300 ErntehelferCoronatests legen den Hof lahm – Eheleute Hensen können nur abwarten

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„Von unserer Seite haben wir alles getan“, sagen Irmgard und Ralf Hensen. Sie stecken mitten in der Erdbeerernte.

„Von unserer Seite haben wir alles getan“, sagen Irmgard und Ralf Hensen. Sie stecken mitten in der Erdbeerernte.

Swisttal-Mömerzheim – An Covid-19 hatte zunächst niemand gedacht, als die rumänische Büromitarbeiterin am Mittwoch über Lähmungserscheinungen im linken Arm klagte. „Wir haben sie sofort zu unserem Hausarzt nach Odendorf gebracht“, erzählt Irmgard Hensen, und der diagnostizierte einen Schlaganfall. Was sich auch bestätigt habe. Bei der stationären Aufnahme wurde die Frau auch auf den Coronavirus getestet – und der Test fiel positiv aus. Ein Schlag für Irmgard und Ralf Hensen, denn ihre 300 rumänischen Erntehelfer mussten allesamt am Samstag auf Anordnung des Kreisgesundheitsamtes getestet werden. Dabei werden sie dringend auf dem Hof gebraucht, die Eheleute Hensen können jetzt aber nur abwarten. Und das geht an die Nerven.

In zweiter Generation führt das Ehepaar den großen Fruchthof, der sich seit 30 Jahren auf Erdbeeren spezialisiert hat. Geerntet wird hier von März bis Dezember. „Als es mit Corona anfing, da haben wir überlegt, ob wir den Betrieb überhaupt hochfahren sollen“, erklärt Ralf Hensen. „Wir haben aber auch gedacht, es kann nicht sein , dass wir Landwirte die Produktion einstellen und es gibt bald nichts mehr zu essen.“ Also starteten die Hensens die Arbeit, bestellten Pflanzen in Holland und orderten zusätzliche Container für rund 100 Leute. Zurzeit hätten sie weniger Saisonkräfte als üblich, aber mehr Platz geschaffen, um die Abstandsregeln einzuhalten. „Das hat uns zusätzlich eine Stange Geld gekostet“, so Hensen. Alle Helfer, die teils schon seit Jahren in Mömerzheim mitarbeiten, seien mit einem Gesundheitscheck in Swisttal angekommen.

Jeweils zu zweit würden die Helfer untergebracht, mehrmals täglich würden die Sanitärräume gereinigt, bei der Anreise sei Fieber gemessen worden. Wenn jemand Beschwerden hat, soll er sich umgehend melden, „wir fahren immer sofort zum Arzt“, unterstreicht Irmgard Hensen. „Von unserer Seite haben wir alles getan“, sagen beide.

Eigentlich sei das Leben auf dem Hof für die Erntehelfer wie eine Art Quarantäne, so Irmgard Hensen. Sie werden mit einem eigenen Bus zum Einkaufen gefahren, ansonsten seien sie auf dem Hofgelände. „Aber wir können die Leute hier nicht einpferchen, das werden sie nicht verstehen“, vermutet Ralf Hensen.

Ergebnisse der Test werden erwartet

Am heutigen Montag werden laut Kreisverwaltung Ergebnisse der Tests erwartet, die sechs Mitarbeiter des Malteser Hilfsdienstes am Samstag auf dem Hof in einer abgeschirmten Zone von den 300 Erntehelfern genommen haben. Weil die Namen der Mitarbeiter doch ungewohnt seien, musste sich das erst ein wenig einspielen, beschrieb es Irmgard Hensen. Aber alles sei gut vorbereitet gewesen.

Familie Hensen kann also nur abwarten. „Wir haben ein sehr verderbliches Produkt“, so der Landwirt, der den Lebensmitteleinzelhandel beliefert. Er habe bereits mitgeteilt, dass Sonntag keine Ware herausgehe. „Aber wenn wir mehrere Tage nicht ernten sind wir raus“, beschreibt Hensen die Situation.

Unterstützung kam von der Gemeinde Swisttal, Pressesprecher Bernd Kreuer war am Wochenende mehrmals vor Ort. Die Verwaltung habe die notwendigen Verfügungen ausgestellt, sagte Kreuer, heute werde sich der Stab für ungewöhnliche Ereignisse treffen. Der landwirtschaftliche Betrieb sei natürlich eingebunden.

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