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Nahverkehr im Rhein-Sieg-KreisMillionen-Investition für barrierefreien Einstieg

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Abgesenkte Bordsteinkanten, helle und ertastbare Leitelemente: Die Haltestelle Fronhof nimmt neue Gestalt an.

Swisttal – Flache Bordsteine, weiße Leitelemente und neue, große Platten mit wenig Fugen – in der Heimerzheimer Straße „Am Fronhof“ werden die Bushaltestellen zügig umgebaut. „Die sind fleißig – sogar bei strömendem Regen“, lobt Günther Heinz, der sich das Schauspiel als Passant nicht zum ersten Mal betrachtet.

An diesem Mittwoch kurz vor Mittag haben sich ungewöhnlich viele Schaulustige eingefunden, denn Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner stellte an der Seite des Nahverkehr Rheinland-Geschäftsführers Norbert Reinkober das insgesamt 1,7 Millionen Euro teure Projekt vor, und alle sechs Ratsfraktionen sind dabei.

Auch Morenhoven Mitte wird modernisiert

32 Bushaltestellen in der Gemeinde sollen in den kommenden Jahren barrierefrei werden, zur ersten Baustufe gehören fünf Haltestellen an drei Standorten. Neben dem Fronhof sind wegen der hohen Fahrgastzahlen – mehr als 100 Ein- und Aussteigenden täglich – auch Morenhoven Mitte und Buschhoven Quesnoy-Platz dran.

Diese erste Etappe kostet 446.000 Euro, von denen 400.000 Euro gefördert sind. „Teilhabe für Gehandicapte ist uns allen wichtig“, sagte Kalkbrenner: „Auch für die Älteren ist der Umbau von eklatanter Wichtigkeit.“

Vor dem Umbau: Die Bürgersteigkante ist für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung ein Hindernis.

Am Fronhof in Heimerzheim halten zwei Gelenkbusse hintereinander, denn dort steigen täglich Schüler der Georg-von Boeselager-Schule aus oder Swisttaler in andere Linien um. Kalkbrenner gab den Anliegern zu verstehen, dass sie um die Belastung durch die Baustelle weiß, und „dass es ein schmerzlicher Zeitpunkt für alle Gewerbetreibenden war“.

Die meisten Geschäftsleute am Fronhof hatten zwar gewusst, dass die Arbeiten für den Sommer 2020 geplant waren, wurden aber am Ende des Corona-Lockdowns doch von der Ankündigung eine Woche vor Baubeginn überrascht.

Entsprechend skeptisch schauten sich ein einige Mitarbeiter der „Frohnhof-Apotheke“ an, was vor dem Haus geschah. „Wir haben nur geschmunzelt, weil wir Eröffnung gehört haben. Eine Eröffnung von etwas, das noch gar nicht fertig ist“, sagte eine Frau.

Der Zeitplan der Arbeiten

Bis Ende nächster Woche sollen die Bauarbeiten in der Straße „Am Fronhof“ so weit fortgeschritten sein, dass nicht mehr die gesamte Straße gesperrt werden muss. Die Arbeiter sollen dann das Baumaterial so weit wie möglich zusammenziehen und auch die Stellflächen für Personenwagen möglichst freigeben.

Ab Montag, 27. Juli, werden an der neuen Haltestelle bereits die ersten Busse halten, auch wenn dann die Arbeiten noch nicht komplett abgeschlossen sein werden. (mfr)

„Wir sehen hier jeden Tag, wie die Leute mit den Autos in die Baustelle fahren, und auch zwei Linienbusse sind hier in den abgesperrten Bereich gefahren, weil die Fahrer offenbar nicht Bescheid wussten.“ Auf die Probleme zum Start der Baustelle hatte die Gemeindeverwaltung umfangreich reagiert, neue Wege geschaffen, Gastronomen Zugeständnisse zu Sitzplätzen und Abgaben gemacht – und auch Ausweichparkplätze für Angestellte angeboten.

„Wir haben aber nur zwei Ausweise für den Parkplatz bekommen, obwohl wir hier 13 Mitarbeiter haben“, sagt die Angestellte: „Wir haben hier das ,Kino‘ vor der Tür, allerdings ist der Dienstwagen dauernd zugeparkt.“

„Uns ist wichtig, dass alle Menschen – ob mit Handicap oder nicht – Bus und Bahn möglichst einfach und bequem nutzen können“, sagte Norbert Reinkober. Er brachte nicht nur Grüße von Landrat Sebastian Schumacher, dem Vorsteher seines Zweckverbands, mit, sondern appellierte auch eindringlich an die Fraktionen im Gemeinderat, die Mobilität im Kommunalwahlkampf außen vor zu lassen und an einem Strang zu ziehen.

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Damit rannte er wohl offene Türen ein, denn der Ausbau der weiteren Haltestellen ist ein festes Ziel der Gemeinde, die sich im Haushaltssicherungskonzept den Eigenanteil abgerungen hat.

„Das geht auch nur wegen der großzügigen Zuschüsse“, sagte Kalkbrenner. Ende August schaue sich der Bauausschuss vor Ort die nächsten Baustellen an. „Denn da wird es dann richtig eng. Es gibt nicht so viel Platz wie hier“, sagte Kalkbrenner, die Reinkober gleich mit auf den Weg gab, dass Swisttal auch nicht nur eine Mobilstation haben will, wenn es mal so weit ist.

Dabei geht es um Stationen, an denen Menschen das passende Verkehrsmittel für sich wählen können – ein mit anderen zu teilendes Auto, ein Fahrrad oder vielleicht den Bus. Noch ist das Zukunftsmusik. Bislang ist Swisttal aber beim Ausbau seines ÖPNV-Netzes vorne dabei, wie Reinkober lobte.