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WachtbergBadsanierung wird Hunderttausende teurer  – Aufsicht verlangt Konzept

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Arbeiten im Hallenbad Wachtberg im August.

Arbeiten im Hallenbad Wachtberg im August.

Die Sanierung des Berkumer Hallenbads wird nochmals Hunderttausende Euro teurer, und die Haushaltsaufsicht verlangt bis März ein Konsolidierungskonzept vom Gemeinderat.  

Die Sanierung des Hallenbads der Gemeinde Wachtberg in Berkum wird mindestens 658.ooo Euro teurer als noch im Juni dem Bauausschuss erklärt. Der Architekt hat nach der Kommunalwahl weitere Kosten angemeldet, und die Kämmerei in Berkum hat nachgerechnet. Nun kommt die Sanierung des Bades also doch deutlich teurer als gedacht.

Beim Rundgang mit Journalisten und Kommunalpolitikern im August hatte der Troisdorfer Architekt wegen der Kosten schon rumgedruckst, Ja, es könne mit drei Millionen klappen, doch diese Antwort klang damals bereits nach mehr. Und nun liegen die Zusatzkosten auch geprüft auf dem Tisch. Der Rat wird in seiner Sitzung am Mittwochabend schon dazu aufgefordert, diesen Mehrkosten zuzustimmen. Die Kämmerei schlägt vor, die für die Schule in Niederbachem eingeplanten Gelder für dieses Jahr umzuleiten und für die Schule nächstes Jahr erneut Geld zur Verfügung zu stellen. 

Arbeiten an Becken, Umkleiden und Technik gehören zum Sanierungspaket ebenso wie Umfeldgestaltung und die Modernisierung des verpachteten Restaurants. Während Architekt Rolf Dieter Haas betrauert, dass sein Beleuchtungs- und Gestaltungskonzept für den Eingangsbereich verworfen wurde, muss der Rat ganz andere teurere Probleme bei der Sanierung verkraften. Unliebsame Überraschungen in der Bausubstanz sind zwar das übliche Desaster eines solchen Bauvorhabens, aber die Wachtberger kamen auch nicht mit einem Fliesenleger zurecht, der das Becken beim Abschlagen von Untergrund aus dem Winkel geraten ließ und die folgenden Arbeitsschritten nach den Ausschreibungsbedingungen unmöglich machte, selbst aber für die Reparatur seiner Arbeit einen dicken Kostenvoranschlag einreichte. Allein die erwartete gutachterliche und juristische Auseinandersetzung hielten die Sanierung monatelang auf. 

Und während die enewa als Betreiberin noch länger auf die Übergabe wartet, die nach all den vorgeschriebenen Prüfungen am Ende solcher Arbeiten noch etliche Wochen auf sich warten lassen wird, muss nun der Rat überlegen, wie er Mehrkosten und den Doppelhaushalt in Einklang bringt. 

Im Mai lag die Summe aller Kosten noch bei 2,934 Millionen Euro. Am 24. September sind dann 3,592 Millionen festgestellt worden. 81.000 Euro der Mehrkosten haben laut Ratsvorlage aus der Gemeindeverwaltung mit dem Bauwerk selbst zu tun, 452.000 Euro mit den technischen Anlagen und 25.000 Euro mit den Außenanlagen. Kommen noch 100.000 Euro an Nebenkosten hinzu, schließlich sind Architektenhonorare grundsätzlich an die Kosten gekoppelt.

Mehrkosten der Berkumer Badsanierung im Einzelnen

Anpassungen an den Bodenfliesen wurden - obwohl der alte Fußboden aus Kostengründen der alte bleibt, 30.000 Euro teurer als geplant. Teils mussten Unterdecken angepasst werden, und das Lehrschwimmbecken ist 60 Zentimeter breiter geworden als früher.

