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Interview

Der Pfarrer und sein Lied
Theologische Erinnerungen mit zwei Mitwissern in Wachtberg

4 min
Günter Schmitz-Valadier mit Gitarre im Kirchenraum in Niderbachem.

Günter Schmitz-Valadier mit Gitarre im Kirchenraum in Niederbachem.

Günter Schmitz-Valadier ist in seiner evangelischen Gemeinde in Wachtberg als Pfarrer mit Gitarre bekannt. Im Gottesdienst am Sonntag gibt es die Uraufführung seiner Komposition mit dem Opernsolisten Tobias Schabel.

Herr Schmitz-Valadier, am Sonntag wird Ihre Gemeinde Sie wieder mit der Gitarre in der Hand erleben und ein neues Lied von Ihnen hören. Und es ist nicht das erste Mal ...

Stimmt, das erste Lied, das ich selbst gemacht habe, war ... gar nicht voriges Jahr, sondern schon 2023. „Kommt und knüpft am Netz der Freundschaft“, hieß es. Ich hatte damals einfach nichts passendes zum Thema Freundschaft gefunden.

Gitarre spielen Sie aber doch schon viel länger ...

Seit der frühen Jugendzeit. Ich bin im CVJM, dem christlichen Verein junger Menschen, am Niederrhein groß geworden. Und die Gitarre diente damals zur klassischen Lagerfeuerbegleitung. Und so mache ich das immer noch. Ich spiele die Harmonien als Begleitung zum Gesang, denn es geht mir nicht um die Musikalität eines Stückes, sondern darum, singend etwas ausdrücken zu können und darum, dass es der Gemeinde Spaß macht.

Übrigens hat Martin Luther 1523 sein erstes Kirchenlied geschrieben, also genau 500 Jahre vor mir, und daran habe ich angeknüpft. Er hat es allerdings weiter gebracht, von mir gibt es kein Gesangsbuch. (schmunzelt) Eigentlich wollte ich in meinem Leben drei Lieder schreiben, aber da komme ich jetzt schon drüber hinaus.

Wie kommen Sie auf so ein neues Lied?

Beim Laufen. Ich meine, auf der Hunderunde in Niederbachem Richtung Rodderberg und um den Dreilindenhof rum. Für dieses Lied war es im Frühjahr, als ich für die Sommer-Predigt-Reihe etwas über Paulus suchte und wieder nichts Passendes fand. Damals war Frieda noch dabei, meine fast 13 Jahre alte Labradorhündin, die leider vor zwei Monaten gestorben ist. Sie hat mich immer inspiriert, und ich hatte auch stets ein Notizbuch mit. Das Lied „Ich möcht' nicht wie Paulus sein“ war letztlich sehr zielgerichtet, denn ich suchte etwas zum Gleichnis des Fischers mit dem Netz.

Warum eigentlich „nicht“ wie Paulus?

Oh, dazu hätten Sie jetzt am besten die vier Sonntage der Predigtreihe zum Römerbrief erlebt. In dem Lied habe ich Glaubenshelden besungen, und Paulus ist mein großer Glaubensheld. Er hatte jedoch den Ruf des Enthusiasten und etwas sehr Strenges an sich. Seine Theologie allerdings ist Weltklasse! Damals in dieser einen Woche beim Laufen habe ich noch zwei weitere Lieder geschrieben.

Also auch das Lied für den kommenden Sonntag, das noch niemand kennt ...

Außer Tobias. Tobias Schabel ist Gemeindeglied bei uns und Solist an der Bonner Oper. Viele fragen deshalb, wann er mal was mitmacht, denn es gibt immer mal wieder ohne große Ankündigung Musik im Gottesdienst, die von Musikern aus der Gemeinde beigetragen wird. Wir wollen auch jetzt kein Happening daraus machen. Es bleibt ein normaler Gottesdienst, jedoch mit dieser Uraufführung.

Wo drum geht es denn in dem Lied?

Es ist ein sehr persönliches Lied mit einer eher melancholischen Melodie, obwohl es eigentlich zum Sechs-Achtel-Takt eher tänzerisch geeignet ist, aber eben doch sehr nachdenklich. Es geht um Erinnerung, in theologischer Art. In der letzten Strophe wird das Lied sogar zum Gebet. Der Einstieg sind Erinnerungen an die Kindheit. Wie haben wir damals Friedenslieder gesungen! Und jetzt sind wir 45 Jahre weiter, nun bin ich 61.

Wieviel Strophen gibt es?

Es sind vier Strophen. Die Gemeindemitglieder haben sie vor sich, das muss also niemand auswendig lernen, denn das macht ja heute ohnehin niemand mehr. Aber man kann es gut lernen. Die Melodie ist eingängig.

Text und Melodie sind also irgendwie aufgezeichnet?

Ja, von jemanden mit einem Notenprogramm. Es wird diesmal also einen kleinen Zettel geben. Beim Paulus-Lied hatte ich das nur schnell handschriftlich fixiert, und es hat auch nicht an jeder Stelle gestimmt. Dieses Mal dürfte aber ein richtiger Zettel mit Text und Noten fertig sein. Thomas Lennartz hat ihn gesetzt. Er ist ein begnadeter Klavierspieler, der in der katholischen Gemeinde ein Wachtberger Gesangbuch in loser Blattsammlung herausgibt. Er ist also der zweite Mitwisser, und es hat ihm Spaß gemacht, was mich auch beruhigt, weil es dann eher keinen Reinfall geben wird.

Wieviele Menschen kommen so zu einem Gottesdienst?

In den Herbstferien sind es so 40 bis 50. Normalerweise kündigen wir eine Musikeinlage nicht extra an. Sie ist stets eine Überraschung, ein Geschenk an die, die gekommen sind. Wie gesagt: nichts konzertantes, ein richtiger Gottesdienst, aber etwas Besonderes.

Vielleicht wird das neue Lied ja dann jeden Sonntag gesungen ...

Wer weiß? Es ist offener als das Paulus-Lied. Aber die Leute werden es sicher nicht so schnell vergessen und vielleicht sagen: Das hat unser Pfarrer geschrieben!


Uraufführung eines Kirchenlieds in Wachtberg

Am Sonntag, 19. Oktober, wird die evangelische Gemeinde in Wachtberg Teil der Uraufführung eines neuen Kirchenliedes. Pfarrer Günter Schmitz-Valadier wird seine jüngste Komposition zusammen mit Tobias Schabel, Solist an der Bonner Oper, vorstellen und mit der Gemeinde einüben. Gelegenheit, sich mit dem neuen Lied vertraut zu machen, besteht in den Gottesdiensten um 9.30 Uhr im Gemeindehaus Niederbachem, Bondorfer Straße 18, und um 11 Uhr in der Gnadenkirche Pech, Am Langenacker 12.

Tobias Schabel hat eine Bass-Stimme. Er hat an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg studiert, und zwar bei William Workman. 1998 bis 2000 war er Mitglied des Opernstudios der Hamburgischen Staatsoper. Er hat Meisterkurse bei Montserrat Caballé besucht, bei Rockwell Blake und Harald Stamm. Schabel war Gewinner des Hamburger Mozart-Preises 2000, Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes sowie der Masefield-Stiftung. Am Luzerner Theater, am Nationaltheater Mannheim und am Staatstheater Mainz hatte er feste Engagements, danach gehörte er jeweils zum Ensemble der Staatsopern Hannover und Unter den Linden in Berlin. Seit der Spielzeit 2019/2020 gehört Schabel zur Oper Bonn.