Tecklenburg hat Insolvenzantrag gestelltBau des Medizinhauses „Das Pallotti“ in Rheinbach liegt auf Eis

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Das Pallotti in Rheinbach liegt auf Eis. Das Mansarddach ist gut zu erkennen.

Das Pallotti in Rheinbach liegt auf Eis. Das Mansarddach ist gut zu erkennen.

Schon im November hatte der bei Tecklenburg Bau für den Vertrieb zuständige Wolfram Klein der Rundschau gegenüber Probleme auf dem Immobilienmarkt und mit der Zinsentwicklung angedeutet.

Schnee bedeckt die Baustelle, an einer Wasserentnahmestelle hat sich ein langer Eiszapfen gebildet. Doch das Wetter ist nicht der Grund dafür, dass die Verwirklichung des Medizinhauses in der Pallottistraße seit Monaten keine Fortschritte macht. Der Projektentwickler, die „Tecklenburg Bau“, hat am Amtsgericht Kleve Insolvenzantrag gestellt. Die Düsseldorfer Kanzlei Piepenburg ist mit dem Fall betraut.

Bezeichnenderweise hängt das Transparent mit dem Namen des Investors seit dem Sturm zusammengefaltet über Stangen des seit dem vorigen Frühjahr verwaisten Baugerüsts einer Firma aus dem Ahrtal. Schon im November hatte der bei Tecklenburg Bau für den Vertrieb zuständige Wolfram Klein der Rundschau gegenüber Probleme auf dem Immobilienmarkt und mit der Zinsentwicklung angedeutet. Diese Schwierigkeiten haben das Unternehmen, das stets mit Stolz seine Gründung im Jahr 1878 betonte, nun die Zahlungsfähigkeit gekostet.

Das Banner des Investors hat sich um das nicht genutzte Gerüst gewickelt

Das Banner des Investors hat sich um das nicht genutzte Gerüst gewickelt

„Die Auswirkungen vergangener und aktueller Krisen haben zu erheblichen Belastungen in der Immobilienwirtschaft geführt – dabei sind die allgemeinen Entwicklungen in der Bauindustrie, mangelnde Planbarkeit und Zuverlässigkeit auf politischer Seite, die sowohl institutionelle als auch private Investoren und Kunden von Investitionen abhält, neben der Investitionszurückhaltung aufgrund gestiegener Zinsen, die zunehmende Verteuerung von Baumaterialien, abgerissene Lieferketten und Materialengpässe, mangelnde staatliche Förderung sowie bürokratische Herausforderungen, die Bauprojekte in die Länge ziehen, als wesentliche Ursachen anzuführen“, heißt es auf der Internetseite von „Tecklenburg Bau“: „Insbesondere der Verkauf eines bereits fertiggestellten Großprojektes war zum Ende des Jahres 2023 fest eingeplant, konnte bislang aber nicht realisiert werden. Gestiegene Zinsen und angepasste Renditeerwartungen haben die Globalinvestoren verunsichert und zum Abwarten genötigt.“

Eiszapfen an einer Wasserentnahmestelle auf der Baustelle des Pallotti

Eiszapfen an einer Wasserentnahmestelle auf der Baustelle des Pallotti

Noch ist von einem „Liquiditätsengpass“ die Rede, den das Unternehmen selbst mit dem Insolvenzverwalter überwinden will, doch wann und wie es weitergehen soll - und auch mit dem Rheinbacher Projekt? Das ist offen. Die Geschäftsführung betont indes die positive Aussicht auf eine Fortführung des Unternehmens. Erklärtes Ziel von Hermann Tecklenburg sei es, so ist es auf der Firmenwebseite zu lesen, „das Unternehmen weiterzuführen und sämtliche Bauprojekte in der zugesicherten Qualität und Termintreue fertigzustellen“. 

Einst als „Jugendmedizinisches Zentrum“ angekündigt

Das ist ambitioniert, denn die Fertigstellung von „Das Pallotti“ auf dem Areal der ehemaligen Pallottiner-Gärtnerei ist für Ende dieses Jahres avisiert. Ein Kinder- und Jugendmedizinisches Zentrum ist angekündigt, mit Praxen für verschiedene Ärzte und Therapeuten für Kinder- und Jugendmedizin. Auch eine Apotheke ist in der Projektbeschreibung enthalten sowie ein Mehrzweckraum mit Café. Als „Jugendmedizinisches Zentrum“ ist das Vorhaben auf dem mehr als 2000 Quadratmeter großen Areal einst vom Stadtrat gebilligt worden. Das war im Sommer 2020, und damals gehörte das Grundstück noch der Stadt Rheinbach. Bislang steht bloß ein Rohbau mit einem so massiven Mansarddach, dass es wie ein drittes Geschoss anmutet.

An der Fortführung des Projekts sollte nach örtlichen Informationen der Rundschau BPD Interesse haben. Das ist die Bouwfonds Property Development, die bereits das Pallotti-Quartier in Richtung Stadtpark begonnen hat. Im November gab es dort einen ersten großen Baufortschritt. 17 Reihenhäuser, drei Stadtvillen, 31 Eigentumswohnungen sollen noch dieses Jahr fertig werden. Alles Wohnungen, die am Markt sehr gefragt sind. Doch am Mittwoch dementierte BPD: Das Unternehmen habe„ kein Interesse am Tecklenburg Bau im Pallottiner Areal in Rheinbach“, so Sprecherin Sandra Joern. Bis sich die Zukunft entscheidet, wird es noch dauern. Thomas Feldmann, Sprecher des Insolvenzverwalters, teilte am Mittwoch mit, zu einzelnen Maßnahmen könnten noch keine Auskünfte gegeben werden, zumal noch keine belastbaren Informationen vorlägen.

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