Fall für den StaatsschutzUnbekannte legen verdächtige Bücher vor Haustüren in Wachtberg

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Auf einem Schild steht Staatsanwaltschaft.

Die Staatsanwaltschaft ist involviert.

„Der Mann in der roten Unterhose“ hat in Wachtberg Einwohner und Polizei nervös gemacht. Die Verteilung des kostenlosen Buchs wird im Zusammenhang mit salafistisch orientierten Personen gesehen.

Ein fremdes Buch vor der Haustür ohne Rechnung? Das hat in Niederbachem am Wochenende einige Empfänger ganz schön nervös gemacht. Der Staatsschutz ist involviert, die Ermittlung an die Staatsanwaltschaft übergeben.

Es war nicht das erste Mal, dass die Verteilung eines kostenlosen Buches die Polizei auf den Plan gerufen hat, und zwar genau von diesem Buch. Am Samstag und am Sonntag jedenfalls gab es an der Konrad-Adenauer-Straße in Wachtberg mehrere Polizeieinsätze. Von mehreren Anwohnern war gemeldet worden, dass zwei Unbekannte Bücher mit dem Titel „Der Mann in der roten Unterhose“ vor die Haustüren legten. 

Die Polizei schaute sich die Bücher sowie Videoaufzeichnungen von Überwachungskameras an und sicherte das mögliche Beweismaterial. Auf den Videos sind zwei Männer zu erkennen, während sie Bücher ablegen. „Es liegen Hinweise vor, dass auch an weiteren Häusern Bücher verteilt wurden, dies allerdings nicht der Polizei gemeldet wurde“, teilte Simon Rott, Sprecher der Bonner Polizei auf Anfrage der Rundschau mit.

Bereits Ende Februar sei ein gleichgelagerter Fall aktenkundig geworden. In dem Ermittlungsvorgang, den die Kriminalinspektion „Polizeilicher Staatsschutz“ der Bonner Polizei geführt habe, sei das Buch als islamwissenschaftlich bewertet worden. Aus den Akten gehe zudem hervor, dass das Buch seit Jahren auf salafistischen Social-Media-Kanälen beworben werde. „Jihadistische Inhalte sind in dem Buch nicht erkennbar. Es wird regelmäßig von salafistischen Aktivisten kostenlos und anonym in Wohnbezirken verteilt, um möglichst vielen Menschen die darin enthaltenen Inhalte näher zu bringen“, hieß es von der Polizei.

Der Mann in der roten Unterhose, in einer Tüte gesichert in Niederbachem

Der Mann in der roten Unterhose, in einer Tüte gesichert in Niederbachem

Strafbare Inhalte liegen nach ersten polizeilichen Feststellungen allerdings nicht vor. Dennoch ist der Vorgang zur rechtlichen Würdigung der Staatsanwaltschaft übergeben worden, wie Rott mitteilte. 

Das Buch ist bereits von seinem Erscheinungsbild her dazu geeignet, Menschen an dem, was sie sehen und lesen zweifeln zu lassen. So ist auch ein Teil des Titels wie ein Aufkleber gestaltet. Wem das Buch dient soll sich noch erweisen.

Die betroffenen Wachtberger waren jedenfalls beunruhigt. Sie spekulierten zunächst darüber, ob die Bücher ein Trick von Einbrechern sein könnten, um bei liegengelassenen Exemplaren herauszufinden, wo niemand zu Hause ist. Eine Person teilte im Internet ihren ersten Eindruck vom Inhalt, nachdem sie bis Kapitel vier gelesen hatte: „Absurde Logik, Unwahrheiten und pseudo-wissenschaftliche Schlussfolgerungen, dass es einem die Fußnägel aufrollt.“

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