Wachtberger Künstler sucht MitstreiterIm Kampf gegen Corona weltweit vereint

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Wachtberg – Die weltweite Pandemie hat den Wachtberger Künstler Michael Franke sehr bewegt. „Die Menschheit kämpft als Ganzes gegen einen gemeinsamen Feind“, sagt der 63-Jährige. „Das hat mir Hoffnung gegeben, dass die Menschen dadurch zusammenrücken und auch Europa erstarkt.“ Natürlich habe er auch Gefahr durch das Virus gesehen, aber vor allem Hoffnung. Sie trieb ihn zu politischem Engagement, damit ein europäischer Gesundheitsfonds für die Zeit nach Corona entstehe. Die Finanzierung stellte er sich durch Abgaben auf gesundheitsschädliche Genussmittel wie Zigaretten und Zucker vor. „Die Idee ist vielfach beklatscht worden, aber niemand hat sie sich auf die Fahnen geschrieben“, resümiert Franke enttäuscht. Zunächst hatte er mit Norbert Röttgen (CDU) gesprochen, aber auch mit Alexander Graf Lambsdorff von der FDP und Alexandra Geese von den Grünen. Nichts.
Seit der verfehlten Resonanz auf seine Petition von Ostern 2020 mit einem Offenen Brief an Ursula von der Leyen als Präsidentin der Europäischen Kommission hat er erkannt, dass mangels der rechtlichen Möglichkeit zur Erhebung einer europäischen Steuer der Fonds so nicht zustandekommen kann. „Dabei könnten die Länder damit freiwillig anfangen und das Geld zusammenlegen“, findet Franke. Auch eine einmalige Steuer auf Geldtransaktionen könne den Fonds füttern. Zeitweise befürchtete er indes, dass Europa an Corona zerbrechen könnte. „Es war nicht schön als sich die Länder gegenseitig Schutzmasken vorenthielten.“

Michael Franke (63) erlebte einige „Tiefschläge“.
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Franke hat die Corona-Pandemie früh erreicht, und zwar in seinem Atelier bei Grotte di Castro am Bolsenasee in Italien. „Ich habe Freunde in dem Dorf durch Corona verloren. Von den 2000 Einwohnern waren mehr als 100 infiziert.“ Ein Trost: „Inzwischen gibt es einige europäische Finanzierungsmöglichkeiten.“
Franke findet es ungerecht, wie die Krise Gewinner und Verlierer hervorbringt. Er fürchtet, dass große Konzerne, „die in Deutschland keine Steuern zahlen und ihre Mitarbeiter schlecht behandeln“ nun ihr Monopol ausbauten. „Zu Amazon müsste ein europäisches Gegenstück aufgebaut werden, dessen Gewinne der Allgemeinheit zugute kommen“, findet der Künstler.
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Wie es in Wachtberg weitergeht, weiß er auch noch nicht. „Die Wachtberger Kulturtage stehen unter dem Damoklesschwert von Corona. Seit dem Neujahrskonzert vom 1. Januar 2020 fand kein Konzert mehr statt“, sagt Franke. 70 Konzerte im Jahr hatte es zuvor bei ihm gegeben. „Das ist für mich sehr belastend.“ Corona-Überbrückungshilfe nahm er – „aus Solidarität zu anderen Künstlern, die viel härter getroffen sind“ nur ein Mal an. Trotz des teuren Ausbaus seines Ateliers in Gimmersdorf schaffte er es, sich mit ein paar online angebahnten Kunstverkäufen über Wasser zu halten.
Ein „Tiefschlag“ war dabei allerdings der Auftrag für die Illustration der Göttlichen Komödie für eine spezielle Veröffentlichung zum 700. Todestag des italienischen Künstlers Dante Alighieri. „Zweieinhalb Jahre habe ich daran gearbeitet. Dann hat der Finanzier sich zurückgezogen, weil er keine Erfolgschance auf dem Buchmarkt sieht.“ Nun sind Bilder und Videos dazu auf seiner Internetseite zu sehen. Gerade bricht er wieder nach Italien auf, um die Dante-Ausstellung in Rom vorzubereiten. Keine leichte Abreise in Corona-Zeiten, da die Gedanken bei der 88 Jahre alten Mutter sind, Julitta Franke, die an der Poppelsdorfer Allee in Bonn ihr Atelier hat.