Flutsanierung in SwisttalApotheken-Roboter arbeitet im alten Fronhof

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Die Frohnhofapotheke am Fronhof in Swisttal-Heimerzheim ist immer noch auf einen Container angewiesen. Das bereits im 11. Jahrhundert erwähnte Haus wird saniert.

Die Frohnhofapotheke am Fronhof in Swisttal-Heimerzheim ist immer noch auf einen Container angewiesen. Das bereits im 11. Jahrhundert erwähnte Haus wird saniert.

Knapp zwei Jahre nach der Flut kann die Frohnhofapotheke den Container verlassen und wieder in das alte Fachwerkhaus einziehen. Der Kollege Roboter ist schon am neuen Arbeitsplatz und funktioniert.

Der mittelalterliche Fronhof im Herzen von Heimerzheim ist ein weiteres Mal entkernt worden, und wieder entsteht darin eine Apotheke – bei dieser Gelegenheit mit allerneuster Technik. Hinter einer Videowand arbeitet ein Roboter und gibt aus dem Lager die Medikamente heraus – künftig sogar wohl auch außerhalb der Öffnungszeiten.

Michael Ramon Braun und seine Teilhaberin Maissun Al-Kaddah kosten gerade die riesige Vorfreude aus, obwohl die Handwerker in dem Fachwerkhaus noch im Gange sind und der eigentliche Apothekenbetrieb für die Kunden immer noch in einem Container abgewickelt werden muss. Es ist der letzte Geschäftscontainer, der nach der Flut am Fronhof notwendig war.

„Meine Eltern hatten die Apotheke 1984 erst saniert“, berichtet Braun. Bei der Flut sei im Inneren alles zerstört worden. „Aber meine Eltern hatten über große Distanz schon von Anfang an zwei Apotheken betrieben. Meine Mutter hier und mein Vater im Bergischen, 60 Kilometer weit weg.“ Auch eine dritte Apotheke gehört zur Firma, und so ergab sich nach der Flut die Möglichkeit, die Medikamente im Labor der bergischen Apotheke herzustellen.

Im Innern der Frohnhofapotheke liegt das historische Fachwerk frei und bildet einen Kontrast zu den Computern für das Back office

Im Innern der Frohnhofapotheke liegt das historische Fachwerk frei und bildet einen Kontrast zu den Computern für das Back office

„Ein Labor ist der Kern einer Apotheke und für die Zulassung notwendig“, erklärt Braun. Für Heimerzheim habe er nun von der Amtsapothekerin eine Ausnahmegenehmigung erhalten, weil er noch ein eigenes Labor besitzt. Ein neues soll im Obergeschoss gebaut werden. Das neue „Back office“, also die Computer für die Arbeit im Hintergrund, sind bereits in dem alten Fachwerkhaus installiert, das laut Braun schon im 11. Jahrhundert erwähnt wurde.

Die Gefache einer alten Innenwand sind nun leer, die Deckenträger so weit wie möglich erhalten. Die Wände sind schon alle neutral und sauber weiß gestrichen. Das Schmuckstück ist laut Braun aber der neue Verkaufsraum. In eine längere Bodenvertiefung vom Eingang in den Raum hinein soll noch eine blau marmorierte Fläche eingefügt werden, die sinnbildlich für die Swist steht.

Michael Ramon Braun zeigt, wie die einst von seiner Mutter geführte Apotheke künftig aussehen wird. Schubladen gibt es nur noch unter der Wand mit Panoramabildschirmen. Dahinter arbeitet ein Kommissionierroboter.

Michael Ramon Braun zeigt, wie die einst von seiner Mutter geführte Apotheke künftig aussehen wird. Schubladen gibt es nur noch unter der Wand mit Panoramabildschirmen. Dahinter arbeitet ein Kommissionierroboter.

In der hölzernen Thekenauflage ist das gleiche Motiv eingearbeitet. Schubladenschränke gibt es nicht mehr. Die Trennwand an der Rückseite des neuen Verkaufsraums ist mit Videopanelen bestückt, um ein beliebiges Panorama anzuzeigen. „Das könnte eine Berglandschaft sein, aber vielleicht sogar eine klassische alte Apothekeneinrichtung mit hölzernen Schubladen“, schmunzelt Braun. Tatsächlich kommen die Medikamente per Rutschbahn aus einem Schacht, die Auslese aus dem Lager übernimmt ein Roboter. Maissun Al-Kaddah, promovierte Apothekerin und Filialleiterin einer anderen Apotheke aus dem Verbund, ist begeistert vom „Kommissionierer“.

Dr. Maissun Al-Kaddah führt den Kommissionierer in der Frohnhofapotheke am Fronhof vor, deren Teilhaberin sie ist. Das Gerät holt automatisch Arzneimittel aus dem Speicher. Apothekerschränke gibt es nicht mehr.

Dr. Maissun Al-Kaddah führt den Kommissionierer in der Frohnhofapotheke am Fronhof vor, deren Teilhaberin sie ist. Das Gerät holt automatisch Arzneimittel aus dem Speicher. Apothekerschränke gibt es nicht mehr.

Sieben der 50 Mitarbeiter von Braun und Al-Kaddah arbeiten in Heimerzheim. Das wird nicht genügen. Drei weitere werden gesucht – pharmazeutisch-technische Assistenten und pharmazeutisch kaufmännisch Angestellte. Die Automatisierung soll auch eine Medikamentenabholung in der Nacht ermöglichen – nach vorheriger Beratung. Aber diese Anlage ist noch nicht fertig.

Mit undurchsichtigem Glas ist ein Teil des Verkaufsraums abgetrennt. Hier könnten zum Beispiel „intensive Beratungen“ angeboten werden, findet Al-Kaddah. Das Separét erinnert irgendwie an eine Impfkabine. Fast zwei Jahre musste die „Frohnhofapotheke“ im Container arbeiten. Eine zweite Apotheke hat an der Kölner Straße ein Ladengeschäft geöffnet, die dritte überstand die Flut nicht.

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