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„Bedauerlich für die Gemeinde“Benennung der Gesamtschule Swisttal sorgt für Kritik

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Bei der Benennung der Schule ist die Gemeinde zunächst den Vorgaben des Landes gefolgt. Die Schulform und der Träger müssen erkennbar sein.

Bei der Benennung der Schule ist die Gemeinde zunächst den Vorgaben des Landes gefolgt. Die Schulform und der Träger müssen erkennbar sein.

Swisttal – Die Gründung der Gesamtschule Swisttal ist erfolgreich gelungen; sie erreichte mit einer von allen Ratsparteien getragenen Werbekampagne der Verwaltung und den Grundschulen mehr als die geforderten 100 Anmeldungen und mit einer Bläserklasse, und dem Konzept der Naturparkschule setzt sie neue didaktische Schwerpunkte.

Einige Verwunderung hat im Ort allerdings die stille Umbenennung der Schule ausgelöst. Sie heißt schlicht Gesamtschule Swisttal und nicht, wie es in Anlehnung an die ehemalige Haupt- und Verbundschule vielleicht zu erwarten gewesen wäre, Goerg-von-Boeselager-Gesamtschule.

Tradition soll fortgesetzt werden

Die frühere CDU-Landtagsabgeordnete Ilka von Boeselager, jüngst von der Kreis-CDU mit der Konrad-Adenauer-Medaille ausgezeichnet, hat in einem Schreiben an die seit dem 1. Februar amtierende Schulleiterin Dr. Sybille Prochnow Penedo das Erstaunen und das Betrüben der Familie ausgedrückt, dass im Briefkopf der Schule der Name des bekannten Widerstandskämpfers nicht mehr vorkomme.

Prochnow Penedo hatte Ilka von Boeselager und deren Mann Antonius angeschrieben, und um eine Kooperation auf dem Sektor der politischen Bildungsarbeit gebeten. Sie nahm dabei bei den geplanten Projekten zur „Sensibilisierung für unsere deutsche Vergangenheit“ ausdrücklich Bezug auf die ehemalige Namensgebung der Schule und möchte diese Tradition gerne fortsetzen.

„Sehr bedauerlich für die Gemeinde Swisttal“

Die alteingesessene Heimerzheimer Familie denkt daran derzeit nicht: „Davon abgesehen, dass weder der Rat darüber abgestimmt hat, noch die Familie im Vorfeld darüber informiert wurde, ist es sehr bedauerlich für die Gemeinde Swisttal, dass ein Name, der symbolisch steht für eine Geschichte, die sich in dunkelster Zeit um willen eines anderen Deutschlands ereignet hat, entfallen soll“, heißt in es in der Antwort, „Georg und Philipp von Boeselager waren Bekennende und Handelnde im Widerstand, im Angesicht von furchtbarstem Gesellschafts- und Kriegsgeschehen. Georg ist im Krieg gefallen. In seinem Regiment hat seine mit höchstem persönlichen Risiko verbundene Haltung so viel Mut und Orientierung gegeben, dass die ihm militärisch Zugeteilten seinen Leichnam – entgegen striktem Verbot – nach Heimerzheim gebracht haben. Dort ist er auf dem Familienfriedhof beigesetzt worden.“

Ilka von Boeselager verweist darauf, dass sie während ihrer Zeit als Landtagsabgeordnete für den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis einer Initiative des früheren Bundespräsidenten Roman Herzog folgend den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus in Heimerzheim und in Rheinbach ins Leben gerufen hat.

Schülerpreis zeichnet vorbildhaften und solidarischen Einsatz aus

Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister haben dieses jährliche Gedenken fortgesetzt. Die Leiterin der vormaligen Hauptschule am Blütenweg, Roswitha Weber, hat zudem mit Antonius von Boeselager auch einen Schülerpreis ins Leben gerufen, der den vorbildhaften und solidarischen Einsatz mit einer Georg-von Boeselager-Medaille auszeichnet.

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„Natürlich sind alle froh, dass jetzt die Verwirklichung einer Gesamtschule möglich wurde. Warum allerdings die Namensgebung unterbleibt, scheint unerklärlich. Es ist vor allem abträglich für die unvergleichlich wertvolle Intention, wenn mit dem „offiziellen“ Namenszug eine Erinnerung an menschliche Haltung vertan wird, die wir in Heimerzheim besonders haben.“ Jede noch so gute Absicht – Zivilcourage zu ermutigen, Diskriminierung nicht hinzunehmen, standzuhalten gegenüber zeitgeschichtlichen Irrationalismen – gewinne doch offenkundig durch das gegebene Vorbild.

Familie fordert Gründe ein

Die Familie forderte Prochnow Penedo auf, die Gründe mitzuteilen, die zum Weglassen des Namens geführt haben. Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner und die Ratsmitglieder wurden ebenfalls eingeschaltet, „denn an einer Aufklärung des beschädigenden Geschehens ist aus unserer Sicht viel gelegen“, so Ilka von Boeselager.

Für die Gemeinde verwies Sprecher Bernd Kreuer gestern auf Anfrage der Bonner Rundschau auf das Schulgesetz des Landes, wonach die Bezeichnung der Schulform und des Trägers erforderlich ist. Diese Anforderungen seien durch die Bezeichnung „Gesamtschule Swisttal“ erfüllt worden. Weitere Entscheidungen zu einer Namensgebung seien nicht getroffen worden.

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