Der Römertag in Rheinbach bot einen Einblick in das Leben zur Zeit der Antike. Darsteller führten Kochkunst, Kampf und Kleidung vor. Zudem hatten Geschäfte geöffnet.
Römertag in RheinbachMit Mode und Waffen wie in der Antike
Der gespielte Spätsommertag im Jahr 80 unserer Zeitrechnung, war ein guter Tag zum Sterben. Bei ihren Schaukämpfen in der Arena vor dem Römerkanal-Informationszentrum am Himmeroder Wall stießen die Gladiatoren scheinbar unnachgiebig mit Kurzschwerten aufeinander ein. Die Kölner Gladiatorenschule „Amor Mortis“, was soviel wie „Liebe zum Tod“ bedeutet, nutzte am dritten Rheinbacher Römertag zwar ausschließlich Dekowaffen, dennoch gelang es den Darstellern Quintus, Pantherus, Undecimus, Flavia Tigra und wie sie alle heißen, so hervorragend, die Kampfweise dieser Zeit darzustellen, dass einige Zuschauer bei den gewagten Manövern unwillkürlich die Luft anhielten.
Beim Aufwärmen erklärten Eltern dem interessierten Nachwuchs: „Siehst du, das müssen die Gladiatoren machen, damit sie keine Zerrungen bekommen.“ Einige der Kleinen wären selbst gerne auf den Sand geklettert. Weil das nicht ging, schauten sie zu und zeigten überhaupt keine Berührungsängste mit den kräftigen Kämpfern. Am Rand wurde gelacht und gescherzt. Der Chef der Gladiatorenschule, „Lanista“ Stefan Herres, plauderte aus dem Leben der wackeren Recken, die einst das blutrünstige römische Volk unterhielten und von Flavia Tigra in Rheinbach: „Frauen in der Arena waren mal erlaubt, mal verboten, mal war es geduldet, aber auf keinen Fall am Abend“, erfuhren die Spaliersteher.
Einmal im Jahr hätten die Stars der Arena vor Publikum gekämpft, ansonsten seien sie als Leibwächter und Attentäter beschäftigt worden: „Wenn römische Bürger in der Erbfolge nach vorne rutschen wollten, haben sie einen Gladiator engagiert. Der hat sich dann darum gekümmert, wenn Sie verstehen, was ich meine“, so der Lanister.
Das Veranstaltungsteam der Stadt Rheinbach geht von annähernd 2000 Besuchern nur am Himmeroder Wall und im Hof beim Römertag aus. Überall war etwas los, die Innenstadt war für den motorisierten Verkehr gesperrt, und ein Teppich in leuchtendem Pompeji-Rot führte in die bis 18 Uhr geöffneten Geschäfte. Geschichtsstudentin Carmen Schleder, die am Sonntag Eis verkaufte, hatte von ihrem Stand aus die Gladiatorenkämpfe voll im Blick. Sie war begeistert: „Ich finde es ganz toll, dass das römische Leben für alle greifbar wird.“ Durch Anschauung lerne jeder mehr als von einem Lehrbuch. Fliegende Händler boten nach antikem Vorbild Honig, Brot, Geschnitztes aus Olivenholz und vieles mehr feil, und in der Weiherstraße ließ die Kunstklasse von Lehrer Mert Yagmur vom städtischen Gymnasium mit Kreide und Wasser das römische Colosseum entstehen.
Zu einer Zeit am frühen Nachmittag, die bei den Römern den Feierabend einläutete, erklärte Museumspädagoge Kai-Ingo Weule vom Römerkanal-Informationszentrum die Feinheiten der römischen Kleidung: „Eine Toga ist ein viereckiges Stück Stoff mit vier Löchern. Mit dem Gürtel wurde die Länge angepasst.“
Auf der Bühne vor der katholischen Pfarrkirche St. Martin lud der Freundeskreis Römerkanal zur Mitmach-Modenschau. Ursprüngliches Ziel des Römertags sei die Tourismusförderung, erläuterte Lorenz Euskirchen, Vorsitzender des „Freundeskreis Römerkanal“, von dem auch das abwechslungsreiche Programm stammt. Gemeinsam mit Vertretern der Stadt eröffnete Euskirchen das Spektakel. Es gab außerdem eine Rallye, eine Fotostation, lukanische Grillwürstchen und Leckereien aus der Keltenküche. Drei Museen im Himmeroder Hof ließen keine Frage zum Leben in der Antike offen. Von Professor Klaus Greve kuratiert gab es einen Überblick über die Erforschung der römischen Wasserleitung.
Tommes Rute aus dem Saarland spielte Stücke auf dem Cornu, dem Horn. Vorsitzender Philipp Kampfmann vom Verein Vigilia Romanum Vindriacum aus Wintrich in Rheinland-Pfalz erklärte eine historische Kelteranlage. Bei Eva Dietrich aus Rheinbach und Sohn Fabian hatten Kinder Spaß mit einem römischen Leiterspiel. Das angekündigte Konzert auf der Wasserorgel sowie die römische Schule fielen coronabedingt aus. Beste Laune und viel Begeisterung beim Erklären der römischen Lebensweise zeigten die Legionäre der Römercohorte aus Opladen. Die Darsteller hatten auf einem Rasen an der Pützstraße Zelte aufgeschlagen. „Der römische Soldat ist ein Allrounder. Er kann nicht nur kämpfen, sondern auch kochen, Zelte aufstellen und seine Waffen reparieren“, erklärte Schmied Marius Grafiticus Custus (Michael Hüter).
Im Zelt von Spinnerin Servilia (Gislind Stein), die zum Tross gehörte, ging es beschaulich zu. Die Wollbearbeiterin folgte ihrem Mann Marius Caedius (Ingmar Plehn), der sich für 25 Jahre als Soldat verdingt hatte, wie die Besucher erfuhren: „Ich darf ihn erst in 18 Jahren heiraten, wenn er mit dem Militärdienst fertig ist; dann bin ich 77 Jahre alt und Marius 68.“ Immerhin gebe es ein festes Gehalt, immer etwas zu Essen und medizinische Versorgung, zudem am Ende der Dienstzeit eine „fette Abfindung“ oder ein Stück Land.
Drei Rheinbacher Gymnasiasten von 15 Jahren, Valentin, Ian und Tristan saugten Wissen auf. Sie hatten vom Lateinlehrer einen Tipp erhalten, was es zu sehen gäbe: „Highlight sind vor allem die Gladiatorenkämpfe.“
Lorenz Euskirchen freute sich über viel Lob von Teilnehmern: „Die Kombination des Römertages mit einem verkaufsoffenen Sonntag ist aus meiner Sicht sehr gut gelungen.“ Alleine im Römerkanal-Informationszentrum seien etwa 500 Besucher registriert worden. Auch der Gewerbevereinsvorsitzende Oliver Wolf äußert sich zufrieden. Geschäftsleute und die Gastronomie hätten regen Zuspruch verzeichnet. Auch von ihm gab es Lob für die „tolle Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und dem Freundeskreis Römerkanal“.