Wiedereröffnung der Schützenhalle der Rheinbacher Bruderschaft wird feierlich durchgeschnitten.

Das grüne Band zur Wiedereröffnung der Schützenhalle der Rheinbacher Bruderschaft wird feierlich durchgeschnitten.

Die Flut 2021 hatte die Schützenhalle zerstört. Nun feierte die Rheinbacher St. Sebastianus und St. Hubertus Bruderschaft die Wiedereröffnung. 

Idyllisch plätschert der kleine Gräbbach bei frühsommerlichen Temperaturen vor sich hin und gibt ein romantisches Bild ab: „Hier lässt es sich doch zum Beispiel gut heiraten“, meinte Rheinbachs erster stellvertretender Bürgermeister Heinrich Kerstholt der Rundschau gegenüber.

Vor mehr als drei Jahren bot sich auf dem Schützenplatz der St. Sebastianus und St. Hubertus Schützenbruderschaft allerdings ein ganz anderes Bild. Vom 14. auf den 15. Juli 2021 verwandelte sich der kleine Bach in einen reißenden Fluss und zerstörte das Schützenhaus wie viele andere Gebäude in der Glasstadt und in der Region komplett. Lange war nicht klar, wie es weitergehen sollte, aber aufgeben war für die Schützen nie eine Option.

Wiederaufbau der Schützenhalle wurde groß gefeiert

Am Samstag war es dann endlich soweit: Feierlich durchtrennte Brudermeister Walter Honerbach gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten und Schirmherren der Schützen, Oliver Krauß (CDU), Heinrich Kerstholt und Präses Pfarrer Bernhard Dobelke und anderen das Flatterband, natürlich standesgemäß in „Schützengrün“, um die Wiedereröffnung und den fast abgeschlossenen Wiederaufbau der Schützenhalle mit einer großen Feier zu begehen.

Der stellvertretende Schießmeister Rolf Mahlberg zeigt: Die Luftgewehrbahn ist noch nicht ganz fertig.

Der stellvertretende Schießmeister Rolf Mahlberg zeigt: Die Luftgewehrbahn ist noch nicht ganz fertig.

Im vergangenen August hatte NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach - exakt 1129 Tage nach der Flutkatastrophe – Honerbach hatte damals genau nachgerechnet – den Förderbescheid des Landes über rund 1,3 Millionen Euro persönlich vorbeigebracht. Bis 2030 hätten die Grünröcke Zeit gehabt, das Geld für den Wiederaufbau auszugeben. Doch Walter Honerbach erklärte der Rundschau vor einem Jahr: „Unser Wunsch ist es, dass wir am dritten Wochenende im Mai 2025 mit allem fertig sind, um dann hier wieder unser Schützenfest richtig zu feiern.“

Das ist fast gelungen. Es fehlt noch der Ausbau der Luftgewehrbahn mit der digitalen Zielerfassung, wie der stellvertretende Schießmeister Rolf Mahlberg dieser Zeitung sagte. Die soll aber voraussichtlich im Lauf der Woche kommen und könnte dann passend zum Schützenfest am kommenden Wochenende installiert sein. Auch die Zuwegung auf dem Platz muss noch erneuert werden. Von Seiten der Stadt wurde zugesichert, dass dies demnächst geschehen soll.

Brudermeister Walter Honerbach begrüßt die Gäste.

Brudermeister Walter Honerbach begrüßt die Gäste.

In seiner Begrüßung erinnerte Honerbach noch einmal daran, dass in der Flutnacht das Wasser 1,74 Meter hoch stand, alles mit sich gerissen und stinkenden Müll und Unrat hinterlassen hatte: „Heute dürfen wir gemeinsam feiern, es ist ein Moment der Freude, des Neuanfangs, der Hoffnung und des Zusammenhalts.“

