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GeständnisSwisttaler überfiel vier Tankstellen

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf den Eingangsbereich des Landgerichts an der Bonner Wilhelmstraße

In Bonn begann der Prozess gegen einen Tankstellenräuber

Innerhalb weniger Wochen waren in Bornheim und Swisttal Tankstellen nach dem gleichen Muster überfallen worden; hinzu kamen Taten in Weilerswist und Kerpen. In allen Fällen waren die Angestellte mit Schusswaffen bedroht und zur Herausgabe von Bargeld genötigt worden.

Weil er seinen Lohn an Spielautomaten verzockt hatte und deshalb klamm war, kam ein 19-Jähriger aus Swisttal auf die Idee, Tankstellen zu überfallen. 15 000 Euro könne man da erbeutet, machte ihm Anfang März ein Kumpel (20) weiß, der mit dem Lagerarbeiter und einem Dritten (17) gemeinsame Sache machen wollte. Das Ganze ging schief, der Swisttaler muss sich seit gestern vor der 2. Großen Jugendstrafkammer des Bonner Landgerichts verantworten. Gegen seine Mittäter, die aus dem Rhein-Erft-Kreis stammen, wird gesondert ermittelt.

Erster Beutezug mit gemietetem BMW

Laut Anklage fuhren sie in der Nacht zum 5. März mit einem BMW, den der 19-Jährige für 750 Euro plus 300 Euro Kaution gemietet hatte, nach Türnich, suchten unterwegs im Internet eine noch offene Tankstelle und parkten in der Nähe. Die zwei Komplizen zogen sich Sturmhauben über, stürmten in den Kassenraum: „Das ist ein Überfall!“, schrie einer und schlug mit einer Schreckschusspistole auf die Auslage. Die Angestellte musste die Kasse öffnen, der Bewaffnete packte Geldscheine in eine Tüte, sein Begleiter raffte Zigarettenpackungen zusammen. Nach ein, zwei Minuten war der Spuk vorbei. Der Swisttaler hatte unterdessen im startbereiten Auto gewartet.

Zwei Stunden später in Hersel

Gut zwei Stunden später war eine Tankstelle in Hersel dran. 1500 Euro in bar und Zigaretten im Wert von 2000 Euro sackten sie hier ein. Das Geld wurde in der Wohnung des 19-Jährigen geteilt, er durfte auch die Tabakwaren verhökern. „War das Konto dann wieder ausgeglichen?“, fragte die Vorsitzende Richterin Jessica Jöbges. Der Angeklagte: „Ja, aber nicht lange“. Denn binnen eines Monats hatte er wieder Schulden, so dass er am 3. April mit einem von den beiden früheren Mittätern auf Tour ging. Erneut wurden zwei Tankstellen ausgeraubt, eine in Weilerswist, kurz darauf die nächste in Heimerzheim. Wieder saß der 19-Jährige am Steuer des diesmal von einem Bekannten geliehenen Wagens, der Kumpel machte die „Vor-Ort-Arbeit“. In Swisttal waren zwei Frauen Opfer: Eine Kundin wurde von ihm mit der Waffe gezwungen, sich auf den Boden zu legen, während die Kassiererin Kasse und Tresor aufschließen musste. Die Polizei kam den Räubern schnell auf die Schliche, der 19-Jährige wurde auf der Arbeitsstelle verhaftet.

Reinen Tisch gemacht

Als sein Chef erfuhr, was die Kripo seinem Angestellten vorwarf, kündigte er ihm. Der Rauswurf und die Untersuchungshaft hätten seinen Mandanten geläutert, erklärte Verteidiger Professor Rolf Stark. Der junge Mann machte vor Gericht reinen Tisch und gab auch eine weitere Anklage wegen Körperverletzung zu. Danach hat er am 25. Februar in Köln zwei junge Männer niedergeschlagen. Sie sollen seine Mutter beleidigt haben.