Magie, Poesie und HightechFulminante Premiere von Circus Roncalli im Stadtgarten

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Bei „RoboPole“ hängt der Artist an einem fast drei Tonnen schweren Roboter aus der Automobilindustrie.

Bei „RoboPole“ hängt der Artist an einem fast drei Tonnen schweren Roboter aus der Automobilindustrie.

Bonn – Nein, in diesem Zirkus wird nicht müde geklatscht. Im Circus Roncalli werden die Künstler vom Publikum frenetisch gefeiert! Besser hätte sie nicht laufen können, die Bonn-Premiere des Programms „Storyteller – Gestern – Heute – Morgen“ am Freitagabend im Stadtgarten. Der Mix aus Poesie und Nostalgie, aus Humor und Hightech, aus atemberaubender Artistik und purer Schönheit manifestiert den Ruf des Ausnahmezirkus’.

Er habe eine besondere Beziehung zu Bonn, zur Geburtsstadt des Zirkus, ließ Gründer und Direktor Bernhard Paul die Gäste zu Beginn wissen. Außerdem, es gebe keine Tiere mehr in der Manege und der Zirkus sei beinahe plastikfrei. Wir sind also im „Heute“ angekommen. Tiere, die gab es dann per 300-Grad-Projektion; Pferde, Elefanten, Fische als monumentale Holographien projiziert aus elf Laserbeamern. Da kulminieren die drei Zeitebenen.

Keine Höhenangst

Höhenangst? Für Strapazen-Künstlerin Adèle Fame ein Fremdwort. Ihr Tanz an zwei Bändern ist anmutig, ihr freihändiger Spagat in der Luft mehr als beeindruckend. Anmut ist sicher nicht das erste Wort, das dem Zuschauer bei Clown und Breakdancer Kai Eikermann einfällt, der im Doppelripp-Unterhemd mit hochgezogenem Hosenbund im Manegenrund steht. Er verbindet Humor mit der Liebe zum Tanz und macht merkwürdige Dinge mit seinem Bauch ...

Quincy Azzario ist eine ätherische Erscheinung, dennoch kraftvoll in ihrer Performance der Handstandkunst. Wie hoch ihr Level ist, zeigt eine Auszeichnung beim Internationalen Circus Festival in Monte Carlo. Sie ist, wie viele andere Künstler auch, zum wiederholten Male bei Roncalli dabei.

So wie Anatoli, der Clown, der mit Kumpel Eddy die Magie beschwört, oder Weißclown Gensi, der mittlerweile fest zum Ensemble gehört. Mit Publikumsliebling und Multitalent Chistirrin, der trotz einer üblen Verletzung durch die Manege wirbelte, hatte er alle Lacher auf seiner Seite. Einen Knalleffekt hat Beatboxer Robert Wicke in seinen zehnminütigen Auftritt eingebaut – und zeigt auch, dass man mit allerkleinstem Aufwand den größtmöglichen Spaß machen kann.

Klein und waghalsig

Sie sind klein, quirlig, waghalsig, überaus gelenkig und strahlen südamerikanische Lebensfreude aus: Die vier Cedeños-Brüder zeigen zweimal, was sie an Artistik draufhaben, darunter auch die „Ikarische Passage“. Dabei kreuzen sich die Flugbahnen zweier Artisten in der Luft – spektakulär!

Biegsame Schönheiten folgen; die Bello Sisters aus Italien verstehen sich auf Adagio-Equilibristik, sie bauen also Statuen mit ihren Körpern. Ebenfalls ganz ohne Worte kommt Clown Paolo Carillon aus. Er, mit einer dampfenden Modelleisenbahn auf dem Hut, verliebt sich schlagartig in eine kopflose Schneiderpuppe – einer der innigsten Momente der Show und eine schöne Reminiszenz an den Zirkus früherer Tage.

„RoboPole“ ist das genaue Gegenteil: Zirkus 2.0 mit einem Artisten und „Pauline“, einem fast drei Tonnen schweren Roboter aus der Automobilindustrie. Hier turnt der Gaukler nicht mehr unterm Trapez, sondern am Roboterarm. Sensationell!

Zum Gesamtbild gehört, dass Umbaupausen höchst elegant überspielt werden, dazu gehören aufwendige Kostüme, das eigene Orchester, das vierköpfige Ballett und eine Lichttechnik, die sich mancher Hollywood-Regisseur für seine Produktion wünschen würde. Wie sagt Clown Eddy? „It’s magic!“

Infos und Tickets unter www.roncalli.de

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