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Digital und nachhaltigDas erste Container-Hotel Deutschlands steht im Rheinland

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Ein dreistöckiges Gebäude besteht aus Containern.

Zwanzig Zimmer hat das Hotel in Erkelenz, das aus Seefracht-Containern besteht.

Ein zweites Leben bekommen Seefracht-Container bei den Hotels von Tin Inn. Isoliert und veredelt werden sie in einem Werk in Wassenberg. 

Es soll das erste aus Seefracht-Containern gebaute Hotel dieser Art in Deutschland sein – und es steht im Rheinland. In Erkelenz im Kreis Heinsberg hat vor kurzem ein Container-Hotel eröffnet. 16 Container sind dort aufeinandergestapelt, zum Teil umrandet von Beton-Teilen soll dies ein Zukunftsmodell vor allem für kleinere Städte sein. Das versprechen sich die Gründer der Tin Inn Hotels.

„Wir hatten selbst immer wieder die Schwierigkeit, unsere Geschäftspartner, Freunde oder Familie unkompliziert im nahen Umfeld unterzubringen“, berichtet Nico Sauerland, Mitgründer der Tin Inn Hotels. Klassische Hotelketten gingen in der Regel nicht in diese Nische, weil sich ein Hotel mit einem herkömmlichen Konzept erst ab knapp 100 Betten lohne. Aus der eigenen Erfahrung mit der mangelnden Hotelkapazität sei dann die Idee entstanden.

Aber wieso Fracht-Container? Nach der Produktion der Container in China werden sie in die Welt exportiert, gelangen aber nur selten dorthin zurück, erklärt Mervi Reitemeier, Director bei Tin Inn. In Europa bestehe daher ein deutlicher Überbestand an Containern.

„Im Idealfall werden diese im Sinne der Nachhaltigkeit weiterverwendet, denn sie sind ja bereits existierender und mobiler Raum“, sagt sie weiter. In der Realität würden sie allerdings oft verschrottet oder eingeschmolzen, um es für etwas anderes zu verwenden, was ein energieintensiver Vorgang sei.

Fracht-Container werden mit weltweitem Patent isoliert

Für das Container-Hotel werden die gebrauchten Fracht-Container stattdessen „veredelt“ und bekommen eine zweite Bestimmung. Die Firma Containerwerk in Wassenberg, Kreis Heinsberg, aus der die Tin Inn GmbH hervorgegangen ist, hat ein weltweites Patent, mit dem die Seefracht-Container isoliert werden. Der Prozess daure etwa zwei Stunden, so Reitemeier.

Anschließend würden die Container in dem Werk in Wassenberg komplett eingerichtet und ausgestattet und für die Errichtung des Hotels am jeweiligen Standort vorbereitet. Der Aufbau am Standort selbst ginge dann schnell. „Vom Spatenstich bis zum Check-In des ersten Gastes vergehen kaum vier Monate“, erklärt Reitemeier.

Es werden 15 Container für die Zimmer auf drei Etagen gestapelt. Ein weiterer wird als Technik-Container auf dem Dach genutzt. Insgesamt ergibt das 20 Zimmer: Im Erdgeschoss werden fünf Container zu zehn Einzelzimmern, im ersten und zweiten Stock gibt es jeweils fünf Doppelzimmer.

Check-In läuft im Container-Hotel rein digital

Doch im Eingangsbereich des Hotels erwartet die Gäste kein Personal an einer Rezeption. Hier soll absichtlich alles rein digital laufen: Von der Buchung, über den digitalen Zimmerschlüssel bis zur Abrechnung. Das soll den Gästen eine individuelle Anreise zu jeder Tages- und Nachtzeit ermöglichen. Eine 24-Stunden-Servicehotline soll bei Fragen und Problemen immer erreichbar sein, ein Digital-Bistro eine Hotelbar ersetzen.

Das Thema Nachhaltigkeit spiele dabei an vielen Stellen eine Rolle. Die minimale Versiegelung und das eigene Wärmepumpenkonzept reduzierten den CO2-Fußabdruck auf ein Minimum, heißt es in der Pressemitteilung von Tin Inn.

Das Gebäude erfülle die KfW-40-Bedingungen und habe das DGNB-Zertifikat für Nachhaltigkeit im Bauen erhalten. Doch auch im Detail sei darauf geachtet worden, etwa mit der Verwendung von Bambusholz, mit Teppichen aus alten Fischernetzen oder der Möblierung aus Rückläufern.

Die Resonanz nach den ersten Tagen in Erkelenz sei positiv, so Reitemeier: „Knapp zwei Wochen nach der Eröffnung erreichen wir eine Auslastung von gut 85 Prozent.“ Das Hotel in Erkelenz soll nicht das einzige bleiben. Die nächsten beiden sollen im Juni in Montabaur eröffnet werden. Hinzu kämen in diesem Jahr noch Hotels in Hückelhoven und Heinsberg. Im nächsten Jahr sollen weitere folgen.

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