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Flusskreuzfahrten für BehindertePhoenix Reisen aus Bonn hat ein besonderes Angebot

Lesezeit 4 Minuten
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Die Viola war früher für das niederländische Roten Kreuz unterwegs. Das Schiff wurde entkernt und völlig neu hergerichtet.

Bonn – Links grüßt das Siebengebirge, später dann rechts die Apollinariskirche in Remagen. Die MS Viola zieht gemächlich an den Sehenswürdigkeiten des Rheintals vorbei, während eine sanfte Brise weht und den Aufenthalt auf dem Sonnendeck angenehm macht. Kellner servieren kühle Getränke und zaubern mit ihrer Freundlichkeit zufriedene Mienen bei den Gästen.

Flusskreuzfahrten boomen, aber nicht jeder kann sich so eine Tour leisten. Zum Beispiel, weil er durch Krankheiten oder körperliche Beeinträchtigungen davon abgehalten wird, seine Reisewünsche umzusetzen.

„Das kann man ändern“, sagte sich Johannes Zurnieden, Gründer und Geschäftsführer des Bonner Unternehmens Phoenix Reisen. Seine Idee: Teilhabe auch beim Reisen. Er kaufte vor zwei Jahren vom niederländischen Roten Kreuz das betagte Schiff „Henri Dunant“, mit dem Behinderte auf dem Rhein unterwegs sein konnten, ließ es entkernen und völlig neu herrichten.

Profit ist nicht das Ziel des Projektes

Für dieses Herzensprojekt habe er unter anderem mit dem Reeder Johan Rijfers und dem Caterer Sea Chefs, der für die Hotel- und Küchenleistungen an Bord der Phoenix-Hochsee- und Flussschiffe zuständig ist, Partner gefunden, für die es Ehrensache gewesen sei, sich zu beteiligen, berichtet Zurnieden. Alles geschehe für den guten Zweck. Denn: „Wir gehen nicht davon aus, dass wir damit jemals Geld verdienen.“

Das Unternehmen

Phoenix Reisen wurde 1973 von Johannes Zurnieden in Bonn gegründet. Anfangs organisierte die Firma Städtetouren und Flugreisen und stieg dann Ende der 1980er-Jahre mit der legendären Maxim Gorki ins Kreuzfahrtgeschäft ein.

Heute bietet Phoenix Reisen mit vier Hochseeschiffen, darunter das „ZDF Traumschiff“, und rund 40 Flusskreuzern Urlaub auf Flüssen und auf den Weltmeeren an. Zurzeit wird auf der Werft von Blohm + Voss in Hamburg das fünfte Hochseeschiff für das Bonner Unternehmen umgebaut. (dbr)

Seit dem 3. Juni verkehrt die MS Viola auf dem Rhein; Taufpatin war die in Bonn geborene Paralympics-Siegerin im Rollstuhlbasketball von 2012, Annika Zeyen, die beim Paralympischen Komitee arbeitet. Den kirchlichen Segen spendete Pfarrer Raimund Blanke, bis vor kurzem Seelsorger an der Stifts-Kirche.

Das Schiff ist knapp 96 Meter lang, 11,40 Meter breit und hat im Hauptdeck 34 rollstuhl- und pflegegerechte Kabinen mit extra breiten Türen, elektrisch höhenverstellbaren Betten, unterfahrbaren Waschbecken und befahrbaren Duschen. Für mitreisende Begleitpersonen und Pflegekräfte gibt es eigene Kabinen im unteren Deck.

Touren zwischen Rotterdam und Rüdesheim

Die Tische im Restaurant und auch das Buffet sind so gebaut worden, dass sich Rollstuhlfahrer bequem bedienen können. Ein Aufzug, im Krankenhausstandard so ausgelegt, dass ein Pflegebett hineingeschoben werden kann, verbindet über drei Etagen das untere Deck mit dem Sonnendeck des schwimmenden Hotels.

„So können diejenigen, die sonst nur auf die weiße Wand Zuhause in ihrem Zimmer schauen, mal was anderes sehen“, sagt Zurnieden. Nämlich die abwechslungsreiche Landschaft rheinaufwärts zwischen Bonn und Rüdesheim und rheinabwärts zwischen Bonn und Rotterdam.

Die blau-weiße MS Viola stoppt unterwegs an Anlegestellen etwa in Königswinter, Koblenz, Lahnstein oder Arnheim und Emmerich. Dort nehmen ortskundige Führer die Passagiere in Empfang und begleiten sie bei den Besichtigungen.

Phoenix setzt in der Betreuung dieser besonderen Gäste in der Pflege und im Hotelbereich auf ehrenamtliche Helfer, die vom Malteser Hilfsdienst Köln geschult werden. Interessenten können sich per Mail an Viola@Malteser.org wenden oder sich unter Telefon (0221) 69 09 48 50 melden. Auch um Spenden wird gebeten.

Viele freiwillige Helfer, die dieses außergewöhnliche Projekt unterstützen wollen, hätten sich bereits gemeldet, erzählt Fabienne Buchner, die als Produktmanagerin bei Phoenix Reisen auch für die MS Viola zuständig ist: „Lehrerinnen für Putzdienste, Ärzte für medizinische Betreuung.“

Vier romantische Rheintouren hat das Schiff bisher hinter sich, auf der zweiten war eine Gruppe aus dem Seniorenzentrum Haus Rosental kostenlos dabei. Dabei habe sie erfahren, dass nicht nur die Behinderten Ansprache brauchten, sondern auch die Betreuer und Begleitpersonen froh seien über Hilfe oder etwas Spaß, sagt Anja Voß, die als Kreuzfahrtleiterin auf der MS Viola arbeitet.

Sie organisiert für sie Frühschoppen mit Musik, Eiscremepartys auf dem Sonnendeck und abends ein Unterhaltungsprogramm im Panoramasalon. Bei einer Geburtstagsfeier an Bord spielte der Bonner Pianist Marcus Schinkel ein Ständchen. „Unsere VIPs sind Kranke und Behinderte“, fasst Johannes Zurnieden das Konzept des auf dem deutschen Markt einmaligen Kreuzfahrtschiffes zusammen.