Abo

Die Angst feiert mitBonner Polizei warnt vor K.O.-Tropfen zur Karnevalszeit

Lesezeit 3 Minuten
Symbolbild für eine Karnevals-Party.

Symbolbild für eine Karnevals-Party.

Eine große und unsichtbar Gefahr lauert gerade jetzt zur Karnevalszeit: K.O.-Tropfen. Die Zahl der Vorfälle in Verbindung mit der unfreiwilligen Einnahme dieser Tropfen hat stark zugenommen.

In wenigen Wochen erreicht der Karneval seinen Höhepunkt. Viele Menschen freuen sich, wieder ausgelassen feiern zu können. Aber die tollen Tage bringen auch Risiken mit sich, die in den vergangenen Jahren aus dem Blick geraten sind. Die Bonner Polizei und die Bonner Initiative NO!K.O. warnen vor K.O.-Tropfen.

„Seit vergangenem Jahr nimmt es wieder zu“, sagt die Begründerin der Initiative, Alexandra Roth. Die Ex-Bonna war selbst Opfer von K.O.-Tropfen geworden, seither macht sie sich für mehr Aufklärung stark. „Wir bekommen wieder mehr Geschichten rein von Leuten, denen schlecht geworden ist, obwohl sie wenig getrunken haben“, sagt sie. Die Initiative betreue zwei Opfer, die im vergangenen Jahr Opfer sexueller Übergriffe nach mutmaßlicher Einnahme solcher Tropfen geworden seien.

K.O.-Tropfen: geschmack- und geruchlos

Nahezu geschmack- und geruchlos sind solche Mittel, die sich in Getränke mischen lassen und willenlos machen. Das nutzen die Täter aus, um wehrlose Opfer zu berauben oder sexuell zu missbrauchen. Diese sind sich nicht immer im Klaren darüber, dass ihnen K.o.-Tropfen verabreicht wurden. So berichtet eine Bonnerin dieser Zeitung über eine Partynacht an Halloween in einem Nachtclub. Ein Freund sei plötzlich zusammengesackt. Er habe zwar Alkohol getrunken, aber nicht übermäßig. „Am nächsten Morgen hatte er einen Filmriss“, sagt die junge Frau. Ein Mädchen im Club habe ähnliche Symptome gezeigt.

Die Bonner Polizei spricht von niedrigen Fallzahlen, aber einer womöglich hohen Dunkelziffer. „Uns sind einzelne Fälle bekannt“, sagt Pressesprecher Robert Scholten. Obwohl die Ermittler Substanzen nachweisen können, ist die Beweislage laut Scholten oft schwierig. Die Mittel können zwar im Blut und Urin der Opfer nachgewiesen werden, bereits nach einigen Stunden sind die Substanzen aber so weit abgebaut, dass ein Nachweis nicht mehr möglich sein kann. „Wir müssen in solchen Fällen schnell am Ball sein, das können wir nicht oft genug betonen“, sagt Scholten.

Im Zweifel sei es deshalb richtig, einen Notruf abzusetzen, wenn der Verdacht auf K.O.-Tropfen fällt – auch wegen der Gefahr einer Überdosierung. „Wenn jemand unerwartet Kreislaufprobleme und Schwindelgefühle hat, sollte man Hilfe holen“, sagt er. Wirkt das Opfer willenlos, sei dies ein wichtiges Indiz. Wem nach einem sexuellen Kontakt die Situation am nächsten Tag nicht geheuer sei, könne sich ebenfalls an die Polizei wenden. Wichtig sei, mögliche Beweise schnell zu sichern.

„Weil es selten zu Anzeigen kommt, gibt es eine große Diskrepanz zwischen dem Dunkelfeld und den Fällen, die der Polizei vorliegen“, sagt die Ex-Bonna Roth. Ihr Postfach sei gefüllt mit persönlichen Erlebnisberichten. Roth selbst hatte 2018 K.O.-Tropfen verabreicht bekommen, nachdem sie ein Kölsch aus einem Bierkranz getrunken hatte. Seither lasse sie sich keine Getränke von Unbekannten ausgeben. „Meine Sorge ist, dass solche unschönen Themen während der Karnevalstage untergehen“, sagt Roth. Dabei sei die Aufmerksamkeit der beste Weg, um Tätern das Leben schwer zu machen. „Es ist ganz wichtig, dass man als Gruppe feiert, aufeinander aufpasst und zusammen nach Hause geht“, sagt sie. „Man kann nicht immer verhindern, dass solche Mittel verabreicht werden. Man kann aber verhindern, dass Täter übergriffig werden“, so Roth. Ähnlich sieht es Polizeisprecher Scholten: „Die Aufklärung ist unsere schärfste Waffe.“ (Andreas Dyck)

Rundschau abonnieren