Erste Jubiläumsehrenamtskarte der Gemeinde WachtbergAls Trainer für den eigenen Sohn begonnen

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Schon wieder ein Dutzend Jahre her: Der Kunstrasen machte für Johannes Berchem (l.) und Michael Fleischhauer vieles leichter. Foto: Kehrein

Schon wieder ein Dutzend Jahre her: Der Kunstrasen machte für Johannes Berchem (l.) und Michael Fleischhauer vieles leichter.

Wie Johannes Berchem sich die Ehrenamtskarte in fast 35 Jahren mit unbezahltem Einsatz für seinen Verein erwarb, schilderte er Rundschau-Redakteur Manfred Reinnarth.

Herr Berchem, würden Sie anderen empfehlen, sich ehrenamtlich zu engagieren?

Mit wachsender Begeisterung kann ich das weiterempfehlen! Mittlerweile bin ich ja schon seit zehn Jahren der Vorsitzende des FC Pech1957 e. V.

Aber begonnen hat Ihr Engagement doch viel früher?!

Das hat 1989 angefangen, als der jüngste Sohn in Pech Fußballspielen wollte. Das war in der F-Jugend. Bambini gab es damals noch keine. Der Verein hatte sogar eine F3, also eine dritte F-Mannschaft, denn Pech hatte eine der größten Abteilungen im Fußballkreis Bonn.

Was war ihr erstes Amt?

Was ja immer fehlt, sind Betreuer. Als Vater bin ich damals vom Verein gefragt worden, und so wurde ich Betreuer und Trainer dieser Mannschaft. Fußball liegt mir im Blut. Fußball ist eine Sache – entweder man kann sie leiden oder man kann sie nicht leiden. Den jüngsten Sohn habe ich bis zur B-Jugend selbst trainiert. Danach haben es zwei andere versucht.

Das klingt nicht nach einem Erfolg für die Nachfolger...

Die Mannschaft stand danach auf dem letzten Tabellenplatz – und die Spieler alle bei mir vor der Tür und haben mich gebeten, sie wieder zu trainieren. Das lag einfach daran, dass die Trainer wegen der Platzbelegung zur gleichen Zeit ihr Training hatten und der Jugend nach der Begrüßung bloß Aufträge gaben.

Und Sie haben weitergemacht?

Ich habe sie in der Winterpause übernommen und es in der Rückrunde geschafft, mit ihnen auf Platz vier zu kommen. Aber ich fühlte mich zu alt.

Zu alt aber doch bloß aus Fußballersicht, oder?

Ich war 35 Jahre alt, habe mich für die erste Mannschaft interessiert und das Betreueramt.

Als Betreuer waren Sie weithin bekannt...

Ich wurde als „schnellster Betreuer im Kreis“ bezeichnet. (schmunzelt) Mit dem Eisköfferchen bin ich schneller als die Jungs mit dem Ball am Fuß gewesen. Ich war bekannt wie ein bunter Hund.

Ihre Aufgaben wuchsen...

Es ging damals vor allem darum, Trainer zu organisieren. Viele sind gekommen, viele sind gegangen. Bis Walter „Ela“ Hoffmann kam. Wir sind aus der B-Klasse in die A-Klasse aufgestiegen und durchmarschiert. Wir hatten den besten Torwart, den besten Spieler und den besten Torschützen. Es ging geradewegs in die Bezirksliga. Vier Jahre haben wir uns dort gehalten. Dann mussten wir auf die Bremse treten, weil wir so einen kleinen Verein mit Breitensport haben. Wir konnten ja nicht das ganze Geld in den Fußball geben. Zweimal ging es Richtung Landesliga. Ela Hoffmann und einige Spieler wollten Geld und haben mir die Pistole auf die Brust gesetzt. Er ist dann mit einigen Spielern abgezogen.

Aber das Ehrenamt hatte sicher auch schöne Zeiten...

Viele. Es gab eine sehr gute 50-Jahr-Feier, da waren die Jungs noch alle da. Und eine gute 60-Jahr-Feier. Zeitweise war ich Fußball-Abteilungsleiter. Ela Hoffmann sagte immer: „Bring die Schuhe mit“, so habe ich auch Zweite und Dritte gespielt und die Alten Herren trainiert.

Und Sie wurden Vorsitzender...

Mit Heide Wandel hatten wir die erste Frau als Vorsitzende im ganzen Kreis. Sie hat das sehr gut gemacht. Aber mit Tischtennisspielern und Bogenschützen an der Vereinsspitze ist im Fußball nichts mehr gelaufen. Da hieß es bald: „Das muss einer aus der Fußballabteilung machen.“ Mike Fleischhauer stand zur Wahl, wollte aber nicht in die erste Reihe, weil er stotterte, wenn er aufgeregt war. Also wurde er Vize. Jetzt ist Bernd Düsterdiek zweiter. Es ist eine sehr homogene Arbeit im Vorstand. Die meisten Entscheidungen fallen einstimmig.

Und Sie sind derweil älter geworden...

Im März werde ich 64. Ich bin im Krankenstand, kann aber auf jeden Fall den Sportverein weiter leiten. Hier wird keine Entscheidung im Alleingang gefällt. Meine Lebensgefährtin ist die Schriftführerin. Das funktioniert sensationell gut. Ich kann mich auf jeden verlassen. Seit ein paar Jahren ist der Filius, Sebastian Berchem, Trainer der zweiten Seniorenmannschaft. Der gesamte Verein braucht eine Verjüngung. Da müssen wir wohl welche ins kalte Wasser werfen.

Haben Sie ihr Engagement mal bereut?

Etwas hätte nie passieren dürfen. Trainer, Co-Trainer und Abteilungsleiter haben mir die Pistole auf die Brust gesetzt. Sie wollten Andreas Jaensch nicht in der Seniorenabteilung haben. Das ist aber aus unseren Reihen der beste Trainer, den wir je gehabt haben. Seine Mannschaft hat er seit den Bambini. Er hat ein hervorragendes Verhältnis zu den Spielern und die kratzen jetzt an der Spitze ihrer Klasse. Wer weiß, wo das noch hingeht. Ich habe gesagt: „Ihr könnt Euch auf den Kopf stellen, und er kommt in die Seniorenabteilung.“ Danach haben sie sich mit vorgefertigten Postkarten alle abgemeldet. Eine Mannschaft aus der eigenen Jugend in der B-Klasse zu haben, das ist wirklich sensationell. Da können wir uns freuen. Die Geschichte damals hat mich ins Krankenhaus gebracht. Aber ich habe es überstanden. Und solange es Spaß macht, mache ich es auch noch.

Wie viele Stunden gehen da in der Woche drauf?

Einige! Ich habe mir nie die Mühe gemacht, das aufzuschreiben. Das wäre der Anfang vom Ende. Aber schauen Sie, wie der Hausmeister den Kunstrasen im Griff hat. Ich habe immer die richtigen gefunden, die die Arbeit mitmachen.

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