Auch Klimaneutralität als ZielKreissynode bekennt sich zur Flüchtlingshilfe

Gemeinsam für das Klima: (v.l.) Pfarrerin Wibke Janssen, Eckart Wüster, OB Sridharan und Presbyterin Susanne Eichhorn.
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Bonn/Bornheim/Alfter – Plötzlich wird aus dem mit wassergefüllten Luftballon eine Granate – Schnitt – aus dem munteren Fang-Dich-Spiel im Wald eine mörderische Verfolgungsjagd auf der Flucht – Schnitt. Ein Kurzfilm, eineinhalb Minuten, von Jugendlichen selbstproduziert im „Kulturraum“ in Bornheim-Sechtem. Bemerkenswert professionell, wechselnd im Schwarz-weiß und Farbmodus, der zeigt, wie brutal ähnlich die Bewegungsabläufe bei Jugendlichen gleichen Alters sind, nur das der eine in Syrien lebt und die andere am Rhein.
„Frieden sollte Alltag sein“ heißt das Video, erklärt die Medienpädagogin Mareike Osenau von der Evangelischen Jugend Bornheim bei der Erstaufführung am Samstag auf der Kreissynode Bonn im Haus der Kirche. Frieden ist hier das große Thema der 84 gewählten Vertreter aus den evangelischen Kirchengemeinden in Bonn, Bornheim und Alfter. Ein berührendes Beispiel, wie „Frieden lebensnah auch jungen Menschen vermittelt werden kann, die das große Glück haben, bislang in Frieden aufzuwachsen“, sagt Achim Stommel vom Kulturraum.
Gemeinsames Wort von drei Kirchenkreisen
An diesem langen Synodensamstag voller kirchlicher Themen, die auch die Welt berühren, hilft dieser Film zu zeigen, „wie wenig selbstverständlich und zugleich wichtig aktive Friedensarbeit ist“, sagt der Superintendent und Herseler Pfarrer Eckart Wüster. Und schon ist man in der realen Welt. Vor dem Hintergrund, dass „die, die sich für Geflüchtete einsetzen, zunehmend auch selbst unter Druck geraten, diffamiert werden und sich rechtfertigen müssen“, so Wüster, verabschiedet das Kirchenparlament die „Bonner Erklärung zur Flüchtlingsfrage“.
Ein gemeinsames Wort der drei Kirchenkreise Bonn, Bad Godesberg-Voreifel und An Sieg und Rhein, das „die Ausdauer und Menschlichkeit der vielen Engagierten in der Flüchtlingshilfe, auch gegen Widerstände würdigt“. Die Protestanten bekennen sich zudem dazu, auch weiterhin für das Recht auf Asyl einzutreten, die Unterbringung und Integration der Menschen zu unterstützen und Begegnungsräume in den Kirchengemeinden zu schaffen.
„Wir stehen an eurer Seite“, fasst der Bonner Pfarrer Michael Schäfer, der die Erklärung eingebracht hatte, deren Kernbotschaft zusammen. Die Bonner Kreissynode ergänzt sie noch um ihre Unterstützung der „Palermo-Erklärung“: Ein Appell zur Sicherung humanitärer Hilfe von Schiffbrüchigen im Mittelmeer, den die Evangelische Kirche in Deutschland jüngst mit dem Bürgermeister der italienischen Hafenstadt Palermo auf den Weg gebracht hatte. Der Appell fordert eine „politische Notlösung für die Seenotrettung noch in diesem Sommer“ und „europäische Verteilmechanismen“ für die Bootsflüchtlinge.
Kein Fleisch beim Mittagessen
Da Frieden das große Thema ist und bleiben soll, forderte die Synode die Stadt Bonn auf, wie Düsseldorf und fast 30 Städte in Deutschland den „Städteappell zum Verbot von Atomwaffen“ zu unterzeichnen. Die Initiatoren des Appells, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete „Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen“, will damit die weltweite Ächtung der Atomwaffen erreichen. Städte wären besonders im Fokus der Massenvernichtungswaffen, heißt es, und darum seien sie besonders in der Verantwortung, ihre Bürger zu schützen.
„Der Schutz des Friedens geht für Kirche immer zusammen mit Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, und die Kirchen, Caritas und Diakonie tun hier bereits viel in der Stadt und Region“, würdigte Oberbürgermeister Ashok Sridharan. Er war an seinem Geburtstag zum Grußwort vor dem Kirchenparlament erschienen und erhielt dafür ein evangelisch-stimmgewaltiges „Viel Glück und viel Segen“-Ständchen.
Die Kreissynode will künftig klimaneutral tagen. Erste Konsequenz: Viele Synodale, auch aus dem Vorgebirge, kamen mit dem Fahrrad und es gab erstmals kein Fleisch beim synodalen Mittagessen. „Ein kleines, aber wichtiges Zeichen auf meiner letzten normalen Arbeitssynode“, betonte Superintendent Wüster. Er geht in den Ruhestand, auf der Tagung im Herbst wird der Nachfolger gewählt. Sieben Frauen und Männer haben sich beworben.