Ein Ort des Feierns und des Miteinanders

Honerbach bedankte sich bei den Firmen aus Rheinbach und der näheren Umgebung, den vielen Ehrenamtlichen aus den Reihen der Bruderschaft, den Vertretern aus Politik und Verwaltung sowie den befreundeten Brudervereinen für die Hilfe und Unterstützung, denn aus der Katastrophe sei auch eine Zeit des Zusammenhalts und der Stärke entstanden und es wurde ein „kleines Wunder geschaffen.“ Die Schützenhalle sei ein Ort des Feierns und des Miteinanders: „Für uns als Schützen ist sie das Herzstück unserer Stadt, das uns alle verbindet.“

Der Weg zum Wiederaufbau war kein einfacher, es gab technische und bürokratische Hürden sowie emotionale Belastungen: „Doch wir haben nie den Glauben an unserer Bruderschaft und an unsere Fähigkeiten verloren und immer an das finale Ziel geglaubt: Eine neue Schützenhalle, die den nachfolgenden Generationen viel Freude bereiten wird.“

Auch befreundete Vereine und Bruderschaften waren dabei.

Auch befreundete Vereine und Bruderschaften waren dabei.

Oliver Krauß gedachte in seiner Ansprache zunächst den Menschen, die viel größeres Leid erlitten und ihr Leben verloren haben. Dann betonte er: „Für mich ist das nicht nur eine Schirmherrschaft, die man angetragen bekommt, sondern ein ganz persönliches Anliegen. Als wir hier einen Tag nach der Flut durch die Räumlichkeiten gegangen waren, haben wir uns fassungslos angeschaut, mir war klar, dass ich euch unabhängig von meinem politischen Amt massiv unterstützen werde, für ‚meine‘ Schützenbruderschaft kämpfen und mich einsetzen werde. Ich bleibe auch in Zukunft dabei. Ihr seid Heimat für mich und meine Frau. Die Schützen gehören in die Mitte der Gesellschaft, in die Mitte Rheinbachs.“

Selbstkritisch sagte Krauß, dass die Politik in Sachen Hochwasserschutz nachliefern müsse, dafür Sorge zu tragen, dass nicht noch einmal so viel Wasser über die Städte, die Felder und durch die Straßen fließen.

Das ist auch ein Kulturtempel. Wir haben hier sehr viel Spaß gehabt und wir hören es aus der Stadt, wir brauchen solche Veranstaltungsräume, um zu feiern.
Heinrich Kerstholt, Rheinbachs erster stellvertretender Bürgermeister

Heinrich Kerstholt bedankte sich im Namen der Stadt und blickte kurz zurück: „Wir haben auch hier gestanden und gesagt, wir müssen Geld zusammenkratzen, hier muss etwas Neues entstehen.“ Viele hätten 2021 gesagt, das lohne sich doch gar nicht mehr, die Schützen würden sich von dieser Katastrophe sowieso nicht mehr erholen: „Ihr habt das Gegenteil bewiesen und angepackt. Wir brauchen euch.“

Die Halle habe Kerstholt zufolge nicht nur für die Bruderschaft eine große Bedeutung: „Das ist auch ein Kulturtempel. Wir haben hier sehr viel Spaß gehabt und wir hören es aus der Stadt, wir brauchen solche Veranstaltungsräume, um zu feiern.“ Wie groß der Stellenwert der Schützen in Rheinbach sei, zeige sich daran, dass so viel Prominenz zur Wiedereröffnung gekommen sei.

Im Anschluss an die Grußworte segnete Präses Pfarrer Bernhard Dobelke die neuen Räumlichkeiten ein.


Am Wochenende, 17. und 18. Mai, feiert die St. Sebastianus und St. Hubertus Schützenbruderschaft Rheinbach ihr traditionelles Schützenfest. Los geht es am Samstag um 16.30 Uhr mit der Kranzniederlegung auf dem Friedhof St. Martin. Ab 17.15 Uhr schließt sich der Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Martin an bei der auch die neuen Majestäten gekrönt werden. Anschließend sind alle ab 19.30 Uhr zum Krönungsball in die Schützenhalle, Schützenstraße 24, eingeladen.

Am Sonntag werden ab 11 Uhr die Gäste der auswärtigen Bruderschaften und Vereine erwartet. Danach gibt es einen Frühschoppen und Schießwettbewerbe.