Neubaupläne in WachtbergWarum Burg Odenhausen um einen Einsturz fürchtet

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Der Wassergraben an Burg Odenhausen in Berkum hält auch die Fundamente feucht und stabil.

Der Wassergraben an Burg Odenhausen in Berkum hält auch die Fundamente feucht und stabil.

Burg Odenhausen hat mit dem neuen Jahresflyer für Führungen einen Hilferuf abgesetzt: Ein Neubaugebiet, wie am Wachtbergring in Berkum geplant, grabe ihr das Wasser ab und bringe sie zum Einsturz. 

Familie Vieten rüstet Burg Odenhausen zur Verteidigung. Sie fürchtet, dass Neubaupläne der Gemeinde Wachtberg und eines Investors aus Mönchengladbach dem Gebäude im wahren Sinne des Wortes das Wasser abgraben. Dies wäre für die viel besuchte Wasserburg bedrohlich, denn ohne Wasser verlören die Grundmauern ihre Stabilität. Ein Anwalt ist eingeschaltet und eine Unterschriftenaktion organisiert. Das anfangs gute Verhältnis zu Bürgermeister Jörg Schmidt (CDU) ist abgekühlt. Nun werden Geschütze in Position gebracht.

Schon vor Jahren entstand am Wachtbergring mit dem Areal um Schneiders Marktscheune das erste Neubaugebiet auf Äckern, die bis zur Burg führten. „Rondo“ heißt es. Ende vergangenen Jahres hat die Politik dem zweiten Baubereich in Form eines städtebaulichen Vertrags mit einem Investor zugestimmt, und damit ist laut Burgherr Wolfgang Vieten genau der Bereich betroffen, unter dem die Drainageleitungen liegen, die den Burggraben speisen.

Der Lokalpresse und dem Lokalfernsehen erklärte Vieten an diesem Mittwoch seine Lage – ein Schritt, den der Anwalt der Familie, Christof Siefarth, rein routinegemäß der Gemeinde avisiert hatte und der nach seiner Darstellung zumindest die Grünen – die mit der CDU in Wachtberg ein Mehrheitsbündnis leben – deutlich verprellt habe. Aber diese Partei, so Burgherr Vieten, sei schon nicht erfreut gewesen, als er nach dem Kauf der Burg ein paar Bäume habe fällen müssen, um Haus und Park wieder sichtbar zu machen.

Benjamin Vieten zeigt, wo der Wassergraben von Burg Odenhausen in Wachtberg-Berkum bei Starkregen überläuft und wie viel Wasser nötig ist, damit die Burg sicher stehen bleibt.

Benjamin Vieten zeigt, wo der Wassergraben von Burg Odenhausen in Wachtberg-Berkum bei Starkregen überläuft und wie viel Wasser nötig ist, damit die Burg sicher stehen bleibt.

Nicht nur die Burg hat eine Geschichte, sondern auch das Problem des Wasserzulaufs. So ist die Burg als eine der drei höchstgelegenen Wasserburgen in Nordrhein-Westfalen seit jeher auf einen Wasserzufluss vom Wachtberg her und aus drei Quellen angewiesen.

Der letzte bodenständige Besitzer, dem auch die angrenzenden Äcker gehörten, legte vor mehr als 100 Jahren ein Drainagesystem sowie einen bürgerlichen Park an. Von dem Park blieb nicht viel übrig, als die Burg Ende der 60er Jahre in die Hand eines wohlhabenden Mannes kam, der sich hinter dichten Eibenhecken, Wassergraben und kugelsicheren Fenstern hauptsächlich gegen Terroristen verschanzen wollte, wie Wolfgang Vieten berichtet – ein Grund, warum heute das Grundstück der Burg so eng gefasst ist, dass kaum mehr als Wasser und Wege dazu gehören. Zwar stehe die Burg unter Denkmalschutz, so Vieten, aber er glaubt nicht, dass der das Gebäude gegen eine moderne „Umzingelung aus hohen Bauten“ schützt. „Wenn Sie die Pläne für bis zu vier Geschosse sehen und das ansteigende Gelände Richtung Wachtbergring, werden die obersten Gebäude von der Burg wie zehngeschossige Hochhäuser wirken“, so Vieten.

Wenn Sie die Pläne für bis zu vier Geschosse sehen und das ansteigende Gelände Richtung Wachtbergring, werden die obersten Gebäude von der Burg wie zehngeschossige Hochhäuser wirken.
Wolfgang Vieten, Burgbesitzer

Seit 17 Jahren lebt die Familie Vieten mit den Kindern Sina, Annika und Benjamin auf der Burg, ist aber als Sportreise-Veranstalter oft auf Tour und hat einen Zweitwohnsitz in Kalifornien. „Weil wir viel unterwegs sind, gingen einige Informationen an uns vorbei“, glaubt Ehefrau Petra Vieten und berichtet, dass ihr ursprünglicher Anwalt inzwischen den Investor vertritt, was ihr heutiger Anwalt „Parteiverrat“ nennt. Er will die juristische Gegenwehr vor dem Beschluss eines Bebauungsplans starten und fordert eine hydraulische Untersuchung. Bisher baue der Investor allein auf Angaben des früheren Besitzers.

Ulf Hausmanns, der nicht als Politiker für „Unser Wachtberg“, sondern für den Heimatverein Villip mit auf der Burg war, glaubt, der Investor werde sich „wundern, wenn er herausfindet, was sein Bauvorhaben für Auswirkungen hat und dass er auch einen neuen Kindergarten finanzieren muss“.

Wassergraben an Burg Odenhausen in Berkum

Wassergraben an Burg Odenhausen in Berkum

Wolfgang Viethen: „Es handelt sich um einen Interessenkonflikt, in dem die Burg nicht untergehen darf.“ Darum hat er den neuen Programmflyer der Burg nicht nur mit Terminen versehen, sondern auch mit einem Hilferuf, ebenso die Internetseite der Burg. Die Burg brauche als Landmarke einen „Distanzraum“. Sie dürfe nicht mit 100 Neubauwohnungen „aufgewogen und eingemauert“ werden.

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