Swisttal-OdendorfWarum das Weihnachtshaus in diesem Jahr weniger hell leuchtet

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Etwas weniger als üblich, aber dennoch beindruckend: Das Weihnachtshaus  der Familie Schlief in Odendorf.

Das Haus der Familie Schlief verbreitet ab morgen wieder weihnachtliche Stimmung.

Familie Schlief aus Odendorf speckt diesmal bei der Weihnachtsbeleuchtung ihres Weihnachtshauses ab. Hintergrund sind die hohen Stromkosten - und Rücksichtnahme.

Der kleine Paul freut sich gleich doppelt auf morgen. Denn zu seinem fünften Geburtstag erwartet ihn ein nicht alltägliches Geschenk. Mutter Silke, Vater Marc Schlief, Schwester Lena und er nehmen morgen in der Tombergstraße ihre Weihnachtsbeleuchtung in Betrieb, für die sie weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt sind. Doch das gewohnte Lichtermeer und die üppige Ausstattung im Garten sowie rund ums Haus fallen in diesem Jahr bescheidener aus: „Wir haben die Dekoration aufgrund der gestiegenen Energiekosten halbiert“, sagt Marc Schlief.

Das hat zwei Gründe. Zum einen ist Rücksicht auf den eigenen Geldbeutel geboten, die eigene Familie ernährt sich nicht von selbst. Zum anderen leuchten aus Rücksicht nicht so viele LEDs: „Auch wenn es finanziell machbar gewesen wäre, hätten wir weniger geschmückt. Manche Menschen kämpfen in diesen Tagen um ihre Existenz, da können wir nicht das volle Programm abspulen.“ In den vergangenen Tagen hat der Familienvater nach und nach die abgespeckte Version aufgebaut, meterweise Kabel verlegt und mit Hilfe seiner Lieben eine Lösung gefunden.

Sparprogramm

Die Hausfront ist verziert, es wurde nur Deko verwendet, die auch im Hellen etwas hermacht. Drei bis vier Kisten mit Leuchtelementen, schätzt Schlief, liegen unausgepackt im Keller. Dort werden sie auch bleiben. Leicht fiel es dem Hausherrn nicht, sich zurückzunehmen. So habe er den Balkon geschmückt, die Beleuchtung eingeschaltet und festgestellt: „Da müssen wir nachrüsten.“ Letztlich bremste ihn seine Gattin Silke, die ihn an das selbst verordnete Sparprogramm erinnern musste.

Jahrelang war das Haus hell erleuchtet, nun folgte die Umstellung: „Das ist unbefriedigend, aber besser als nichts.“ Aber auf zwei Dinge wollte Marc Schlief auf keinen Fall verzichten: das Lebkuchenhaus und den die Live-Übertragung vom Nordpol. Der Odendorfer hat Beziehungen, denn jährlich stimmt der Weihnachtsmann zu, dass das vorweihnachtliche Treiben von dort in den Rhein-Sieg-Kreis gesendet wird. Hin und wieder winkt der Mann mit dem dicken Bauch und buschigen Bart den Passanten vor dem Haus zu – und die staunen nicht schlecht. Oft sprächen ihn die Besucher auf die Technik an, die hinter der Übertragung steckt. Doch die mag Schlief nicht preisgeben: „Viele Kinder sind fest davon überzeugt, dass der Weihnachtsmann dort wohnt. Auf ihn konnten wir nicht verzichten, sonst hätten wir ihnen das Herz gebrochen.“

Neulich hielt eine Dame mit Kind und bat Schlief, dem Weihnachtsmann auszurichten, er möge die Geschenke auf der Tonne hinter dem Haus hinterlassen, falls sie nicht zu Hause sei. Ihr Nachwuchs war zufrieden. Für solche Momente nimmt die Familie vieles auf sich. Hoch ist der Zeitaufwand für den Aufbau, der in diesem Jahr allerdings deutlich geringer ausfiel. Auch die Nerven wurden entsprechend geschont: „Freuen kann ich mich darüber nicht“, stellt Marc Schlief klar.

Für ihn handelt es sich nicht um ein Hobby, sondern eine Leidenschaft. Darum hat er auch nicht ausgerechnet, welche Mehrkosten auf ihn zugekommen wären – auch nicht den Aufwand für die vergangenen Jahre: „Ich hatte früher einen Sportwagen, einen Ford Mustang V8 2007, und mich auch nicht um den Verbrauch gekümmert. Wenn ich etwas gerne mache, sind die Kosten nicht immer das Wichtigste“, erläutert Schlief und überträgt das Bild auf die Beleuchtung: „Jetzt kann ich mit dem Wagen keine 200, sondern nur noch 80 fahren.“ Dabei würden die Schliefs gerne Vollgas geben, denn wenn sich die Kinder draußen freuen, „geht uns das Herz auf“.

Kuriose Situationen

Mal schauen 30 Personen verteilt über den Abend vorbei, manchmal sind 30 Besucher auf einmal vor Ort. Beeindruckt sind sie alle, schließlich ist an der Tombergstraße Weihnachtsstimmung garantiert. Aber er wisse, dass er sich nicht nur Freunde mache, so Marc Schlief. Doch auf ein kleines Lichterspektakel verzichten wolle die Familie keinesfalls: „Egal, welche Kosten auch auf uns warten.“ Da ereignen sich schon mal kuriose Situationen. Es ist schon zwei-, dreimal vorgekommen, dass Schlief heimkam, sein Auto in der Einfahrt abstellte und von den Besuchern darauf hingewiesen wurde, dass er dort nicht parken könne: „Das sind aber die Ausnahmen“, sagt Schlief lächelnd.

Er begrüßt alle Altersklassen, vom Dreirad bis zum Rollator. Die Beleuchtung ist auf die Zeit zwischen 18 und ungefähr 21 Uhr begrenzt. Heute geht’s los, am Silvesterabend beginnt der Abbau, um das Material vor Raketen zu schützen. Bis alles wieder im Keller verstaut ist, vergehen zwischen zwei und drei Monate: „Das ist eine Frage der Zeit und Motivation“, so Marc Schlief, der noch ein Ass aus dem Ärmel zieht: „Wir werden eine neue Aufblasfigur präsentieren, die 2,40 Meter hoch ist.“ Auf sie freut sich vor allem Geburtstagskind Paul.

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