175.000 Euro Mehrkosten verursachte die brandschutzkonforme Beleuchtung. Elektrokabel mussten wegen eines Chlorgasschadens unerwartet ausgetauscht werden. Das neue Alarmierungskonzept mit Anschluss einer Sprechstelle in der Schwimmmeisterloge und an den benachbarten Schulkomplex bewirkte Mehrkosten von 125.000 Euro. Ein Klimagerät in der Loge (8000 Euro), Umwälzpumpen in den Becken samt der Stilllegung der alten Abflüsse unter dem Beckenboden (38.000 Euro) oder eine neue Messanlage im Babybecken (30.000) Euro trieben ebenfalls den Preis, und dann musste noch die Druckanlage am Filter (20.000 Euro) und nach einem Blaualgenbefall  Filtermaterial (9000 Euro) ungeplant bezahlt werden. Da muten die Mehrkosten im Außenbereich fast bescheiden an: 3000 Euro kostete das Absenken von Bordsteinen, wo Autos lang müssen, und der ungeplante Austausch von Boden, wo der Baugrund sonst nicht ausreichend getragen hätte, schlug mit 22.000 Euro zu Buche.  

Den Anstoß, eine aktualisierte Kostenrechnung einzureichen, hatte die Gemeindeverwaltung übrigens am 15. September gegeben. Schon drei Tage später lag die Auflistung vor. Mit Stand vom 24. September sind es ganz genau 3.592.362,50 Euro. Mit Brief vom 28. September hat die Kommunalaufsicht bei der Kreisverwaltung im Rahmen der Haushaltsprüfung wegen dieser Mehrkosten bereits um einen Bericht gebeten. Die Aufsichtsbehörde mahnte die Wachtberger dazu, bei allen Ausgaben in der Gemeinde „auf den Umfang und sie Ausgestaltung von Investitionen“ zu achten und vor allem auf „die Grenzen der Belastbarkeit des Haushalts“. Denn der Doppelhaushalt kommt nur mit einem kräftigen Griff in die Rücklagen und neue Verschuldung aus, so dass auch die Zinsbelastungen steigen. Die Kreisverwaltung bescheinigt der Gemeinde Wachtberg eine „durchgehend defizitäre Ergebnisplanung“. Die „äußerst angespannte Finanzlage“ mache „einen konsequenten Konsolidierungskurs notwendig“. Im Kreishaus wird aber auch anerkannt, dass der Rat aktiv eine Konsolidierung eingeleitet habe, was letztlich zur Genehmigung des Haushalts geführt habe. Die hat allerdings eine Auflage: Bis zum 1. März muss der Rat einen beschlossenes Konsolidierungskonzept vorlegen.


Weitere Themen im Rat von Wachtberg

Neben den Mehrkosten von knapp 700.000 Euro für das Hallenbad in Berkum befasst sich der Gemeinderat bei seiner Sitzung am Mittwoch, 8. Oktober, ab 18 Uhr in der Aula der Hans-Dietrich-Genscher-Schule in Berkum auch mit der „Geschwindigkeitsüberwachung im Rahmen interkommunaler Zusammenarbeit“. Wie aus Rheinbach berichtet, formieren sich die sechs linksrheinischen Rhein-Sieg-Kommunen nach den Möglichkeiten eines neuen Gesetzes, um auf eigene Rechnung Verkehrsteilnehmer abzukassieren, die sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Dazu wollen die Kommunen zunächst gemeinsam Überwachungsgerät anschaffen, mobile Blitzer, und angeschlossen an eines der Ordnungsämter sich die Personalkosten teilen.

Der Rat ist auch gefragt, einen Umbau in Berkums Mitte zu genehmigen, der die Ansiedlung eines Geschäfts für Tiernahrung und -spielzeug ermöglichen soll. Der Laden müsste dann 85 Quadratmeter größer werden, als bislang dort zugelassen ist. Geplant ist ein Geschäft mit 455,62 Quadratmetern. Die Verwaltung steht dem Vorhaben wohlwollend gegenüber, auch um Leerstand zu vermeiden.