Bei der Besichtigung der 90 neuen Flüchtlingsplätze in Swisttal gab es großes Interesse und allerhand Fragen – auch Antworten.
Flüchtlinge in Swisttal90 Wohnplätze in Buschhovener Container fertig

Bis zu vier Personen können in den 18 Quadratmeter großen Räumen unterkommen. Vier Betten, ein Tisch mir Sitzgelegenheiten, Spinden und ein Kühlschrank gehören zur Ausstattung.
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Die Bauarbeiten sind abgeschlossen, die Containeranlage für Geflüchtete in Buschhoven ist betriebsbereit. Während nun das Warten auf die ersten Bewohner beginnt, die laut Planung Ende des Monats eintreffen werden, konnten Anlieger und andere Interessierte sich am Wochenende in der Unterkunft für Geflüchtete umschauen. Zahlreiche Fragen wurden gestellt, und Antworten gab es vom ersten Beigeordneten Tobias Weingartz, von Tobias Kriele vom Architektenbüro Concavis aus Bornheim, Gülden Gasdallah als Integrationsbeauftragte und weiteren Mitarbeiten aus den Fachbereichen der Gemeindeverwaltung.
Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner hatte alle Bürger zu der Besichtigung der Wohnanlage eingeladen, um Fragen zu beantworten, die bei der Infoveranstaltung am 7. August offengeblieben waren. Und die Menschen hatten reichlich Fragen im Gepäck. Sie wollten mehr zum Fahrradabstellplatz und seiner Überdachung wissen oder ob es in den Containern Klimaanlagen gebe. „Die Isolation der Anlage ist so geplant worden, damit hier keine übermäßigen Temperaturen entstehen werden“, erklärte Kriele.

Viele Bürger ware der Einladung der Gemeinde zur Infoveranstaltung gefolgt.
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Die Anlage, die eine Grundfläche von 750 Quadratmetern hat, verfügt über zwei Tore: ein Personentor am Haupteingang und eins im hinteren Bereich. Insgesamt gibt es 23 Wohneinheiten für je vier Personen. So können dort also bis zu 92 Menschen leben. Brutto stehen je Einheit 18 Quadratmeter zur Verfügung.
Ein 70 Meter langer Erdwall schützt die Anlage. Er besteht aus Mutterboden und bildet eine Blumenwiese. Dieser Mutterboden soll nach einem späteren Rückbau der Anlage auf der Fläche verwendet werden. Im Außenbereich, der mit einem Zaun eingefriedet ist, befinden sich ein Fahrradsammelplatz und eine Müllsammelstelle. Für Beleuchtung ist nicht nur am Eingang gesorgt. Hängeleuchten und weitere Leuchten mit Bewegungsmeldern wurden aufgehängt. Sie gehören ebenso zum Sicherungskonzept wie Rauchschutztüren. Die Rauchmelder in den Unterkünften seien über eine eigene Brandmeldeanlage gesteuert, die im Ernstfall den Alarm auslöst, erläuterte Kriele.
Beheizt werden die Container von drei größeren Kraftwärmepumpen, die aber nur bei Extrem-Temperaturen gleichzeitig in Betrieb genommen würden. Es gibt nach Geschlechtern getrennte Sanitärräume. Barrierefreiheit sei gegeben. Behindertengerechte Unterkünfte gibt es allerdings ausschließlich in der Anlage in Morenhoven. In der Mitte der Buschhovener Anlage gibt es eine Küche mit sechs Kochplätzen sowie Räume für sechs Waschmaschinen und Trockner sowie zusätzliche Aufenthaltsräume.
Für den Ordnungsdienst wurde im Eingangsbereich der Anlage ein Container aufgestellt. „Der wird nach den Erfahrungen in Morenhoven nicht ständig besetzt sein. Unser Ordnungsdienst wird bei Bedarf vor Ort sein, sollte es Probleme geben“, so Kalkbrenner. Eine fußläufige Anbindung an Buschhoven wird durch eine Bedarfsampel auf der Bundesstraße 56 in Höhe der Jet-Tankstelle sichergestellt.

Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner hatte die Bürger zur Infoveranstaltung in die Flüchtlingsunterkunft eingeladen v.l. Architekt Tobias Kriele, 1. Beigeordneter Tobias Weingartz, Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, Integrationsbeauftragte Gülden Gasdallah.
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Die Anlage kostet drei Millionen Euro und wurde vom 25. März bis 22. Mai errichtet. Der Rhein-Sieg-Kreis hat den Bau abgenommen, und so liegt seit dem 31. Juli eine Betriebserlaubnis vor. Die Gastgeber betonten, wie wichtig es sei, Menschen mit Bleibeperspektive so schnell wie möglich in Sprach- und Integrationskurse und auch in eine berufliche Beschäftigung zu bringen. Einige Flüchtlinge aus anderen Unterkünften brächten sich ehrenamtlich ein, etwa bei der Swisttaler Tafel.
Integration
Für den Austausch der einzelnen Fachbereiche und der Personen, die ehrenamtlich in der Integration helfen, findet einmal im Quartal ein runder Tisch im Swisttaler Rathaus statt. Kalkbrenner hatte dazu aufgerufen, sich zu melden, wenn Interesse bestehe, sich an der ehrenamtlichen Integrationsarbeit zu beteiligen. Und laut Gülden Gasdallah haben sich auch bereits etliche Bürger gemeldet, die sich aktiv und im Ehrenamt um die Menschen in der Containeranlage, kümmern wollen. „Ohne Ehrenamt geht es nicht. So viele Festangestellte für die sozialen Aufgaben kann sich keine Gemeinde leisten,“ bekräftigte Kalkbrenner erneut.
Rechtsgrundlage
Alle Kommunen sind verpflichtet, Flüchtlinge aufzunehmen. Ein Verteilschlüssel regelt, wie viele das sind. Er passt sich allerdings dynamisch der Zahl der in Deutschland ankommenden Flüchtlinge an. Die Zuteilung erfolge zu 33 Prozent nach Einwohnerzahl und zu 66 Prozent nach der Wirtschaftskraft einer Kommune, so Kalkbrenner. Laut Statistik gab es 2021 in der Gemeinde Swisttal nur eine Zuweisung, denn die Starkregenkatastrophe hatte alle Flüchtlingsunterkünfte betroffen. Umgekehrt wurden 2022 wegen des Ukrainekriegs 187 Menschen der Gemeinde Swisttal zugewiesen. 160 Menschen kamen direkt aus dem umkämpften Land. Alle fanden selbst oder über Organisationen eine andere Bleibe als eine Flüchtlingsunterkunft. 2023 dreht sich das. Von den 89 zugewiesenen Flüchtlingen stammten 20 aus der Ukraine. Probleme mit der privaten Unterbringung belasteten plötzlich die Unterkünfte der Gemeinde. 2024 kamen 115 Flüchtlinge in Swisttal an. Noch immer wurde die Gemeinde wegen der Flutfolgen geschont. Bürgermeisterin Kalkbrenner betonte, die Gemeinde wisse nie, wie viele Flüchtlinge zugewiesen würden, bis etwa zwei Wochen vor deren Ankunft. Derzeit sind 190 Personen, vornehmlich Familien, aus mehr als 30 Nationen in Swisttal untergekommen. Die Unterbringung erfolgt in Heimerzheim, Morenhoven und Buschhoven. Die Zahl schwanke stark. So habe es gerade auch 30 Abgänge gegeben. Seine Aufnahmequote erfüllt Swisttal zu 82 Prozent, 120 Flüchtlinge kann es noch aufnehmen.