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Kirche in SwisttalSankt Martinus Ollheim feiert den Abschluss der Renovierung

Lesezeit 4 Minuten
Etliche Besucher feiern in der neoromanischen Kirche Sankt Martinus das Ende der Renovierung.

Bei der Feier zum Ende der Restaurierung zeigte sich die Neoromanische Kirche Sankt Martinus wie nach ihrer Erbauung um 1906.

Mit der Renovierung ist die mehr als 100 Jahre alte Kirche Sankt Martinus in Ollheim offener geworden. Kirchenbänke wurden entfernt, um mehr Raum für Begegnung im Gotteshaus zu haben. Es soll sich weiter öffnen.

„Vielleicht hatte Joseph Mohr ein Bild von der Zülpicher Börde vor Augen, als er das Lied in seinem Heimatort Siegburg komponiert hat“, schlug die Bundestagsabgeordnete Nicole Westig (FDP) in ihrem Grußwort zur Wiedereröffnung der Pfarrkirche Sankt Martinus in Ollheim vor. Das Lied „Ein Haus von Glorie schaut“, das im Gottlob als Nummer 478 verzeichnet ist, hatte Pate für die Festveranstaltung in Ollheim gestanden, mit der der Abschluss der umfangreichen Restaurierung gefeiert wurde.

Zudem hatte Heinrich Meurs seine 200-seitige Dokumentation zur Restaurierung mit dem Namen dieses Liedes betitelt. Darin bezeichnete er als Geschäftsführender Vorsitzender des Kirchenvorstands von Sankt Martinus das „in frischem Glanz erstrahlte Gotteshaus“ als eine „deutliche Landmarke in der Zülpicher Börde“.

Die Idee, aus der Kirche einen Ort der Begegnung zu machen, erwies sich bereits am Abend der Feier eindrucksvoll als weitsichtig und richtig. Der hintere Raum der Kirche wurde auf seiner gesamten Breite von Kirchenbänken freigeräumt und soll fortan kommunikativen Zwecken dienen, beispielsweise für einen Plausch nach dem Gottesdienst. Er steht aber auch für kulturelle Veranstaltungen und andere weltliche Ereignisse zur Verfügung.

Vergnügte Gespräche im leergeräumten Raum

Dieses neue Angebot nutzten die zahlreichen Gäste gleich ausgiebig. Gruppenweise vertieften sie sich nach der „Gaudete“-Jugendmesse, die von Kreisjugendseelsorger Daniel Sluminsky, Monsignore Arno Burghoff und Pater Marek Madej gemeinsam zelebriert wurde, derart vergnügt in Gespräche, dass sie das Geschehen im Altarraum mitunter gar nicht mehr mitbekamen. Dort stellte Westig in ihrem Grußwort fest, dass die Herausforderungen derzeit größer seien, als man sich das vor einem Jahr habe vorstellen können: „Es ist schwierig, dabei nicht die Hoffnung und den Mut zu verlieren.“

Doch die Wiedereröffnung der Kirche mit einem neuen Konzept, ausgerechnet am Vorabend des dritten Advents, bringe wieder ein wenig Licht und Hoffnung in die dunkle Zeit, sagte Westig. Mit der Entscheidung des Kirchenvorstands für ein alternatives Konzept mit der Möglichkeit einer säkularen Mitbenutzung der Kirche werde zugleich ein Bekenntnis zur Zukunftsfähigkeit der Kirchengemeinde abgegeben: „Und das in Zeiten, in denen die katholische Kirche sich in einer existenziellen Krise befindet.“

Kern des Förderprogramms „Kirchturmdenken 2.0“ getroffen

Diese Vorgehensweise treffe genau den Kern des Förderprogramms „Kirchturmdenken 2.0“ der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien. Damit würden genau solche Projekte gefördert, mit denen Kirchen und andere Sakralbauten als Orte von Kultur und bürgerschaftlicher Begegnung zugänglich gemacht werden und so regionale Zugehörigkeit und gesellschaftliche Integration stärken sollen. Dies sichere zugleich die Zukunft des Dorflebens und hebe den Aspekt der Nachhaltigkeit hervor.

Westigs besonderes Lob galt dem „Spiritus Rector“ Heinrich Meurs: „Denn so ein Projekt kann nicht ohne ein Zugpferd erfolgreich durchgeführt werden.“ Für die an diesem Abend vorgestellte Festschrift hatte Alexander Schulte unzählige Fotos beigesteuert. Diese Dokumentation war von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien gefördert worden. Darin ist die Historie der Sanierungsmaßnahme vom Antragsverfahren über die Vorplanung und das Bauprogramm bis hin zur Durchführung zusammengefasst – alles reich bebildert.

Außerdem gibt es in der Schrift interessante Exkurse zur steinzeitlichen Kreisgrabenanlage am Ortsrand von Ollheim und zum Status des Pfarrhauses als historisch relevantes Gebäude. Dieses soll als nächstes saniert und mit zwei Bädern sowie zwei Küchen ausgestattet werden.

Glasfachschülerinnen erzählen von ihrer Mitwirkung an der Restaurierung

Die beiden 19-jährigen Schülerinnen Fiona Münch und Jazz Pfeil von der Glasfachschule Rheinbach stellten in einem Kurzfilm ihren Beitrag zur Restaurierung der Buntglasfenster vor. Sie hatten nämlich zusammen mit vier weiteren Schülern die Gelegenheit, im Rahmen eines Praktikums die Derix Glasstudios aus Taunusstein aktiv bei der Wiederherstellung der kunstgeschichtlichen wertvollen Kunstglasfenster zu unterstützen.

Dabei wurden nicht nur die drei großformatigen Bleiglasfenster im Chorraum aus dem Jahr 1908 restauriert und mit einer Schutzverglasung versehen. Sie wurden von Friedrich Stummel, einem der bedeutenden Vertreter der Nazarener Kunststilrichtung innerhalb der Düsseldorfer Malerschule, entworfen. Die Glasmalerei B. Derix aus Kevelaer hatte sie hergestellt.

Arabesken-Fenster reproduziert

Auch das 2021 mutwillig zerstörte Arabesken-Fenster konnte originalgetreu reproduziert werden. Die Schülerinnen arbeiteten die stark lädierten Verkittungen entlang der Blei- und Eisenfassungen auf und reinigten die stark verschmutzten Fensterflächen.

Das war abwechslungsreich und eine tolle Erfahrung, bei der wir viel gelernt haben.
Fiona Münch, Schülerin der Glasfachschule in Rheinbach

 Sie hätten die Technik aus dem Jahre 1907 in Augenschein nehmen können und auch moderne Glasbearbeitungsverfahren kennengelernt. „Dabei ist in mir der Entschluss gereift, dass ich beruflich in diese Richtung gehen werde“, sagte Münch.

Jazz Pfeil durfte an den Fenstern ganz oben unter der Decke der Kirche sowie im Außenbereich an einer der Rosetten arbeiten. Aus der Nähe betrachtet seien diese geradezu gigantisch groß. Dies könne man sich vom Boden aus gar nicht so recht vorstellen.

Zu wissen, dass wir an der Restaurierung mitgearbeitet haben, und jetzt zu sehen, wie das fertige Ergebnis aussieht – das ist schon echt cool.
Jazz Pfeil, Schülerin der Glasfachschule in Rheinbach

Ihr sei klar geworden, dass Geduld, Fantasie, Auffassungsgabe und Präzision für dieses Handwerks unerlässlich seien.

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