Henseler HofGemeinde Wachtberg speckt bei Sanierung ab

Vor dem Henseler Hof ist der Platz gepflastert, doch der Zustand der Heizung stört die Reaktivierung des Raumangebots für Bürger.
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Wachtberg-Niederbachem – Aus Kostengründen speckt die Gemeinde Wachtberg den geplanten Umbau des Henseler Hofes in Niederbachem ab. Denn ohne energetische Sanierung fräße die Haustechnik das Budget auf, das eigentlich möglichst vielen Vereinen und Bürgern die gleichzeitige Nutzung des alten Dorfsaals ermöglichen sollte.
Den Umbau des Gebäudes hat der Wachtberger Ausschuss für Infrastruktur und Bau in seiner jüngsten Sitzung zwar einstimmig beschlossen. Aber von den neun Modulen, in die Architekt Wolfgang Beyß das Bauvorhaben unterteilt hatte, sollen zunächst nur vier angepackt werden. Ein Trennwandsystem, Stapelstühle und der geplante Laubengang im Erdgeschoss blieben auf der Strecke. Ebenso die im Keller eingeplante Fahrradwerkstatt. Das „gesparte Geld“ soll für die energetische Sanierung der Heizungsanlage ausgegeben werden.
Sanierung weniger umfangreich als geplant
Der Umbau des Henseler Hofes ist ein Teilprojekt des Integrierten Handlungskonzeptes Niederbachem und soll nicht nur Raum für die Bevölkerung schaffen, sondern auch die Dorfmitte beleben. Der Platz vor dem Hof ist inzwischen umgestaltet und der Kostenbeitrag, den die Anlieger dafür zu leisten haben, per Satzung geregelt: Sie zahlen für die Hälfte der neuen Fahrbahn und Parkflächen sowie für 70 Prozent der Kosten für die Straßenbeleuchtung. Den Rest trägt die Gemeinde für die Allgemeinheit.
Nun kann es mit dem Hof weitergehen. Aber eben nicht so umfangreich, wie geplant. Vor allem die Aufteilung des Dorfsaals in mehrere kleine Raumeinheiten spart sich die Gemeinde – wegen der Folgekosten. Denn jeder Raum hätte eine eigene Heizung und Lüftung haben müssen, erklärte der Planer. Lediglich drei separate Versammlungsräume sollen laut Beyß nun geschaffen werden: Zwei im Bereich der Empore sowie eine Lehrküche im Erdgeschoss – mit direktem Zugang zum Vorplatz.
Mitgestaltung
Der Arbeitskreis Aktivierungsstrategie Dorfzentrum Niederbachem (Henseler Hof) trifft sich am heutigen Freitag, 19 Uhr, im Henseler Hof. Möglichst viele Akteure sollen an dem Workshop teilnehmen und Ideen zur Reaktivierung der Ortsmitte einbringen. (jst)
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strategie.de
Die Bestuhlung für den Saal, der hauptsächlich von der Karnevalsgesellschaft genutzt wird, soll nach dem Umbau mit einem Aufzug transportiert werden können. Auch ein mobileres, leicht umbaubares Bühnensystem war gewünscht. Beyß sprach auch von neuen Möglichkeiten, die Kellerräume zu nutzen. Etwa als Werkstatt oder Lager. Allerdings haben solche Ideen die Investitionssumme bereits von knapp 300 000 auf 740 000 Euro klettern lassen – unter anderem 125 000 Euro für Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro.
Ingo Steiner (Grüne) findet, das ganze Umbauprojekt werde scheitern, wenn die energetische Situation nicht in den Griff zu bekommen ist. Denn jetzt verschlinge die Heizung „gigantische Summen“, mehr als 300 Euro am Tag. Oliver Henkel (Grüne) hegt Zweifel, ob jemand die Fahrradwerkstatt für die nächsten 25 Jahre zu betreuen bereit ist, wie geplant. Der Erste Beigeordnete Sven Christian dämpfte zu kühne energetische Erwartungen, da das Gebäude nun mal keinen Passivhaus-Standard hergebe. Fachbereichsleiter Christian Pohl wandte ein, es gehe um eine Reaktivierung des Gebäudes und weniger um die energetische Sanierung, weil er hier den Effekt einfach nicht sehe.
Schließlich war es Volker Gütten (CDU), der den Vorschlag machte, auf den sich am Ende alle einigten: Zwei der sechs Module werden aufgeschoben und die „Einsparung“ zur energetischen Sanierung genutzt. Zudem soll über die Nutzung des Kellers neu überlegt und ein besserer Platz für die wegen des Brandschutzes notwendige Fluchttreppe gesucht werden.